Hintergrund

Europäisch-russische Sonde sucht Leben am Mars

Aufnahme des Mars mit dem Hubble-Teleskop
© APA/AFP/EUROPEAN SPACE AGENCY/HA

Ein Testlandemodul soll die Landung eines Rover 2018 vorbereiten. Auch österreichische Unternehmen sind an dem Projekt beteiligt.

Baikonur – In einer von politischen Spannungen überschatteten Zeit haben die Raumfahrtbehörden Europas und Russlands, ESA und Roskosmos, gemeinsam eine Sonde zum Mars geschickt. Die Proton-M-Rakete hob am Montag vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab und erreichte nach etwa zehn Minuten planmäßig die berechnete Flugbahn. Mit dem Projekt ExoMars wird nach Spuren von Leben auf dem Mars gesucht.

„Das ist ein ganz wichtiger Schritt“, sagte ESA-Chef Jan Wörner vor dem Countdown in Baikonur. Trotz der Verstimmungen zwischen Russland und dem Westen etwa wegen der Ukraine-Krise zeige die Raumfahrt, dass eine professionelle Kooperation möglich sei. „Auch wenn es politisch eng wird, haben wir Themen der Zusammenarbeit“, sagte Wörner.

Sowohl für den TGO als auch die Testlandeeinheit haben österreichische Unternehmen Beiträge geliefert. Das Wiener Weltraumunternehmen RUAG Space Österreich hat die Thermalisolierung für die Satellitenplattform und weiteres elektronisches Equipment geliefert, Siemens Österreich Testgeräte zur Überwachung der Satellitensignale. Mit dem für 2018 geplanten Rover wird erstmals auch Technologie aus Österreich am Mars landen: RUAG Space Österreich liefert einen ausklappbaren Kameramast für das Fahrzeug.

Als erster Teil des mehrere Milliarden Euro teuren ExoMars-Projekts wurde ein Forschungssatellit und ein Testlandemodul ins All gebracht. Der Satellit Trace Gas Orbiter (TGO) soll künftig unter anderem die Zusammensetzung der Mars-Atmosphäre analysieren. Die Landeeinheit „Schiaparelli“ soll nach Plan am 19. Oktober auf dem Nachbarplaneten aufsetzen. Für die ESA wäre dies die erste Mars-Landung seit ihrer Gründung 1975.

Die ersten drei Stufen der Trägerrakete wurden innerhalb weniger Minuten erfolgreich abgestoßen, wie das Raumfahrtkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt mitteilte. Die vierte und letzte Antriebsstufe sollte am Montagabend abgetrennt werden, bevor die Sonde ihre Solarmodule ausklappt und eigenständig Kurs auf den Mars nimmt.

Die Proton-M-Rakete soll planmäßig an diesem Montag um 10.31 Uhr MEZ vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur abheben.
© Reuters

Die Darmstädter Kontrolleure erwarteten für 22.29 Uhr MEZ das „erste Lebenszeichen des Satelliten“, sagte Jamie Salt. Er hat das Team aus etwa 40 Flugexperten trainiert, das die Reise zum Mars begleitet.

Der Start galt als eine erste schwierige Hürde auf dem siebenmonatigen Flug. Doch gefährliche Momente warten noch viele, in denen die Experten nur einen Versuch haben, damit die Mission gelingt: So könnte etwa das Ausfahren der Soldarmodule scheitern, auch der Eintritt in den Marsorbit gilt als heikel. Allein bei der Landung der Testeinheit „Schiaparelli“ könne einiges schief gehen, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri. Auch Esa-Direktor Wörner meinte: „Es gibt noch viele Risiken.“

Herzstück des Projekts ist der Einsatz eines Rovers auf dem Mars. Nach der bisherigen Planung soll der Roboter 2018 von Baikonur abheben. Doch kurz vor dem Start von ExoMars am Montag schloss Roskosmos-Chef Igor Komarow der Agentur Tass zufolge eine Verschiebung des zweiten Raketenstarts nicht aus - um zwei Jahre auf 2020. Wörner bestätigte die Überlegungen: „Noch arbeiten wir auf den Termin 2018 für den Start hin. Aber es ist kein Geheimnis, dass er möglicherweise aus technischen Gründen verschoben werden muss.“ Details konnte er zunächst nicht nennen. An der Zusammenarbeit zwischen ESA und Roskosmos liege es nicht, diese sei zuverlässig. (APA, dpa)