Syrien-Krieg - Zahlreiche Akteure an vielen Fronten

Damaskus (APA/AFP/dpa) - Ab Montag bemühen sich die Vereinten Nationen im schweizerischen Genf erneut um einen Ausweg aus dem syrischen Bürg...

Damaskus (APA/AFP/dpa) - Ab Montag bemühen sich die Vereinten Nationen im schweizerischen Genf erneut um einen Ausweg aus dem syrischen Bürgerkrieg. Die Friedensverhandlungen dürften sich weiter schwierig gestalten, was nicht zuletzt an der großen Zahl der am Konflikt beteiligten Parteien liegt, die an zahlreichen Fronten kämpfen und mit höchst unterschiedlichen Interessen in die Gespräche gehen.

Ein Überblick zu den zentralen Akteuren:

REGIERUNGSTRUPPEN

Die syrische Armee schrumpfte in den vergangenen fünf Jahren stark - von etwa 300.000 Mann auf rund die Hälfte. An ihrer Seite kämpfen bis zu 200.000 Milizionäre. Damaskus kontrolliert so rund ein Drittel des Landes. Unterstützt werden die Truppen von Staatschef Bashar al-Assad auch von Milizen aus dem Libanon, dem Iran und dem Irak. Aus der Luft greift Russland seit September an der Seite Assads in den Bürgerkrieg ein. Finanziellen Rückhalt erhält Damaskus zudem vom Verbündeten Iran.

REBELLEN

Von der gegen Assad kämpfenden Freien Syrischen Armee (FSA) sagten sich im Verlauf des Bürgerkriegs immer mehr islamistisch geprägte Gruppen los. Rebellen kontrollieren derzeit vor allem Gegenden um Damaskus sowie im Süden und im Nordwesten des Landes. Teile der Provinzen Idlib und Aleppo stehen unter Kontrolle der aus der Türkei und den Golfstaaten finanzierten Islamistengruppe Ahrar al-Sham. In der Provinz Damaskus herrscht die Gruppe Jaish al-Islam, in der Provinz Daraa die Südliche Front.

ISLISCHER STAAT

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gilt als die am besten organisierte, reichste und brutalste Konfliktpartei. Zehntausende Kämpfer gehen seit dem Jahr 2013 in Syrien und im benachbarten Irak gegen nahezu alle anderen Akteure vor. In Syrien musste der IS unter seinem Anführer Abu Bakr al-Baghdadi seit dem vergangenen Jahr mehrere schwere Rückschläge hinnehmen. Die Jihadisten kontrollieren aber noch immer fast 40 Prozent des Staatsgebiets, vor allem im Osten, im Norden und im Zentrum.

AL-NUSRA-FRONT

Als zweitwichtigste Jihadistengruppe nach dem IS gilt die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front unter ihrem Anführer Mohammed al-Julani. Sie tauchte erstmals Anfang 2012 auf, lehnte im Jahr darauf einen Zusammenschluss mit dem IS ab und band sich an Al-Kaida. Die sogenannte Eroberungsarmee aus Al-Nusra, Ahrar al-Sham und anderen Rebellen beherrscht die Provinz Idlib. Der laut Experten aus der Türkei und den Golfstaaten finanzierten Front sollen bis zu 10.000 Kämpfer angehören.

KURDENMILIZEN

Die kurdischen Siedlungsgebiete im Norden und Nordosten Syriens werden seit dem Jahr 2012 von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) geschützt. Im vergangenen Jahr wurde eine Koalition kurdischer und arabischer Einheiten gegründet. Der YPG-Miliz gelang es ebenso wie den kurdischen Peshmerga im Nordirak inzwischen, wichtige Geländegewinne zu erzielen. In Syrien kontrollieren die Kurden etwa zehn Prozent des Staatsgebiets. Unterstützt werden sie von der US-geführten Militärallianz mit Luftangriffen.

TÜRKEI

Die türkische Regierung sieht die YPG als Verbündete der als Terrororganisation verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ihres militärischen Arms. Innerhalb der Türkei kämpft die PKK seit rund drei Jahrzehnten gegen den Staat. Seit Februar beschießt die türkische Armee regelmäßig YPG-Stellungen in Syrien von der Grenze aus mit Artillerie. Die Unterstützung des Westens für die Kurdenkämpfer sorgt nicht zuletzt für Spannungen mit dem NATO-Partner Türkei.

US-GEFÜHRTE MILITÄRALLIANZ

Seit dem Jahr 2014 fliegt eine Koalition aus zahlreichen westlichen und arabischen Staaten Luftangriffe auf Stellungen der IS-Miliz in Syrien und im Irak. Im Irak operiert die Allianz auf Bitte der Regierung in Bagdad, in Syrien geht sie ohne Abstimmung mit Damaskus vor.

RUSSLAND

Seit September fliegt auch Russlands Luftwaffe Angriffe in Syrien. Sie richten sich gegen den IS ebenso wie gegen Rebellen, die mit der Terrormiliz verfeindet sind. Moskau ist einer der wichtigsten Unterstützer des syrischen Regimes.

IRAN

Teheran ist der treueste Unterstützer des Assad-Regimes. Iraner kämpfen an der Seite der syrischen Soldaten. Auch die von Teheran finanzierte Schiitenmiliz Hisbollah ist in Syrien im Einsatz.

SAUDI-ARABIEN

Riad ist ein wichtiger Unterstützer der Rebellen. Saudi-Arabien geht es darum, den iranischen Einfluss zurückzudrängen. Der Iran ist der saudische Erzrivale im Nahen Osten. Zuletzt eskalierte der Konflikt zwischen den beiden Regionalmächten.