Weltpolitik

Myanmar wählte ersten zivilen Präsidenten seit Jahrzehnten

Htin Kyaw wird nach seiner Wahl zum Präsidenten Myanmars von Reportern umringt.
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Der Suu Kyi-Vertraute Htin Kyaw wurde von beiden Parlamentskammern gewählt. Damit wurde der Übergang von der Militärdiktatur zur Demokratie besiegelt.

Naypyidaw - Mit der Wahl eines Vertrauten von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zum neuen Präsidenten ist in Myanmar am Dienstag der nächste Schritt auf dem Weg von der Militärdiktatur zur Demokratie vollendet: Der 69-jährige Htin Kyaw erhielt bei einer historischen Sitzung beider Parlamentskammern in Naypyidaw 360 von 652 Stimmen und wird damit das erste zivile Staatsoberhaupt seit Jahrzehnten.

„Hiermit erkläre ich, dass Htin Kyaw mit den meisten Stimmen zum Präsidenten gewählt wurde“, sagte der Parlamentsvorsitzende Mann Win Khaing nach der Auszählung unter tosendem Beifall der Abgeordneten. „Das ist der Sieg von Suu Kyi“, sagte der künftige Präsident Htin Kyaw. Er wird die Geschicke des Landes nun in enger Zusammenarbeit mit der Chefin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) bestimmen, der der Weg an die Staatsspitze durch die noch von der Militärjunta bestimmte Verfassung verwehrt bleibt.

Die NLD hatte bei der Parlamentswahl im November fast vier Fünftel der zur Wahl stehenden Sitze gewonnen. Allerdings bleibt dem Militär ein Viertel der Mandate vorbehalten. Von den Abgeordneten des Militärs und den von ihm gestützten Parteien kamen am Dienstag auch die Stimmen für die Gegenkandidaten. Htin Kyaw wird nun Ende des Monats den Posten von Ex-General Thein Sein übernehmen, der in den vergangenen fünf Jahren den Übergang von der Militärdiktatur zur Demokratie in Myanmar (Burma) steuerte.

Vizepräsidenten werden die beiden am Dienstag unterlegenen Kandidaten, Ex-General Myint Swe und Henry Van Thio von der ethnischen Minderheit der Chin. Sie erhielten 213 beziehungsweise 79 Stimmen. (APA/AFP/dpa)