Gesellschaft

Einheimische gemeinsam mit Flüchtlingen am Tisch

© Wenzel

Die Zammer Initiative „Meet & Eat“ ist zum gefragten Treffpunkt für Erfahrungsaustausch geworden. Familie aus Afghanistan schilderte Flucht.

Von Helmut Wenzel

Zams –Der Zammer Widumkeller ist zu klein geworden. Also übersiedelte die private Initiative „Meet & Eat“ in den Kultursaal. Etwa 100 Flüchtlinge aus dem Raum Landeck/Zams/Schönwies folgten am Freitagabend der Einladung von Johan und Bernadette Peters zum gemütlichen Abend. Die beiden haben das monatliche Treffen voriges Jahr ins Leben gerufen. Bürgermeister Siggi Geiger war beim 4. „Meet & Eat“ ebenso dabei wie Ordensschwestern, der Zammer Pfarrer Herbert Traxl oder ehrenamtlich tätige Deutschlehrerinnen.

„Hier wird wertvolle Integrations- und Flüchtlingsarbeit geleistet“, stellte Geiger fest, „dass auch viele Einheimische zum Gespräch mit den Flüchtlingen gekommen sind, ist erfreulich.“ Menschen aus den fremden Ländern und deren Schicksal kennen zu lernen, eröffne, so Geiger, einen anderen Blickwinkel zur Flüchtlingsproblematik.

Mohsen Jafari aus Afghanistan und seine Frau Omolbanin leben mit ihren beiden Kleinkindern seit Ende 2015 in einer beengten Unterkunft in Schönwies. Erste Station in Österreich war Traiskirchen. „Dort haben wir einen Asylantrag gestellt“, schildert Mohsen in gut verständlichem Deutsch. Der gelernte Autolackierer und seine Gattin sind fleißige Schüler im Deutschkurs, bestätigt die ehrenamtliche Lehrerin, die im Heim Kaifenau unterrichtet. „Wir hoffen auf einen positiven Bescheid, weil wir gerne in Tirol bleiben würden“, sagt der junge Afghane, der sich über Bildungsmöglichkeiten in der Region erkundigt hat. „Ich möchte mich in Deutsch verbessern und rasch in die Landecker Fachberufsschule für Tourismus und Handel einsteigen.“ Sein Plan B ist eine Installateurlehre.

Drei Monate unternahm die Familie einen Gewaltmarsch: zu Fuß vom Iran über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und nach Österreich. Omolbanin war noch dazu schwanger. „In Afghanistan muss man jeden Tag Angst haben. Das ist kein Leben, da ist keine Freiheit. Frauen müssen Tücher tragen, auch beim Radfahren. Man wird immer und überall von den Taliban kontrolliert.“

Auf dem Handy hat Mohsen einige Fotos von der Flucht gespeichert. Oft musste die Familie im Wald übernachtet, ohne Decken, nur mit Jacken bekleidet. „Angst hatten wir bei einer Bootsfahrt, auf einem sechs Meter langen Schlauchboot waren 37 Menschen.“ In Mazedonien musste die Familie vier Tage ohne Essen in einem Gefängnis verbringen, bewacht von Männern mit Kalaschnikows.

An der österreichisch-ungarischen Grenze gab es wieder einen fünftägigen Zwangsaufenthalt. „Aber die Polizei war freundlich und wir sind medizinisch versorgt worden“, atmete Mohsen auf.

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