Kunst als gesellschaftlicher Auftrag
Imst – Als eine der größten Tugenden unter Kunstschaffenden gilt es, sich die kindliche Neugier zu bewahren. Ein Künstler, der von sich beha...
Imst –Als eine der größten Tugenden unter Kunstschaffenden gilt es, sich die kindliche Neugier zu bewahren. Ein Künstler, der von sich behaupten kann, von ebendiesem unverbrauchten Entdeckungseifer befeuert zu sein, ist der Oberländer Gerald Kurdoglu Nitsche, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag feiert und dies mit diversen Ausstellungen tut. Aktuell präsentiert er unter dem Titel „TUN = 3/5 KUNST – KUNST = 3/5 TUN, +?“ eine Auswahl seines grafischen Schaffens und Experimentelles.
Als Kunstpädagoge am Gymnasium Landeck und am St. Georgs-Kolleg in Istanbul war es wohl der stete Kontakt mit der Jugend, der das Jungbleiben im Geiste maßgeblich förderte. Aber da waren auch die jungen Jahre als Künstler im Kreise von Kollegen wie Herbert Danler, Gustav Stimpfl, Elmar Kopp, Franz Xaver Hauser, Erwin Reheis, Elmar Peintner, Norbert Pümpel etc., mit Künstlern der Galerie Elefant von Monika Lami, deren Wirken befruchtend für die gesamte Kunstszene des Landes sein sollte. Die literarische Tätigkeit Nitsches reichte von der Mitarbeit beim Brenner-Archiv, bei diversen Zeitschriften wie Fenster, Arunda, Türkische Allgemeine, Inn oder 20er bis hin zu seiner Tätigkeit als Verleger (EYE-Verlag), spezialisiert auf die Literatur von Minderheiten. Als Galerist der Landecker Gym-Galerie und seiner aktuellen Galerie Atelier im Kårrnerwaldele in Graf hat er inzwischen ca. 400 Ausstellungen organisiert und damit für so manches Kunst-Highlight im Oberland gesorgt.
Nitsche ist der politische Künstler per se, der täglich die künstlerische Herausforderung in der Tagespolitik, im Weltgeschehen sucht(e). Auf finanziellen Erfolg schielend, sich auf eine bewährte künstlerische Strategie festzulegen, war nie die Sache Nitsches. Er musste und muss sich täglich neu erfinden und nur allzu gerne muss er sich die dadaistische Narrenkappe aufsetzten, um quasi über sein zweites Ich, den Weltzustand, zu befinden. Nitsche ging es immer um den angemessen Stil, keinesfalls beliebig war und ist er stets reflektierend auf der Suche, für die unterschiedlichsten Themen der Zeit die adäquate Ausdrucksform zu finden. Nichtpolitisches wie Straßenszenen, Stadtbilder sind zeitentrückte Ansichten der historischen Substanz, voller kompositioneller Harmonien, Naturstudien kommen lyrischen Statements gleich.
Aber Nitsche wäre nicht Nitsche, wenn er nicht auch seine Freunde und Wegbegleiter teilhaben ließe an seinem Jubiläum. So zeigt er im Keller des Museums eine Auswahl seiner Grafiksammlung und die reicht von Studienkollegen über aktuelle Größen der Kunstszene bis zurück zu Albrecht Dürer. (hau)