Tennis: Murray erkämpfte sich fünftes Australian-Open-Finale

Melbourne (APA/dpa/Reuters) - Andy Murray hat die Neuauflage des Vorjahrs-Finales bei den Australian Open perfekt gemacht. Der Brite rang am...

Melbourne (APA/dpa/Reuters) - Andy Murray hat die Neuauflage des Vorjahrs-Finales bei den Australian Open perfekt gemacht. Der Brite rang am Freitag in Melbourne den Kanadier Milos Raonic nach mehr als vier Stunden mit 4:6,7:5,6:7(4),6:4,6:2 nieder und trifft nun am Sonntag (9.30 Uhr) im Endspiel auf Titelverteidiger Novak Djokovic.

Der serbische Weltranglisten-Erste hatte am Donnerstag im Halbfinale Rekord-Grand-Slam-Turniersieger Roger Federer in vier Sätzen ausgeschaltet. 2015 hatte Djokovic gegen Murray im Finale in vier Sätzen gewonnen. Für Murray ist es bereits die fünfte Endspiel-Teilnahme beim ersten Major-Event des Jahres - ein Titel fehlt dem im Februar erstmals Vater werdenden Olympiasieger aber noch. 2010 verlor er gegen Federer, 2011, 2013 und 2015 gegen Djokovic.

Und beinahe wäre diesmal schon gegen den zuletzt aufstrebenden Raonic das Aus gekommen. Murray musste sein bestes Tennis auspacken und stand nach einem 1:2-Satz-Rückstand erst nach 4:03 Stunden als Sieger fest. „Es war verdammt schwer. Er hat vor allem im Tiebreak des dritten Satzes unglaublich gut aufgeschlagen“, sagte Murray. Gegen Djokovic, der einen Tag mehr Pause hat, dürfte Murray nun noch mehr gefordert werden. „Wenn du gegen den besten Spieler der Welt spielst, darfst du dir nicht viele Fehler erlauben“, sagte der zweifache Grand-Slam-Champion.

Sein Bruder Jamie hat bereits am Samstag an der Seite des Brasilianers und Ex-Partners von Alexander Peya, Bruno Soares, die Chance auf den Titel im Doppel. Erstmals seit der Einführung des Profitennis stehen zwei Brüder im Einzel und Doppel im Finale eines der vier Grand Slams. „Natürlich sind meine Eltern stolz, es gibt ja nicht so viele Tennisspieler aus Schottland. Das haben wir ja nie erwartet. Ich hoffe, Jamie kann morgen gewinnen.“

Zunächst hatte am Freitag aber viel auf eine Überraschung des in Podgorica geborenen Kanadiers hingedeutet. Raonic schaffte einen perfekten Start und nahm dem Schotten gleich das Service ab. Für den starken Aufschläger Raonic war das schon die halbe Miete. Nach nur 36 Minuten holte er sich den ersten Satz, auch weil Murray seine drei Breakchancen nicht nutzte. Der Davis-Cup-Champion blickte danach immer wieder verzweifelt in seine Teambox zu Trainerin Amelie Mauresmo.

Im zweiten Satz gelang Murray erst zum 7:5 sein erstes Break und damit der Gleichstand. Wawrinka-Bezwinger Raonic blieb in seinem zweiten Major-Halbfinale aber cool und stellte nach einem nahezu perfekten Tiebreak auf 2:1-Sätze. Im vierten Satz musste sich der 1,96-m-Riese aber am linken Oberschenkel behandeln lasse, er machte mehr Fehler und war nicht mehr ganz so flink. Zudem, so konstatierte Murray, habe er nach dem Tiebreak die Aufschläge seines Gegners besser lesen können.

„Man hat ihm angemerkt, dass er ein bisschen langsamer geworden ist, das tut mir leid für ihn“, sagte Murray. Mit dem Satzgleichstand durch Murray war der Widerstand von Raonic gebrochen, so wie kurz zuvor aus Frust auch das Racket des sonst so ruhigen Kanadiers. Murray gelang im fünften Abschnitt sofort das Break, damit war die Partie entschieden.

Zwei Tage muss Murray noch in Australien bleiben, denn seine Gedanken sind natürlich auch bei seiner hochschwangeren Frau Kim. „Ich lese schon eine Menge Bücher. Aber wenn das Baby kommt, wird man das schon lernen“, meinte Murray lächelnd zur Frage nach seiner Vorbereitung auf die Vaterschaft. Ein vorzeitiger Abflug, wie er es vor dem Turnier im Falle einer vorzeitigen Geburt angekündigt hatte, dürfte ihm aber erspart bleiben.