Aufregung in Berlin: Seehofer-Besuch bei Putin kommt zur Unzeit
Horst Seehofer besucht Wladimir Putin im Kreml. Kurz nachdem Russland Deutschland ohne Belege vorgeworfen hatte, eine Sexualstraftat gegen ein Mädchen vertuschen zu wollen. Das kommt bei der CDU nicht gut an.
München/Berlin – „Die Außenpolitik wird in Berlin gemacht, nicht in München“, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Niels Annen, der „Welt am Sonntag“. Und zielt damit auf den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CDU). Dieser plant einen Besuch bei Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Zur Unzeit. Und stößt damit auf Kritik in der schwarz-roten Koalition.
„Ich hoffe, dass Herr Seehofer nach seiner Reise nicht den nächsten Brief an Frau Merkel schreibt – diesmal in Sachen Russland-Politik“, sagte Annen mit Verweis auf den kritischen Seehofer-Brief an Merkel in der Flüchtlingsfrage.
Seehofer will am Donnerstag nach Moskau reisen. Kritik kommt auch von der Unions-Schwester CDU. „Seehofer hat sich in der Flüchtlingsdebatte eindeutig gegen die deutsche Bundeskanzlerin positioniert – ich hoffe, dass er die Reise unterlässt“, sagte Roderich Kiesewetter (CDU), Obmann für Außenpolitik in der Unionsfraktion, dem Blatt. Russland kooperiere mit rechtsradikalen Parteien, auch in Deutschland. Wenn Seehofer fahre, müsse er die Russen mahnen, die verdeckte Finanzierung von rechtsradikalen Netzwerken einzustellen, forderte Kiesewetter.
Seehofers Reise fällt in eine Zeit angespannter Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Der Fall um eine angebliche Vergewaltigung einer 13-jährigen Russlanddeutschen durch Migranten hatte in den vergangenen Tagen zu diplomatischen Verwerfungen zwischen der deutschen Bundesregierung und Moskau geführt. Die Berliner Polizei stellte aber klar, dass es keine Hinweise auf eine Sexualstraftat gebe. (tt.com/APA/dpa)