El Nino und Klimawandel

Vietnam und Thailand erleben schlimmste Dürre seit Jahrzehnten

Im sonst so fruchtbaren Mekong-Delta herrscht Dürre. Eine vietnamesische Familie sucht in einem ausgetrockneten Fluss in der Provinz Soc Trang nach Fischen.
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Südostasien leidet unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Bauern sind betroffen, aber auch Krankenhauspatienten. Neben dem Klimawandel verschärft das Wetterphänomen El Nino die Lage.

Von Cod Satrusayang und Bennett Murray, dpa

Jeden Tag warten die Mitarbeiter des Chao Phraya Abhaibhubet-Krankenhauses auf Frischwassertransporte von einem Militärstützpunkt. Die Einrichtung in der Provinz Prachinburi in Ostthailand braucht täglich 30.000 Liter für den Betrieb. Das Krankenhaus gehört zu den vielen Leidtragenden der schlimmsten Dürre seit 20 Jahren.

„Momentan bekommen wir jeden Tag neun Lieferungen“, sagt Manager Saluay Jintarakiti aus dem Spital in Thailand. Noch prekärer ist die Lage in Vietnam, dort war das Land seit 90 Jahren nicht mehr so ausgedörrt. Der Grund, sagen Wissenschafter, sei das Klimaphänomen El Nino und die Erderwärmung.

Die Dürre habe den Grundwasserspiegel und den Pegel der Flüsse gesenkt und das Leitungswasser ungenießbar gemacht, sagt Jintarakiti. „Das Leitungswasser ist so salzig, dass man damit weder medizinische Geräte reinigen noch Patienten versorgen kann.“

Suche nach Alternativen zum Reisanbau

Die Trockenheit bekommen auch die Bauern zu spüren. Die Reisanbaufläche ist im Jänner und Februar um ein Drittel auf 640.000 Hektar geschrumpft, weil sie mehr nicht bewässern können. „Es gibt noch keinen Grund zur Panik, aber wir müssen klug mit unserem Wasser umgehen“, sagt Landwirtschaftsminister Theerapat Prayoonsit. Mit einer Summe von 17 Milliarden Baht (436 Millionen Euro) soll nun nach Alternativen zum Reisanbau für die Bauern gesucht werden.

Ein ausgetrocknetes Reisfeld in der thailändischen Provinz Suphan Buri nördlich von Bangkok.
© Reuters

In der Hauptstadt Bangkok rief der Chef der Wasserwerke die acht Millionen Einwohner zum Wassersparen auf. Die Wasserwerke haben die Versorgung in Randbezirken probeweise schon leicht heruntergefahren, um zu sehen, ob sie mit einer anhaltenden Krise fertig werden könnten. Außerdem steht das Neujahrsfest Songkran im April vor der Tür. Es wird traditionell mit riesigen Wasserschlachten in den Straßen gefeiert. Die Behörden wollen die Feiern um einen auf drei Tage verkürzen.

Im sonst fruchtbaren Mekong-Delta in Vietnam haben nach Angaben der Behörden schon 139.000 Hektar Reisfelder Schaden genommen, weil Meerwasser ins Landesinnere vordringt. Der Salzgehalt ist zu hoch für die empfindlichen Pflanzen. Die Situation in der als „Reisschale Vietnams“ bekannten Region könne noch schlimmer werden, sagte Landwirtschaftsminister Cao Duc Phat Anfang März.

El Nino und Klimawandel verantwortlich

„Grund für die Dürre sind starke El Nino-Auswirkungen und steigende Temperaturen als Folge des Klimawandels“, sagte Tara Buakamsri, Thailand-Direktor von Greenpeace. „Sogar in der letzten Regenzeit war der Niederschlag ungleichmäßig verteilt.“ El Nino ist ein alle paar Jahre auftretendes Wetterphänomen. Dabei erwärmt sich der Pazifik. Das hat Folgen für das Klima weltweit, mit größeren Dürren als sonst in einigen Regionen und schlimmeren Überschwemmungen in anderen.

„Man muss immer daran denken, dass in solchen Situationen die Ärmsten der Armen am schlimmsten betroffen sind“, sagte Tara Buakamsri. Die Länder müssten ihre Infrastruktur verbessern, damit die Wasserressourcen nicht überstrapaziert werden.