Doping: Chronologie des Doping-Skandals in Turin 2006
Wien (APA) - Übersicht über den Doping-Skandal um österreichische Biathleten und Langläufer bei den Olympischen Winterspielen in Turin:...
Wien (APA) - Übersicht über den Doping-Skandal um österreichische Biathleten und Langläufer bei den Olympischen Winterspielen in Turin:
~ 28. Februar 2002: In einem während der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City vom ÖSV-Langlauf-Team genutzten Privathaus werden nach dessen Abreise Geräte zur Durchführung von Bluttransfusionen gefunden. Das IOC sperrt Walter Mayer, damals Rennsportdirektor für Langlauf und Biathlon, daraufhin bis 2010 für Olympische Spiele. Marc Mayer und Achim Walcher werden aus den Resultatslisten gestrichen. Walter Mayer beteuert, man habe UV-Bestrahlung des Blutes durchgeführt. Nach einer Grundsatz-Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) vom Juli 2013 war die UV-Bestrahlung von Blut vor dem 1. Jänner 2011 keine verbotene Methode.
12. Mai 2003: Der Ski-Weltverband sperrt Mayer lebenslang. Nach einer Klage vor einem ordentlichen Gericht darf Mayer ab Februar 2004 wieder als Trainer arbeiten und erhält von der FIS Schadenersatz. Der ÖSV stellt ihn daraufhin wieder als Cheftrainer für Langlauf und Biathlon ein.
18. Februar 2006: Mayers Anwesenheit bei den Winterspielen in Turin trotz IOC-Sperre und der Fund eines angeblich für Blutdoping geeigneten Gerätes durch WADA-Kontrollore in seiner Ramsauer Pension im Jänner führen nach einer WADA-Anzeige zu einer vom IOC mitinitiierten spätabendlichen Anti-Doping-Razzia im Privatquartier der Langläufer in Pragelato und der Biathleten in San Sicario. Beschlagnahmt werden Geräte und Substanzen, die zu Blutdoping geeignet sind. Auch der Name Stefan Matschiner taucht im Rahmen des Doping-Skandals auf. Der Ex-Leichtathlet und Sportmanager war laut eigener Aussage auf Einladung von Mayer als Privatperson in Turin.
19. Februar 2006: Walter Mayer wird von der Polizei in Paternion in Kärnten in seinem Auto schlafend aufgefunden. Er widersetzt sich stark alkoholisiert der Kontrolle, flüchtet und kracht in eine Straßensperre. Der 48-Jährige wird von der Polizei in Gewahrsam genommen. Das Verfahren wird Ende Jänner 2007 wegen Unzurechnungsfähigkeit Mayers zum Tatzeitpunkt eingestellt. Mayer wird vom ÖSV als Sportlicher Leiter fristlos entlassen.
22. Februar 2006: In einer von rund 200 internationalen Journalisten besuchten Pressekonferenz gesteht ÖSV-Präsident Schröcksnadel eine „Fehleinschätzung“ im Fall Mayer ein, verwehrt sich aber gegen den pauschalen Dopingverdacht und sprach den mittlerweile legendären Satz: „Austria is a too small country to make good doping.“
31. März 2006: Walter Mayer klagt den IOC-Präsidenten Jacques Rogge („Für mich ist Walter Mayer jener Mann, der Doping organisiert“) und den WADA-Vorsitzenden Richard Pound wegen Rufschädigung. Die Klagen zieht Mayer am 8.2.2007 zurück. Auf Anraten seines Arbeitgebers, des Bundesheeres, wie er später erklärt. Der „Kurier“ berichtet Ende August 2008, dass Olympia-Stratege Erwin Roth 290.000 Euro an Mayer bezahlt habe, um sich damit die Rechte für dessen Memoiren zu sichern. Nur drei Tage später hätte Mayer seine Klagen zurückgezogen, die der Olympia-Bewerbung Salzburgs im Weg gestanden seien.
24. Mai 2007: Das Exekutiv-Komitee des IOC gibt Sanktionen gegen das ÖOC bekannt: Unter anderem streicht das IOC Fördermittel in Höhe von einer Million US-Dollar (741.290 Euro). Das IOC fordert das ÖOC außerdem auf, bis spätestens 30. Juni 2008 Nachweise dafür zu erbringen, dass es innerhalb der Organisation Änderungen gegeben hat.
29. Mai 2007: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel tritt als Vizepräsident des ÖOC zurück. Der ÖOC-Vorstand beschließt, künftig 13 Betreuer des ÖSV nicht mehr für Olympia zu akkreditieren. Dies wird später revidiert.
30. Mai 2007: Der die Dopingaffäre untersuchende ÖSV-Disziplinar-Ausschuss wirft den Ex-Trainern Mayer und Emil Hoch vor, Doping geduldet und aktiv unterstützt zu haben. Sie werden auf Lebenszeit aus dem ÖSV ausgeschlossen.
22. März 2009: Mayer wird in der Steiermark festgenommen. Er wird verdächtigt, EPO bezogen und weitergegeben zu haben. Drei Tage später wird die Untersuchungshaft verhängt, sie dauert bis 30. April. Mayer beteuert, er habe nie mit Dopingmitteln gedealt oder diese verabreicht.
2. Oktober 2009: In Susa/Italien beginnt der Prozess gegen zehn aktuelle bzw. ehemalige Funktionäre, Trainer und Athleten des ÖSV, unter ihnen Präsident Peter Schröcksnadel und Sportdirektor Markus Gandler wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Gesetze. Am 6. Juli 2012 werden Schröcksnadel, Gandler, Mayer, Sportmediziner Peter Baumgartl sowie die Langläufer Martin Tauber und Jürgen Pinter freigesprochen. Der frühere Langlauf-Trainer Emil Hoch sowie die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann wurden in erster Instanz zu bedingten Haft- und unbedingten Geldstrafen verurteilt.
24. Februar 2011: Die Staatsanwaltschaft Wien bringt gegen Walter Mayer und vier weitere Personen einen Strafantrag wegen zahlreicher Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz und das Arzneimittelgesetz ein. Mayer wird vorgeworfen, von 2005 bis zum Februar 2009 Doping für „nicht mehr genau feststellbare Sportler“ organisiert zu haben. Mayers Strafe wurde am 11. April 2013 nach seiner Berufung vom Oberlandesgericht Wien mit 15 Monaten Haft auf Bewährung festgelegt. Am 24. Dezember 2013 wird er von der Österreichischen Anti-Doping-Rechtskommission (ÖADR) lebenslang gesperrt. ~