Neue Oberstufe: Auch BMHS-Lehrer fordern Verschiebung

Wien (APA) - Nicht nur die Gymnasien, auch die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) sollen den für 2017/18 geplanten Start d...

Wien (APA) - Nicht nur die Gymnasien, auch die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) sollen den für 2017/18 geplanten Start der neuen Oberstufe autonom verschieben dürfen, fordert Lehrergewerkschafter Jürgen Rainer (FCG) gegenüber der APA. Dabei reiche schon ein Jahr zusätzliche Vorbereitungszeit, so Rainer. Wann gestartet wird, solle wie an den AHS jede Schule individuell entscheiden dürfen.

Rainer verwies im APA-Gespräch auf große Unterschiede zwischen den verschiedenen berufsbildenden Schulformen. In Teilbereichen wie dem kaufmännischen Schulwesen scheine man bereits startklar zu sein, teilweise seien auch schon die neuen Lehrpläne verordnet. Bei den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakip) und Sozialpädagogik (Basop) und Teilen der HTL sei man indes noch weit weg von einer Einigung mit dem Ministerium.

Ein Grund für die teils stockenden Vorarbeiten sei die Verquickung der Neuen Oberstufe, bei der der Lernstoff in je ein Semester umfassende Module unterteilt wird, mit der anstehenden Reform der Lehrpläne. Er habe dafür plädiert, zunächst die Neue Oberstufe umzusetzen und sich dann Zeit für eine inhaltliche Diskussion der Lehrpläne zu nehmen, so Rainer. Das Ministerium wolle allerdings beides zugleich erledigen.

Im Bildungsministerium kann man Rainers Forderung nach einer Verschiebung nicht nachvollziehen: Rund 200 der 523 BMHS, vor allem Handelsakademien und Humanberufliche Schulen, würden schon an Schulversuchen zur Neuen Oberstufe teilnehmen. Keiner der betroffenen Direktoren habe bisher eine Verschiebung angeregt, hieß es auf Anfrage der APA. Und zur Lehrplanfrage: Die Lehrpläne, die noch nicht vorliegen, seien „bereits in Arbeit und werden so rasch als möglich fertig gestellt“.

Prinzipiell zufrieden zeigte sich AHS-Lehrervertreter Eckehard Quin (FCG) auf APA-Anfrage mit der Möglichkeit, den Start der Neuen Oberstufe an den Gymnasien um zwei Jahre zu verschieben. „Ich halte das für eine vernünftige Vorgangsweise.“ Wie viele AHS von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden, werde davon abhängen, ob das Ministerium eine reibungslose Umsetzung ermögliche. „Das Ministerium hat hier vier Jahre geschlafen“, so Quin. So gebe es nach wie vor keine gesetzlich vorgeschriebenen, in Semester unterteilte Lehrpläne. Das sei dann kein Problem, wenn sich an diesen inhaltlich nicht viel ändern sollte. Falls doch, werde es allerdings keine approbierten Schulbücher für 2017/18 geben, da für die Neuerstellung und Approbierung nicht genug Zeit bleibe. Zweiter Knackpunkt werde die künftige Software für die aufwendige Schülerverwaltung sein. „Wenn das beides ordentlich erledigt ist, nehme ich nicht an, dass die Masse rausoptieren wird. Wenn das aber nicht passt, werden praktisch alle rausoptieren.“

Das Bildungsministerium betonte, dass die Lehrpläne „selbstverständlich“ rechtzeitig fertig würden, sodass das Schuljahr 2016/17 zur Vorbereitung auf die neue Oberstufe genutzt werden kann. Es sei ein Entgegenkommen, dass jene AHS-Direktoren, die noch nicht ausreichend vorbereitet seien, bis zu zwei Jahre später mit der neuen Oberstufe beginnen können.

Für die NEOS ist die Verschiebung „nicht verwunderlich“: Das Reformprojekt sei schlecht aufgesetzt, weder Betroffene noch Stakeholder seien ausreichend in Planung und Umsetzung eingebunden gewesen, kritisierte Bildungssprecher Matthias Strolz.

Die neue Oberstufe soll spätestens 2017/18 an allen mindestens dreijährigen Oberstufenformen ab der 10. Schulstufe (6. Klasse AHS bzw. zweiter Jahrgang oder zweite Klasse BMHS) starten. Der Lernstoff wird dabei in je ein Semester umfassende Module unterteilt. Bei einer negativen Note in einem Fach muss nicht die ganze Klasse wiederholt, sondern nur das jeweilige Modul positiv abgeschlossen werden. Mit zwei „Nicht Genügend“ kann man aufsteigen, bis zur Matura müssen aber alle Module nachgeholt sein. An zahlreichen Schulen wird das Modell bereits erprobt - es hat aber nichts mit Schulversuchen mit einem „echten“ Modulsystem in der Oberstufe zu tun, bei dem etwa einzelne Fächer abgewählt und in anderen Vertiefungen belegt werden können.