Ski alpin: Die „Legende“ Stenmark wird 60

Stockholm (APA/dpa) - Die Ski-Legende Ingemar Stenmark kennt in Schweden noch immer jedes Kind. Allerdings nicht ausschließlich wegen seiner...

Stockholm (APA/dpa) - Die Ski-Legende Ingemar Stenmark kennt in Schweden noch immer jedes Kind. Allerdings nicht ausschließlich wegen seiner zwei Olympia-Goldmedaillen oder dem Rekord von 86 Weltcup-Siegen. „Die erkennen mich. Das liegt aber wohl daran, dass ich letztes Jahr bei Dancing Stars mitgemacht habe“, sagte der zurückhaltende Schwede mit einem Lächeln wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag am Freitag (18.3.).

Die Öffentlichkeit, Medien, TV-Shows: Viele Jahre konnte er damit gar nichts anfangen. Doch Schwedens Sportler des 20. Jahrhunderts, lange als öffentlich einsilbiger Einzelgänger abgestempelt, hat einen Sinn für Humor - das bekam auch Lindsey Vonn zu spüren.

Der US-Skistar hat schon 76 Siege auf dem Konto und will Stenmark den Rekord unbedingt abjagen. Mitte Februar trafen sich beide erstmals am Rande des City-Events in Stockholm. „Wir haben darüber gesprochen, ob sie schwedische Vorfahren hat. Sie kommt aus Minnesota, da sind viele Schweden hin ausgewandert. Aber sie meinte, sie hat norwegische Vorfahren“, berichtete Stenmark, der die US-Amerikanerin wegen der schwedischen Rivalität mit Norwegen auf die Schaufel nahm.

An Vonns Bewunderung für den noch immer drahtigen Mann mit den kurz geschorenen Haaren änderte die Neckerei nichts. „Er ist so ein netter Kerl“, meinte Vonn nach dem Treffen. „Ein unglaublicher Athlet, eine Legende.“

Dass Vonn seine 86 Siege übertreffen wird, bezweifelt der seit Mitte Jänner ein zweites Mal verheiratete Vater zweier Töchter nicht. „Wenn sie sich nicht nochmals verletzt. Ich hoffe, sie kommt wieder zurück“, betonte Stenmark. „Ich habe vor mehr als 25 Jahren aufgehört mit dem Skifahren. Mein Rekord ist mir inzwischen nicht mehr so wichtig. Und wenn sie ihn holt, dann hat sie das auch verdient.“

Bei den Herren sieht er vor allem Österreichs fünffachen Weltcup-Gesamtsieger Marcel Hirscher als potenziellen Nachfolger. „Ich denke auch, dass er jemand ist, der meine 86 Weltcup-Siege überbieten kann. Er ist ja erst 27. Er hat noch zehn Jahre an der Spitze, wenn er die Motivation hat“, meinte Stenmark. Hirscher hat es bisher auf 39 Weltcup-Siege gebracht.

So dominant wie Stenmark seinerzeit sind aber weder Vonn noch Hirscher. Sieben Jahre en suite holte er die kleine Kristallkugel im Slalom, ebenfalls sieben Jahre lang war er im Riesentorlauf die Nummer eins. Um einen Seriensieger im Gesamtweltcup zu verhindern, änderte der Skiweltverband FIS sogar die Regeln und wertete zeitweise nur noch drei Rennen je Disziplin. Im Jänner 1981 wagte sich Stenmark deswegen sogar auf die legendäre Streif in Kitzbühel. „Aber nur einmal. Das war ziemlich beängstigend. Kein gutes Gefühl. Ich habe es für die Punkte in der Kombination gemacht“, erinnerte er sich nun 35 Jahre später.

Stenmark wurde damals Dritter und arbeitete damit auch in diesem Bewerb an seiner sensationellen Ausbeute. In 15 Jahren bestritt er 231 Weltcup-Rennen und erreichte mit 155 Podestplätzen eine unglaubliche „Stockerlquote“ von 67 Prozent.

Den letzten seiner 86 Siege feierte er am 19. Februar 1989 im Riesentorlauf in Aspen, drei Wochen später beendete er in Japan mit Platz vier im Riesentorlauf von Shigakogen seine Karriere. „Als ich aufgehört habe, da war ich müde und hatte keine Lust mehr auf den Weltcup“, gestand Stenmark. „Ich bin in den Alpen auch zehn Jahre lang nicht mehr Ski gefahren. Heutzutage kann ich es aber wieder genießen.“

Vor allem Norwegens Slalom-Ass Henrik Kristoffersen schaut er gerne zu: „Kristoffersen hat die beste Slalom-Technik. Seine Bewegungen sind eine Augenweide.“

Ganz verabschiedet hat er sich vom Skisport ohnehin nie. Für eine Bekleidungsfirma übernahm er repräsentative Aufgaben, mit seinem Ski-Sponsor testete und entwickelte er neue Modelle. Momentan sei er vor allem mit seiner acht Jahre alten Tochter beschäftigt. „Sie nimmt mich ganz schön in Beschlag“, gestand Stenmark.

Dass ihn auch heute noch Kids in deren Alter erkennen, führt der bescheidene Ski-Star auf seinen Ausflug in den Tanzsport zurück. Die Show im schwedischen Fernsehen hat er - wie sollte es anders sein - gewonnen.