VW-Finanzsparte kündigt im Abgasskandal härteren Sparkurs an
Wolfsburg/Frankfurt (APA/dpa-AFX) - VW hat mit seinem Leasing- und Finanzierungsgeschäft 2015 trotz des Abgasskandals deutlich mehr Geld ver...
Wolfsburg/Frankfurt (APA/dpa-AFX) - VW hat mit seinem Leasing- und Finanzierungsgeschäft 2015 trotz des Abgasskandals deutlich mehr Geld verdient - schaltet aber beim Sparen einen Gang hoch. Im laufenden und im kommenden Jahr will VW Financial Services (VWFS) 300 Mio. Euro an Kosten einsparen - 100 Millionen waren es bereits 2015.
„Dabei kommen wir um manche harte Einschnitte nicht herum“, sagte VWFS-Finanzchef Frank Fiedler. „Es wird nicht mehr alles möglich sein, was wir früher als selbstverständlich angesehen haben.“
Im laufenden Jahr dürfte es für das Unternehmen teurer werden, sich frisches Geld zu besorgen, weil große Ratingagenturen die Bonitätsnoten für VWFS gesenkt hatten. 2015 hätten sich die Kosten für die Beschaffung frischen Geldes noch nicht erhöht, sagte Fiedler: „Dies wird aber voraussichtlich 2016 der Fall sein.“
Diese Unsicherheit lässt den Finanzierer auch bei seiner Prognose für das laufende Jahr vorsichtig werden. 2015 stieg das operative Ergebnis noch um knapp 13 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro, für 2016 setzt sich das Unternehmen nur noch 1,7 Mrd. Euro als Mindestzielmarke - also um 0,2 Milliarden weniger. VWFS-Chef Lars Henner Santelmann führte unter anderem die Unsicherheit über die Refinanzierungskosten als Grund an. Unterm Strich kletterte der Gewinn der Volkswagen Financial Services AG (VWFS) um 35 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro, wie die VW-Tochter am Dienstag mitteilte.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Finanzierer Rückstellungen wegen möglicher Restwertverluste im Abgasskandal gebildet. Die Gefahr ist zum Beispiel, dass VWFS Leasingautos zu einem höheren vertraglich zugesicherten Preis zurückkaufen muss, als sie eigentlich wert sind. Ein möglicher Wertverlust könnte durch die Manipulationen und den Rückruf verursacht werden.
Im vergangenen Jahr habe die VWFS AG 353 Millionen außerplanmäßige Abschreibungen gemacht, davon 286 Mio. Euro wegen des Dieselthemas, sagte Risikovorstand Michael Reinhart. Für die USA wurden zusätzlich netto 96 Mio. Euro Rückstellungen gebildet. Die US-Zahlen sind allerdings nicht im Geschäftsbericht der VW Financial Services AG enthalten, sondern werden erst mit dem Jahresabschluss des Mutterkonzerns berichtet. Den hatte der Konzern auf Ende April verschoben.
Sollte der VW-Konzern in den USA zu Rückkäufen gezwungen werden, müsste der Finanzierer formal vom Hersteller entschädigt werden, sagte Vertriebsvorstand Christian Dahlheim. Da gebe es in den USA „eine ganz klare gesetzliche Regelung.“s in den USA „eine ganz klare gesetzliche Regelung.“
In den USA sind VWFS zufolge 32.112 VW-Leasing-Fahrzeuge unterwegs, die über die US-Finanzierungstochter Volkswagen Inc. laufen und von den Manipulationen betroffen sind. Außerdem gebe es 120.000 entsprechende Fahrzeuge, die über eine Finanzierung laufen - dafür müssten aber keine Restwertrückstellungen gebildet werden.
In der ersten Jahreshälfte 2016 will sich der Autofinanzierer für künftige Anstrengungen Geld mit neuen Anleihen besorgen, sagte Finanzchef Fiedler. Derzeit müssen die Wertpapierprospekte nach dem Abgas-Skandal noch überarbeitet werden, deshalb kann VWFS das derzeit noch nicht tun. In einem Wertpapierprospekt müssen Unternehmen die Risiken ihrer Anlageprodukte wie Anleihen oder Aktien sehr genau beschreiben.
~ ISIN DE0007664039 WEB http://www.volkswagenag.com ~ APA398 2016-03-15/14:15