Forscher Verhandler - Sarközi erkämpfte Verbesserungen für die Roma

Eisenstadt (APA) - Mit dem Wort „Zigeuner“ hatte er sich schließlich ein wenig versöhnt, mit Schlechterstellungen der Roma nie. Der im ehema...

Eisenstadt (APA) - Mit dem Wort „Zigeuner“ hatte er sich schließlich ein wenig versöhnt, mit Schlechterstellungen der Roma nie. Der im ehemaligen burgenländischen Konzentrationslager Lackenbach geborene Rudolf Sarközi hat stets für politische Verbesserungen für die Volksgruppe gekämpft und diese auch erreicht. Er starb am Samstag im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit, wie seine Familie mitteilte.

Mit Stolz bezeichnete sich Rudolf Sarközi als Rom. In der Schule sei er noch als „Zigeuner“ beschimpft worden, was er als Beleidigung empfunden habe, sagte er. Dies habe sich aber geändert. Auch negative Wahrnehmungen über Anfeindungen oder Beschimpfungen hat Sarközi laut eigener Schilderungen nicht erlebt, Österreich bezeichnete er immer wieder als guten Ort für Roma und Sinti. So gebe es nicht wie in anderen Staaten Slum-ähnliche Siedlungen.

Seine forsche und gerade Art behielt Sarközi trotz aller Versöhnung mit gelegentlichen Vorurteilen. Dies kam ihm beim Verhandeln für die Volksgruppe zugute. Zuletzt setzte sich Sarközi für Änderungen im Volksgruppengesetz ein - nicht nur zugunsten der eigenen autochthonen Minderheit. Auch in der Politik war dies dienlich, als erster Rom wurde der SPÖ-Politiker Bezirkrat in Wien, genau in Döbling.

Rudolf Sarközi kam am 11. November 1944 im wenige Jahre zuvor von den Nationalsozialisten eingerichteten Anhaltelager für Roma und Sinti im burgenländischen Lackenbach zur Welt. 1946 zog seine Mutter mit ihm nach Unterschützen, wo er die achtjährige Volksschule besuchte. „Als Außenseiter der Gesellschaft - ‚Zigeuner‘- war es für mich unmöglich, einen Lehrplatz zu bekommen“, schrieb er in einer von ihm selbst verfassten Biografie. So arbeitete er am Bau und als Monteurgehilfe bei einer Wasser- und Heizungstechnikfirma.

Seit seiner Zeit als Präsenzdiener beim Bundesheer 1964 lebte Sarközi in Wien, das zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Mittlerweile technischer Angestellter, wechselte er 1981 zur Gemeinde Wien, wo er zunächst als Kraftfahrer aufgenommen wurde und dem Betriebsrat angehörte.

Sarközi setzte sich mit aller Kraft für die Anerkennung der Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe ein. 1993 waren die Bemühungen schließlich von Erfolg getragen. Die Anerkennung bedeutete auch einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Diskriminierung der Minderheit: „Es hat einige Zeit gedauert, bis einmal begriffen worden ist, worum es hier geht“, meinte Sarközi 2013 in einem Gespräch mit der APA.

1995, als bei einem Rohrbombenattentat in Oberwart vier Bewohner der Roma-Siedlung ermordet wurden, stand die Volksgruppe plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im selben Jahr übernahm er den Vorsitz im neu eingerichteten Volksgruppenbeirat der Roma und Sinti. Ein wichtiges Anliegen war ihm damals, den Angehörigen der Volksgruppe Zugang zur Bildung zu ermöglichen.

20 Jahre nach der Anerkennung der Roma und Sinti 2013 lautete sein Resümee, die Roma seien „vom Rand in die Mitte der Dörfer gerückt“. Allerdings sah er weiterhin offene Fragen im Sozialbereich. Mehrfach trat er für eine Erhöhung der Volksgruppenförderung ein, mit dem Argument, dass diese seit 20 Jahren nicht angepasst worden sei.

Sarközis Engagement wurde mit vielen Auszeichnungen gewürdigt, so war er Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich und von Ehrenzeichen mehrerer Bundesländer.