Mozartwoche - Geglücktes Experiment: „Acis und Galatea“-Trilogie

Salzburg (APA) - Konzertexperiment im Haus für Mozart: Marc Minkowskis „Acis und Galatea“-Trilogie ist eine Gegenüberstellung von Händels Or...

Salzburg (APA) - Konzertexperiment im Haus für Mozart: Marc Minkowskis „Acis und Galatea“-Trilogie ist eine Gegenüberstellung von Händels Originalwerk und den Bearbeitungen durch Mozart und Mendelssohn. Gestern, Freitag, Abend glückte dieses Experiment bei der Salzburger Mozartwoche und sorgte darüber hinaus für große Begeisterung.

Es ist äußerst selten, dass eine Oper wie Händels „Acis und Galatea“ gleich zwei direkte Bearbeitungen von wichtigen Komponisten der Zeitgeschichte erfährt. Mozart setzte sich im Rahmen eines Auftrags mit dem Werk auseinander, Mendelssohn bekam die Aufgabe von seinem Lehrer Friedrich Zelter gestellt. Händel blieb dabei immer unverkennbar, wurde allerdings an die jeweiligen Konventionen der Zeit angepasst. Marc Minkowski, bekanntermaßen ein Spezialist der historischen Aufführungspraxis, hat mit der Trilogie eine sinnvolle Gegenüberstellung geschaffen, welche die kleinen und großen Unterschiede gut hörbar macht. Auch dank seiner Les Musiciens du Louvre.

Für den französischen Dirigenten ist „Acis und Galatea“ eine Herzensangelegenheit. Kurz vor Beginn der Aufführung kommt Minkowski alleine auf die Bühne und bereitet sein Publikum auf das vor, was es in den nächsten Stunden erleben wird. „Wir haben viel vor, aber es ist einfach am eindrucksvollsten, wenn man alle Versionen nebeneinander hören kann“, erklärte er. Eröffnet wird der Abend mit Mozarts Version der Ouvertüre.

Zu Händels sparsam gehaltener Besetzung fügte Mozart erst Holzbläser und Hörner hinzu, Mendelssohn machte daraus ein großes Chorwerk. Im ersten Teil unterstützte daher der Salzburger Bachchor. Aus Mozarts Bearbeitung wählte Minkowski ausschließlich Instrumentalparts. So formtreu hört man den Salzburger Komponisten selten, doch er entschied sich bewusst dafür, die ursprüngliche Concerto Grosso Grundlage zu erhalten. Alleine mit den virtuosen Melodienläufen der Soloklarinetten macht er sich deutlich erkennbar.

Mendelssohn vergrößerte das Werk nicht nur durch den Chor, sondern auch durch die Besetzung und eine farbigere Ausarbeitung. Pauken und Trompeten fügte der junge Komponist außerdem dazu. Händel nimmt romantische Züge an und wurde, wie schon bei Mozart, ins Deutsche übersetzt.

Eingestimmt mit den Eindrücken der Bearbeitungen wird das Publikum in den zweiten Teil, Händels Originalfassung, geschickt. Im direkten Vergleich ist sie schlanker aufgestellt und auch der Chor besteht nur aus den Solisten. Nun werden die Unterschiede deutlich. Anna Devin singt die verziertere Galatea von Händel, während Julie Fuchs sie bei Mendelssohn mit Focus auf die Breite und Dynamik gibt. Auch Valerio Contaldo steht als Acis bei Händel eher mit technischer Flexibilität im Mittelpunkt, als es Colin Balzer bei Mendelssohn tut, der eher mit dem Orchester fusioniert. Besonders ähnlich sind sich die Bassarien des Polyphemus. Peter Rose liefert mit bewundernswerter Deutlichkeit die deutsche Version von Mendelssohn und der junge Krzysztof Baczyk füllt mit für sein junges Alter beachtlichem Volumen das Haus für Mozart mit dem Händel-Original.

Am Ende sind die knapp vier Stunden wie im Flug vergangen. Marc Minkowskis Idee ist aufgegangen, die Wirkung der drei Versionen lebt von ihrer Gegenüberstellung. Wie viel ihm daran lag, war in jeder Geste des Dirigenten zu bemerken. Entsprechend die große Erleichterung, als das Publikum schließlich in tosenden Jubel ausbrach. Die „Acis und Galatea“-Trilogie beweist einmal mehr, dass die Mozartwoche der ideale Platz für Experimente ist.

(S E R V I C E - www.mozarteum.at)