Formel 1: Haas gibt Gas - US-Neuling will Erfolg in Königsklasse
Melbourne (APA) - Der letzte Versuch eines amerikanischen Teams, sich in der Formel 1 zu etablieren, scheiterte schon vor der Startlinie. So...
Melbourne (APA) - Der letzte Versuch eines amerikanischen Teams, sich in der Formel 1 zu etablieren, scheiterte schon vor der Startlinie. So gesehen ist das neue Haas-F1-Team schon wesentlich weiter als USF1, das 2010 über die Planung nicht hinausgekommen war. Am kommenden Sonntag steht damit in Melbourne erstmals seit 30 Jahren wieder ein Team aus den Vereinigten Staaten am Start.
Es ist eine Zufälligkeit, dass das 1985 (drei Rennen) und 1986 in der Formel 1 gefahrene US-Team von Carl Haas (Team Haas) fast namensgleich war mit dem, was der mit dem damaligen Teambesitzer nicht verwandte Gene Haas nun auf die Beine gestellt hat. Der 63-jährige Unternehmer und Betreiber des erfolgreichen NASCAR-Teams „Stewart-Haas-Racing“, für das neben den drei Meisterschaftsgewinnern Kevin Harwick, Tony Stewart und Kurt Busch auch Danica Patrick fährt, hat vor allem eines richtig gemacht. Er hat sich für den Aufbau seines Formel-1-Teams Zeit genommen.
Genau genommen hatte man schon begonnen, noch ehe der Motorsport-Weltverband (FIA) im April 2014 die Startberechtigung für das Jahr 2016 ausgesprochen hatte. Zusammen mit dem Südtiroler Günther Steiner, der einst Cheftechniker bei Red Bull Racing war und nun Teamchef bei Haas ist, wurden Puzzleteile zu einem gelungenen Ganzen geformt.
So verleibte man sich Teile der Marussia-Fabrik in England ein. Dallara baute in Italien das Chassis, Antriebe, Getriebe usw. kommen von Ferrari. Auch die NASCAR-Basis in North Carolina steuert wichtige Planungselemente bei.
Erst als letzte Bausteine wurden mit dem routinierten Franzosen Romain Grosjean und dem Mexikaner Esteban Gutierrez die Wunsch-Piloten engagiert. Angeblich ist das Team finanziell so gut aufgestellt, dass keiner der Fahrer Sponsorgelder mitbringen musste.
Gene Haas hat seinen Wohlstand „Haas Automation“ zu verdanken. Einem kalifornischen Unternehmen, das hochpräzise Werkzeugmaschinen herstellt und in mittlerweile 80 Länder verkauft. Für Haas ist die Formel 1 das perfekte Instrument, seine Produkte zu bewerben. „Da bin ich nicht anders als Red Bull“, erklärte er im Vorfeld des WM-Auftakts in Australien.
Sportlich wird man sich zunächst hinten anstellen müssen, die Perspektive ist aber langfristig. Man will auf keinen Fall so enden wie drei neue Teams der jüngeren Vergangenheit. HRT gab es nur drei Jahre. Aus Lotus wurde Caterham, ehe man 2014 wieder verschwand. Aus Virgin wurde Marussia, nach einer Rettungsaktion ist man als Manor Marussia aber wenigstens weiterhin dabei.
Für Haas liegt auf der Hand, woran es haperte. „Diese Teams hatten alle Zeitnot. Sie hatten im Schnitt nur sechs Monate, um das komplette Team zusammenzustellen und waren deshalb von Anfang an hinten.“ In der Formel 1 sei das aber ein „No Go“. „Man muss alles von Grund auf machen, das dauert eben seine Zeit“, ist Haas überzeugt.
Wie schnell das neue US-Team aus Kannapolis Erfolg einfahren kann, wird sich zeigen. „Sie wirken jedenfalls gut organisiert“, lobte Österreich Ex-Pilot Gerhard Berger die Amerikaner bei den Wintertests in Barcelona.
Die Latte liegt aber hoch. Hatte das Team von Carl Haas mit einem vierten Platz von Alan Jones 1986 in Australien das beste Ergebnis erzielt, haben zwei US-Teams auch schon Siege in der Formel 1 eingefahren. 1967 gewann Dan Gurney für All American Racers in Belgien, 1976 siegte John Watson beim Österreich-Grand-Prix für Penske.