Wien

Akademikerball: Ruhige Demo mit mehreren tausend Teilnehmern

Die Kundgebung begann um ca. 17 Uhr.
© APA/HERBERT P. OCZERET

Größere Zwischenfälle gab es keine, drei Personen wurden festgenommen. Bis zu 2.800 Polizisten sind insgesamt im Einsatz, um Ballbesucher und Demonstranten zu trennen.

Wien - Tausende Teilnehmer haben am Freitag an der Demonstration gegen den „Akademikerball“ in der Wiener Hofburg teilgenommen. Laut Polizei gingen rund 5.000 Personen gegen den mittlerweile von der FPÖ organisierten ehemaligen WKR-Ball auf die Straße, die Organisatoren sprachen von mindestens 8.000 Teilnehmern. Gröbere Zwischenfälle blieben bisher aus, der größte Protestzug war nach 20 Uhr beendet.

Polizei-“Kessel“-sorgte für Aufregung

Die Proteste nahmen laut Polizei einen „weitgehend friedlichen Verlauf“. Im Laufe des Abends gab es drei Festnahmen. Dabei kam es in der Herrengasse auch zur Bildung eines Polizei-“Kessels“, bei der zahlreiche Personen längere Zeit festgehalten wurden. Ob es sich bei den Festgenommenen um linke oder rechte Aktivisten handelte, war vorerst unklar.

Für Aufregung sorgte die Bildung des polizeilichen „Kessels“ vor dem Cafe Central in der Herrengasse am späten Abend. Laut Exekutive wurden zuvor in der Nähe Polizisten von zwei Personen attackiert. Die Verdächtigen flohen dann zu einer angemeldeten Kundgebung des Verbandes Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) in der Herrengasse.

Starke Polizeipräsenz an der Ringstraße.
© APA/HERBERT P. OCZERET

Aufgrund dessen kam es dann zur Einkreisung der dort anwesenden Personen durch die Polizei, gut 100 Kundgebungsteilnehmer wurden etwa eine Stunde festgehalten. Später wurde der Kessel wieder aufgelöst. Zwei Personen wurden wegen des Verdachts des Widerstandes gegen die Staatsgewalt und der Körperverletzung angezeigt. Unklar ist laut Polizeisprecher Johann Golob, ob es sich bei den Festgenommenen um linke oder rechte Aktivisten handelt. Dies werden die weiteren Ermittlungen klären, so die Polizei.

Vereinzelt flogen Eier und Bierdosen

Das polizeiliche Ziel, sowohl friedliche Versammlungen als auch eine sichere Zufahrt zum Ball sicherzustellen, sei erreicht worden, hieß es in einer Aussendung der Polizei. Lediglich in der Wipplingerstraße wurden „pyrotechnische Sätze“ abgefeuert und Polizisten mit Eiern, später auch mit Bierdosen beworfen. Kurzfristig kam es auch zu Sitzblockaden durch die Demonstranten, diese wurde aber rasch wieder aufgelöst.

Gegen 17 Uhr hatten sich die Teilnehmer der von der „Offensive gegen Rechts“ ausgerichteten Demonstration vor der Universität beim Schottentor gesammelt. Kurz nach 18 Uhr startete Protestzug seine Route durch die Innenstadt. Gröbere Zwischenfälle gab es laut Polizei bisher keine. Einige Polizisten wurden mit Eiern beworfen, vereinzelt wurden Knallkörper gezündet. Zu Beginn der Veranstaltung brannten die Demonstranten auch ein Feuerwerk ab. Besonderen Bezug nahmen die Kundgebungs-Teilnehmer auf die Flüchtlingskrise, auf Transparenten war etwa zu lesen „Geflüchtete willkommen! FPÖ vertreiben. Flüchtlinge bleiben“.

Unter besonderer Beobachtung der Exekutive stand laut Polizei eine Gruppe von rund 70 vermummten Demo-Teilnehmern. Laut Polizeisprecher Johann Golob kam es aber lediglich zu zwei Identitätsfeststellungen. Am Rande der Demonstration wurden auch vereinzelt Sitzblockaden abgehalten.

Polizei richtete Engstelle ein

Zu Kritik unter den Demonstranten führte eine von der Polizei mittels Tretgitter errichtete, rund vier Meter breite Engstelle im Bereich des Stadtparks. Eine derartige Maßnahme verzögere die Demonstration und mache es für die Teilnehmer unangenehm, sagte eine Vertreterin der „Offensive“ gegenüber der APA. Die Demonstranten wurden dort von der Polizei mittels Kameras gefilmt, was für Kritik sorgte. Seitens der Exekutive begründete man die Einrichtung der Engstelle mit der „verkehrstechnischen Situation“.

Gegen 20.30 Uhr erreichte der Demonstrationszug ihr Ziel beim Museumsquartier bei der Mariahilfer Straße und wurde offiziell beendet. Danach zogen Demonstranten noch weiter durch die Innenstadt. Für den Abend war ein dritter Demoaufruf einer „Gesellschaft für Politik und Diskurs“ vom Museumsplatz über den Getreidemarkt angemeldet. Ob dieser stattfindet, war am Abend unklar.

Kundgebung mit 400 Teilnehmern am Heldenplatz

Am Heldenplatz fanden sich unterdessen rund 400 Teilnehmer zur Protestkundgebung der Plattform „Jetzt Zeichen Setzen!“ ein. Seit 19 Uhr wurde dort mit Reden und Musikbeiträgen gegen den Ball in der Hofburg demonstriert.

Bis zu 2.800 Polizisten waren insgesamt im Einsatz, um Ballbesucher und Demonstranten zu trennen. Bereist ab 16 Uhr war die Umgebung rund um die Hofburg abgesperrt worden, der Verkehr wurde über die „Zweier-Linie“ umgeleitet.

Strache: Kein Verständnis für Demonstranten

Beim Ball trafen die ersten Gäste bereits ab 17 Uhr ein, die Eröffnung war für 21 Uhr vorgesehen. Besucht wurde der Event auch heuer wieder von hochrangigen Vertretern der Freiheitlichen Partei, darunter Parteichef Heinz-Christian Strache und FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer.

Strache erklärte bei seinem Eintreffen bei der Hofburg gegenüber dem Privatfernsehsender „Puls 4“, er habe kein Verständnis für die Demonstranten: „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn rot-grüne Organisationen gegen politisch Andersdenkende, in dem Fall die freiheitliche Partei, so vorgehen und eine Tanzveranstaltung versuchen zu verhindern - und das dann teilweise zu Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten geführt hat (...), wie vor zwei Jahren, dann hab ich kein Verständnis.“ Jeder Veranstalter habe das Recht, einen Ball zu organisieren, „so auch wir“, so Strache.

Der Ball wird seit dem Jahr 2013 von der Wiener FPÖ ausgerichtet. Im Jahr davor hatte die Hofburg BetriebsgesmbH nach massiven Protesten gegen den Ball - der Kritikern als Vernetzungstreffen der europaweiten rechten Szene gilt - entschieden, die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Wiener Korporationsring (WKR) nicht mehr zuzulassen. Daraufhin wurde der Ball in „Wiener Akademikerball“ umbenannt und wird seitdem nicht mehr vom WKR, sondern von der Wiener FPÖ ausgerichtet. (APA)

Verwandte Themen