Den Stilbruch noch einmal verfeinert
Der Jaguar XF der ersten Generation war der erste Vertreter einer radikal neuen Formensprache, die zweite Generation verfolgt diesen Weg mit mehr Feinschliff und modernerer Technik weiter.
Von Markus Höscheler
Tobadill –Damals, 2008, hat es noch einigen wehgetan, was viele andere gefreut hat: Jaguar wagte revolutionäres Design, schob den altehrwürdigen S-Type aus der Fertigungshalle und markierte mit dem XF eine markante Wende. Die Briten wagten mehr Coolness, der Maschendraht-Kühlergrill symbolisierte den Stilbruch in der Oberklasse perfekt. Der XF war Wegbereiter für weitere Jaguar-Modellreihen, die sich vom Look der Limousine einiges entlehnten. Die Luxusklasse zog mit dem eben facegelifteten XJ nach, im Roadster-/Sportcoupé-Revier darf der F-Type prägende Stilelemente zur Schau stellen. Selbst die zwei jüngsten Neuzugänge, der XE (Mittelklasse-Limousine) und der F-Pace (Crossover, kommt im Frühjahr auf den Markt) lassen sich rein optisch vom XF ableiten. Damit nicht genug: Beim im Herbst vorigen Jahres fällig gewordenen Generationswechsel des Design-Vorbilds war die Vorgabe offenbar keine geringere, als das eben erst Etablierte pfleglich zu behandeln. Auf den ersten Blick ließe sich von der 2. Generation also eher von einem Facelift sprechen, ganz so einfach ist die Sache bei genauerer Betrachtung aber keineswegs.
Denn allein der Kühlergrill hat einen klaren Evolutionsschritt hinter sich gebracht, er steht nun aufrechter als zuvor, außerdem ist er dreidimensional herausgehoben, während die Frontscheinwerfer eine Verschlankung erfahren haben und auf eine halbrunde Aussparung im Gegensatz zu früher verzichten. Verzicht mussten zudem die Materialverantwortlichen leisten. Ein neuer Mix und eine neue Plattformarchitektur sollten dafür sorgen, dass das Fahrzeug leichter wird, weniger Überhänge hat und damit mehr Innenraum bieten kann. All dies ist gelungen, wie das Datenblatt des 4,95 Meter langen Stufenheckmodells offenbart.
Was aber noch mehr erfreut, sind die Fahrleistungen, die sich aus der Kombination eines Dreiliter-Sechszylinder-Turbodiesels mit einer Achtstufenautomatik, dem Heckantrieb und dem Standardfahrwerk im Testwagen XF 30d Prestige ergeben. Subjektiv lässt sich der neue XF sportlicher um die Kurven dirigieren, auch dank der neuen elektromechanischen Lenkung. Dabei muss das Fahrzeug auf so verlockende Spielereien wie die von Jaguar angebotene adaptive Fahrwerksabstimmung verzichten. Für dynamische Fahrleistungen garantieren gleichwohl 300 PS und ein Nenndrehmoment von 700 Newtonmetern, das ab 2000 Umdrehungen/Minute anliegt. Soft geht es der XF nur im einstellbaren Winterfahrmodus an, etwas zurückhaltend auch im Eco-Bereich, aber im Dynamikmodus sind die Sinne der eleganten Raubkatze geschärft. Nur 6,2 Sekunden benötigt das Modell für den Sprint von null auf 100 km/h, maximal 250 km/h lassen sich abrufen. Moderat sind die Trinksitten: 6,2 Liter zeigt der Bordcomputer im Durchschnitt an – was wohl auch am vergleichsweise niedrigen Eigengewicht liegt (1555 kg). Stören mag sich manch einer daran, dass sich Brems- und Gaspedale im Testwagen etwas zu nahekommen und dass sich das Multimediasystem (InControl Touch) und das iPhone von Apple beim Kommunizieren nicht immer grün sind. Insgesamt setzt der XF aber das fort, was schon der Vorgänger gemacht hat: Er erfreut viele, nicht nur optisch.