Von der Feder zum Säbel: Stadtschulrat mit Schau zum Ersten Weltkrieg
Wien (APA) - Den Weg von der bereits vor Kriegsausbruch einsetzenden „vormilitärischen Erziehung“ über die Beschlagnahme von Schulgebäuden u...
Wien (APA) - Den Weg von der bereits vor Kriegsausbruch einsetzenden „vormilitärischen Erziehung“ über die Beschlagnahme von Schulgebäuden und die Einberufung von Lehrern wie Schülern bis zur Protestbewegung und den Schulreformen Otto Glöckels zeigt eine Ausstellung im Stadtschulrat über die Wiener Schule im Ersten Weltkrieg. „Von der Feder zum Säbel“ wird am Dienstag Nachmittag eröffnet.
Bereits vor dem Krieg war die Situation an den Schulen nicht gerade heimelig: Bis zu 60 Kinder saßen in einer Klasse - das Gymnasium war nur einer kleinen Schicht an Burschen vorbehalten, für Mädchen gab es überhaupt keine staatliche höhere Schule. Der Krieg warf bereits Jahre vor seinem Ausbruch Schatten: 1910 wurde an den Mittelschulen schon Schießunterricht mit scharfer Munition abgehalten, die Heeresverwaltung stellte aktive Offiziere als Lehrer bereit.
Nach Kriegsbeginn wurde Wien rasch zur Kasernen-, Spitals- und Flüchtlingsstadt. Schulgebäude wurden beschlagnahmt und etwa in Lazarette umgewandelt, Lehrer wie Schüler der siebenten und achten Klassen eingezogen. Die verbliebenen Schüler und Pädagogen wurden für gemeinnützige Tätigkeiten zu Arbeitsdiensten herangezogen. In der Ausstellung wird anhand von Schautafeln und Videosequenzen gezeigt, wie die Schule immer stärker für Kriegszwecke benutzt wurde. Schulbücher wurden im Sinne der „Kriegspädagogik“ adaptiert, am 2. Juni 1915 wurde per Ministeriumserlass die „Kriegsschule“ rechtlich festgelegt.
Im Schulalltag zeigte sich das durch die Zurückdrängung von Bildung und Erziehung im Unterricht - stattdessen gab es „patriotisches Handarbeiten“ für Mädchen, im Zuge dessen Strümpfe, Stutzen oder Fäustlinge für Soldaten gefertigt wurden. Statt des Unterrichts wurden „patriotische Sammelaktionen“ abgehalten, für die Schüler Altmetalle, Rohstoffe oder gleich Geld oder Edelmetall in der Bevölkerung einkassierten oder diese zur Zeichnung von Kriegsanleihen bringen sollten.
Abgeschlossen wird die vom wissenschaftlichen Leiter des Wiener Schulmuseums, Oskar Achs, kuratierte Ausstellung mit dem Verweis auf die einsetzenden Protestbewegungen, die in die Schulreformen Otto Glöckels mündeten. Außerdem wird auf die heutige Situation von Kriegsflüchtlingen verwiesen.
(S E R V I C E - Ausstellung „Von der Feder zum Säbel. Die Wiener Schule im Ersten Weltkrieg“, 15.3. bis 27.4. 2016, Montag bis Freitag 09.00 bis 16.00 Uhr, Eintritt frei, Stadtschulrat für Wien, Wipplingerstraße 28, 1010 Wien)