Helvetia-Gewinn 2015 durch Integration von Akquisitionen belastet
Zürich (APA/sda) - Das Geschäftsjahr 2015 des Schweizers Versicherers Helvetia ist ganz im Zeichen der 2014 akquirierten Gesellschaften Nati...
Zürich (APA/sda) - Das Geschäftsjahr 2015 des Schweizers Versicherers Helvetia ist ganz im Zeichen der 2014 akquirierten Gesellschaften Nationale Suisse und Basler Österreich gestanden. Der Gewinn brach zwar um 21 Prozent auf 309 Mio. Franken (282,2 Mio. Euro) ein. Das Geschäftsvolumen stieg im Vorjahresvergleich allerdings um 6 Prozent auf 8,2 Mrd. Franken.
Ohne negative Währungseffekte hätten die Einnahmen sogar um 11 Prozent zugelegt. Die Helvetia-Gruppe legte ihr Augenmerk auf die Eingliederung der zugekauften Gesellschaften: Weil der in St. Gallen domizilierte Versicherungskonzern in ähnlichen Märkten wie die Übernahmeobjekte tätig ist, stehen hauptsächlich Kosteneinsparungen durch den Wegfall von Doppelspurigkeiten im Vordergrund des Handelns.
An einer Medienorientierung am Montag in Zürich zeigte sich das Management mit den Entwicklungen sehr zufrieden. Die Synergieeffekte haben 2015 rund 45 Mio. Franken betragen, was deutlich über den Zielwerten von rund 20 Mio. Franken lag. Helvetia ist mittlerweile zuversichtlich, mit den Transaktionen ab 2017 insgesamt mehr als 130 Mio. Franken einsparen zu können.
Die Kostenreduktionen 2015 stammen zu 18 Mio. Franken aus dem Wegfall von Sachaufwand und zu 27 Mio. Franken aus dem Personalbereich. Per Ende 2015 hat die Helvetia-Gruppe mit ihren 6.700 Angestellten denn auch rund 400 Personen weniger beschäftigt. Rund 330 resultierten aus den beiden Übernahmen sowie 140 Mitarbeiter aus den Rückzug aus dem belgischen Markt. Gleichzeitig fand ein Aufbau um rund 80 Köpfe etwa im IT-Bereich statt.
Die Integrationskosten hat das Unternehmen für 2015 auf 75 Mio. von bisher insgesamt 160 Mio. Franken beziffert. So seien etwa in Spanien schon rund 10 Mio. Franken für die anstehende Reduktion des Personalbestands angefallen.
Doch die Übernahmen haben auch zu einer starken Ausweitung des Geschäfte geführt. Im Bereich mit Sachversicherungen stieg das Prämienvolumen um rund 35 Prozent auf 3,8 Mrd. Franken. In der Schweiz, wo Helvetia mit dem Zukauf der Nationale Suisse seine Marktposition deutlich verbesserte, legte der Konzern bei den Einnahmen sogar um 73 Prozent auf 1,4 Mrd. Franken zu.
Auch in den anderen europäischen Märkten, wo der Versicherungskonzern hauptsächlich in Deutschland, Italien, Spanien und Österreich tätig ist, ging es ohne die Berücksichtigung von Währungseffekten immer im zweistelligen Prozentbereich nach oben.
Die Österreich-Tochter der Schweizer Helvetia Versicherung ist im Vorjahr durch die Übernahme der hiesigen Basler Versicherung kräftig gewachsen. Das gesamte Prämienaufkommen stieg um 31,9 Prozent auf 409,2 Mio. Euro, teilte die Helvetia Österreich am Montag mit. Das organische Wachstum, also ohne den Zukauf, betrug 0,8 Prozent, wie die APA in Wien auf Anfrage erfuhr.
In der Lebensversicherung sank dagegen der Absatz über alles gesehen um rund 4 Prozent auf 4,5 Mrd. Franken. Der Rückgang wäre noch größer gewesen, wenn das Prämienvolumen der Schweiz nicht in etwa konstant bei 3,5 Mrd. Franken geblieben wäre und die Aktivitäten in Österreich nicht hätten stark zulegen können.
Das Management um Konzernchef Stefan Loacker betonte an der Medienkonferenz allerdings, dass man infolge des niedrigen Zinsniveaus aber gerade den Absatz traditioneller Lebensversicherungsprodukte gedrosselt habe.
Trotz der Integration der Akquisitionen floriert das Geschäft mit Sachversicherungen. Der kombinierte Schaden-Kosten-Satz, ein Gradmesser der operativen Profitabilität, verbesserte sich um 1,4 Prozentpunkte auf beachtliche 92,1 Prozent. Bei Werten unter 100 Prozent verdient eine Gesellschaft versicherungstechnisch Geld.
Das Portfolio der Schweiz trug mit einer Combined-Ratio von rund 85 Prozent überdurchschnittlich zu dem guten Ergebnis der Helvetia-Gruppe in dieser Sparte bei.
Das Ergebnis aus den Kapitalanlagen des Konzerns sank 2015 um 20 Prozent auf 1,2 Mrd. Franken. Die Performance auf das Anlagevolumen von fast 50 Mrd. Franken erreichte 2015 lediglich 1,6 Prozent, nach 7,7 Prozent im Geschäftsjahr davor.
Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Jahresergebnisse publizierte der Versicherungskonzern eine neue Strategie bis 2020. Zwar seien laut Loacker keine fundamentalen Änderungen geplant und die Unternehmensstrategie sei weiterhin darauf ausgerichtet, das bestehende Portfolio zu entwickeln.
Allerdings könne man sich zum Beispiel weitere Akquisitionen vorstellen, die durchaus auf Innovationen ausgerichtete Dienstleister und nicht mehr nur auf das Versicherungsgeschäft in den Kernmärkten ausgerichtet sein könnten.
Konkrete Projekte nannte der Firmenchef zwar an der Medienorientierung nicht. Gegenüber der Nachrichtenagentur sda zeigte sich Loaker aber für regionale Zukäufe in Asien positiv gestimmt.
Langfristig will die Gruppe ein Geschäftsvolumen von 10 Mrd. Franken erreichen. Im Sachversicherungsbereich soll der Schaden-Kosten-Satz künftig stets kleiner als 93 Prozent sein. Im Segment mit Lebensversicherungen strebt Helvetia eine Neugeschäftsmarge von mehr als 1 Prozent an. Letzteres stellt ein reduziertes Ziel dar, weil der Konzern dieses Anspruchsniveau weder 2015 (0,9 Prozent) noch 2014 (0,8 Prozent) erreicht hat, obwohl der Zielwert bisher bei 1,2 Prozent lag.
Im Geschäftsjahr 2016 sollen laut Konzernchef noch einige „sanierungsbedingte Bremsspuren“ im Jahresabschluss sichtbar werden. Allerdings sagte er nicht, welche Bereiche dies konkret betreffe.
Vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen wird der Generalversammlung dennoch die Erhöhung der Dividende um 5,6 Prozent auf 19 Franken je Aktie vorgeschlagen. Die Börse honorierte die Informationen zu Handelsbeginn mit einem Plus von rund 2 Prozent. Allerdings drehte der Kurs bei den Helvetia-Titeln am Nachmittag in einem seitwärts tendierenden Marktumfeld in den Negativbereich und lag mit rund 1,2 Prozent unter dem Vortagesniveau.
~ WEB https://www.helvetia.com/ ~ APA414 2016-03-14/15:50