Der „Super-Wissenschafter“ ist ein Team

Wien (APA) - Einen „Super-Wissenschafter“, dessen optimale Eigenschaften man bei der Diskussionsreihe „Science Talk“ Montagabend in Wien suc...

Wien (APA) - Einen „Super-Wissenschafter“, dessen optimale Eigenschaften man bei der Diskussionsreihe „Science Talk“ Montagabend in Wien suchte, gibt es nach Meinung prominenter Forscher nicht. Wissenschaft funktioniere heute vielmehr in Teams und sei zuallererst gute Organisation, war sich das Podium einig. Forschung durch Personalisierung und Genie-Begriff zu mystifizieren, sei ein schlechter Dienst an ihr.

Vielseitig begabt müssten Topforscher dennoch sein: „Sie sind zugleich gute Manager, Netzwerker, Wirtschafter, Trainer und Pädagogen - und natürlich zeichnet sie echte Freude an ihrem Forschungsgebiet aus“, stellte Thomas Henzinger, Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) fest. Fast alle tollen Wissenschafter seien auch ausgezeichnete Vermittler „unter ihresgleichen“, also in Fachkreisen, aber nicht zwangsläufig gegenüber der Öffentlichkeit. „Und das ist gut so - dafür gibt es andere Profis“, zeigte sich Henzinger überzeugt.

Anders sah das der für seine Vermittlungsarbeit im Vorjahr zum „Wissenschafter des Jahres“ gekürte Direktor des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, Wolfgang Neubauer. Er habe durchaus das Bedürfnis, den Menschen - vom Bauern über den Bürgermeister, dem Landeshauptmann bis zur breiten Öffentlichkeit - mit denen er im Zuge seiner Arbeit in Berührung komme, „nicht zuletzt aufgrund der Verwendung von öffentlichen Mitteln in entsprechend angepasster Weise zu erklären, warum wir was machen und was die Gesellschaft davon hat“. Dafür sei eine strategische Auswahl der Kommunikationskanäle und langfristiger Kontakt mit Journalisten unerlässlich, um auch abseits von „Sensationen“ wahrgenommen zu werden.

„Kommunikation gelingt dann, wenn ein Rezipient da ist, der zuhört“, so Neubauer. Die gewonnene Aufmerksamkeit erweitere nicht nur die Möglichkeiten für künftige Finanzierungen, sondern eröffne auch Chancen, Einfluss auf andere Dinge zu nehmen. Als Beispiel nannte Neubauer die demnächst startende Stonehenge-Ausstellung in Mistelbach, die er kuratiert und die bereits im Vorfeld für internationales Aufsehen sorgt. „Wir können dank unseres gestiegenen Bekanntheitsgrads unsere Mission auch weltweit verfolgen.“

Kritik äußerte Neubauer, der auch an der Universität Wien als außerordentlicher Professor tätig ist, an den heimischen Universitätsstrukturen, die das Arbeiten in Teams, wie es „vorbildlich“ am IST Austria praktiziert werde, nicht zulasse. „Ohne die Ludwig Boltzmann-Gesellschaft wäre das alles nicht möglich gewesen“, meint er in Hinblick auf seine Arbeit.