Flüchtlinge - Österreichischer Arzt leitete Klinik im Libanon

Baalbek/Braunau am Inn (APA) - Flüchtlingseinsatz im Nahen Osten: Der oberösterreichische Internist Klaus Täuber, der jüngst von einem vierm...

Baalbek/Braunau am Inn (APA) - Flüchtlingseinsatz im Nahen Osten: Der oberösterreichische Internist Klaus Täuber, der jüngst von einem viermonatigen Aufenthalt aus dem Libanon zurückgekehrt ist. Der Mediziner leitete dort eine Klinik der internationalen Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, in der vorwiegend syrische Flüchtlinge behandelt werden.

Die Klinik befindet sich in Baalbek im Bekaa-Tal. Die 80.000-Einwohner-Stadt beherbergt darüber hinaus nicht weniger als 45.000 Flüchtlinge. Im gesamten Libanon - etwa so groß wie Tirol oder Kärnten - kommen zu 4,5 Millionen Einwohnern rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. „Ärzte ohne Grenzen“ (Medecins Sans Frontieres, MSF) kümmert sich im Bekaa-Tal um die medizinische Grundversorgung der Vertriebenen. Neben der Klinik in Baalbek samt Verwaltungszentrum gibt es „Außenstellen“ in Hermel, Arsal und Majdal Anjar.

„Die Flüchtlinge können es sich nicht leisten, für die medizinische Versorgung zu bezahlen“, sagte Täuber der APA. „Im Libanon ist nämlich der Großteil der Medizin privat.“ In der Klinik in Baalbek mit insgesamt zwölf bis 15 Mitarbeitern wurden täglich bis zu 150 Patienten - mit steigender Tendenz - behandelt. „Etwa ein Drittel der Menschen kam wegen akuter saisonaler Erkrankungen wie Durchfall, Atemwegserkrankungen oder sonstigen alltäglichen Beschwerden und ungefähr ebenso viele wegen chronischer Erkrankungen wie etwa Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen. Ebenfalls ein Drittel waren Schwangere oder Frauen, die ihre Kinder zur Welt brachten. Insgesamt sorgen im Projekt Bekaa-Tal sechs bis acht internationale und rund 80 lokale Mitarbeiter kostenlos für die gesundheitlichen Belange der Flüchtlinge.

Patienten mit Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Kreuzschmerzen sind laut Täuber jene, denen mit herkömmlicher Behandlung nicht unbedingt zu helfen ist. „Solche Beschwerden können Ausdruck psychischer Probleme sein. Die Patienten brauchen psychotherapeutische Betreuung. Mit deren Aufbau ist bereits begonnen worden.“

Für Täuber war der Einsatz im Libanon der fünfte für MSF. 2011/2012 war der heute 74 Jahre alte Internist und Halbmarathonläufer aus Braunau in Libyen tätig. Dort wurden nach dem Sturz des Machthabers Muammar al Gaddafi, der das Land ins Chaos gestürzt hat, in einem von mehreren MSF-Projekten für Einheimische und Zuwanderer Anhänger des langjährigen Machthabers betreut. „Das waren Menschen, für die es keine Perspektive gegeben hat. Solche Menschen brauchen mentale Unterstützung. Das Angebot ist dort gut angenommen worden.“

Das Bekaa-Tal ist libanesisches Hauptsiedlungsgebiet syrischer Flüchtlinge, wobei es sich um Menschen handelt, die auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen oder sich eine Flucht beispielsweise nach Europa einfach nicht leisten können. „Es gibt unter ihnen auch Menschen, die einst wohlhabend waren, bei ihrer Flucht Hals über Kopf aber alles in Syrien zurücklassen mussten“, erläuterte Täuber. Im Bekaa-Tal sind die Flüchtlinge entweder in verlassenen Häusern untergekommen oder in sogenannten ITS - Informal Tented Settlements -, improvisierten Lagern, die aus Zelten oder notdürftig zusammengezimmerten Behausungen bestehen.

Abgesehen von den prekären Lebensumständen der Flüchtlinge sorgen auch mit Schusswaffen ausgetragene Konflikte an der Grenze immer wieder für Unruhe. „Während meines Aufenthalts hat es in der Region fast jede Woche mehrere Tote gegeben. Einmal waren für zwei Wochen keine Medikamentenlieferungen nach Arsal möglich. Nachts hat man manchmal Panzer gehört“, sagte Täuber. Bei seiner Arbeit habe ihn das aber nicht belastet, sagte der Mediziner. „Bei MSF gibt es strikte Sicherheitsregeln und Anweisungen, was in welcher Situation zu tun ist. Die Gefahrenlage wird täglich überprüft.“