Türkei wirft Russland erneute Luftraumverletzung vor

Ankara/Moskau (APA/AFP/dpa) - Zwei Monate nach dem Abschuss eines russischen Militärjets durch die türkische Luftwaffe hat die Türkei Russla...

Ankara/Moskau (APA/AFP/dpa) - Zwei Monate nach dem Abschuss eines russischen Militärjets durch die türkische Luftwaffe hat die Türkei Russland eine erneute Verletzung seiner Lufthoheit vorgeworfen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte Moskau am Samstag mit „Konsequenzen“, nachdem ein russisches Kampfflugzeug in den türkischen Luftraum eingedrungen sei.

Die NATO gab Ankara Rückhalt, Moskau sprach von „haltloser Propaganda“. Das Außenministerium in Ankara teilte am Samstag mit, es habe den russischen Botschafter Andrej Karlow am Vortag vorgeladen und den Vorfall „nachdrücklich verurteilt“. Ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Su-34 habe am Freitag um 10.46 Uhr MEZ den türkischen Luftraum verletzt.

Wo genau die Russen in den Luftraum eingedrungen sein sollen, ließ das türkische Außenministerium offen. Die Luftwaffe des NATO-Mitglieds wurde der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge nach dem Vorfall in Alarmbereitschaft versetzt.

Am 24. November war eine russische Su-24 im türkisch-syrischen Grenzgebiet abgeschossen worden. Nach türkischer Darstellung war sie über die Grenze vorgedrungen, Moskau bestritt dies. Russland verhängte anschließend Sanktionen gegen den Import türkischer Güter und gegen die Buchung von Türkei-Reisen. Der russische Präsident Wladimir Putin ging nicht auf den mehrfach geäußerten Wunsch seines türkischen Amtskollegen Erdogan nach einem Treffen ein.

Erdogan sagte am Samstag, Russland werde „die Konsequenzen tragen müssen“, wenn es weiterhin die Souveränitätsrechte der Türkei verletze. Solch „unverantwortliche Taten“ seien weder für Russland noch für die Beziehungen zwischen der NATO und Russland noch für den Frieden in der Region oder in der Welt förderlich.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte, Russland müsse sich „verantwortlich verhalten“ und „den NATO-Luftraum vollständig respektieren“. Russland müsse alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen um sicherzustellen, dass solche „Verletzungen“ nicht mehr vorkämen. Stoltenberg rief zugleich zur „Ruhe und Deeskalation“ auf.

Das Verteidigungsministerium in Moskau versicherte, es habe „keinerlei Verletzung des türkischen Luftraums“ durch in Syrien stationierte russische Flugzeuge gegeben. Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow sagte russischen Nachrichtenagenturen, die Behauptungen aus Ankara seien „haltlose Propaganda“. Wer solche Anschuldigungen erhebe, müsse „zu viele Action-Filme aus Hollywood gesehen haben“, fügte der Sprecher hinzu.

Moskau und Ankara haben gegensätzliche Positionen, was den syrischen Bürgerkrieg angeht. Russland unterstützt den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, die Türkei hingegen die Gegner Assads. Seit September fliegt Russland massive Luftangriffe in Syrien, um die Armee von Assad zu unterstützen.

An einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zu Russland kann die Türkei kein Interesse haben. Nach dem Abschuss im November reagierte Putin hart und ließ Strafaktionen in Handel und Tourismus verhängen. Etwa wurden Charterflüge in die Türkei eingestellt. Die Maßnahme traf vor allem die Urlaubsregion Antalya - eine Hochburg für russische Touristen. Im Dezember ging die Zahl der Touristen aus Russland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um bereits 47 Prozent zurück.

~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA196 2016-01-31/14:22