Reutte

Nora Hilti führt großes Gestüt weiter

© Helmut Mittermayr

Die Leidenschaft für Pferde zieht sich wie ein roter Faden durch die Familie Schwarzkopf. In vierter Generation verschiebt sich der Schwerpunkt von Zucht zu Therapie. Ein Tag der offenen Tür zeigt mehr.

Von Helmut Mittermayr

Reutte –Schon der Gründer des „Metallwerks“, Paul Schwarzkopf, hatte einst Lipizzaner nach Reutte gebracht. Die Begeisterung für Pferde ging auf Schwiegertochter Hilde Schwarzkopf über, die ihre Passion in der Zucht fand. Dressur- und Springreitturniere machten das Gestüt Stegerberg über die Grenzen des Bezirkes bekannt. In nächster Generation übernahm Tochter Nina Schwarzkopf-Hilti das Gestüt, das nun ihre Tochter Nor­a Hilti leitet. Pferde bedeuten der 30-Jährigen alles, wie ihre Biographie veraugenscheinlicht. Hilti bringt nun erstmals auch eine soziale Komponente in den Stallungen in der Reuttener Lüss ins Spiel. Reitpädagogik und pferdegestützten Interventionen gilt ihr ganzes Engagement.

Wer an der Uni eine Diplomarbeit zum Thema „Lernen in Mensch-Pferd-Beziehungen“ schreibt und vom Umfang her auch gut und gerne einen epischen Buddenbrook-Schmöker abliefern hätte können, der hat Hippos zum Lebensinhalt gewählt. Für die Österliechtensteinerin Hilti, sie ist Doppelstaatsbürgerin, gilt 24/7 – sie ist den ganzen Tag, siebenmal in der Woche ohne Pause für ihre „Rösser“ im Einsatz. Urlaub – das war letztes Jahr nicht drin. Der Wohnsitz ist längst nach Reutte verlegt, schließlich will die studierte Sozialpädagogin die Reittherapie am Gestüt Stegerberg in die Gänge bringen.

Insgesamt 36 Pferde stehen am Hof ein, die Hälfte davon hat ein befreundeter Pächter untergebracht. Von so manchem Liebling ihrer Großmutter Hilde würde sich Nora Hilti auch trennen, sollten ambitionierte Reiter Interesse zeigen. Denn ihre Konzentration gilt neben der Gestütsleitung in erster Linie dem Aspekt Pferd/Mensch. Nicht umsonst hat sie nach ihrer Ausbildung zur Touristikkauffrau und Studium in Innsbruck eine Weiterbildung zur Reittherapeutin am Institut für Pferdegestützte Therapie in Konstanz absolviert.

„Pferde sind nicht wertend, ganz neutral“, weiß sie um die Stärken ihrer Schützlinge. Sie können als Spiegel der Seele des Klienten fungieren. In der pferdegestützten Intervention sei das Pferd Mittler zwischen Reittherapeut oder -pädagogen sowie Klienten. Das Anwendungsgebiet ist äußerst vielschichtig: von Steigerung des Selbstwertgefühls bei Mobbing oder psychischer Stabilisation bei Depressionen über Bekämpfung von Essstörungen bis hin zum Führungsseminar für Manager, die am Pferd erkennen könnten, wie sie auf andere in einer Gruppe wirken.

Die pferdegestützte Intervention wird als additives Verfahren idealerweise ergänzend zu anderen therapeutischen Maßnahmen hinzugezogen. Da dieses Fachgebiet der breiten Bevölkerung im Außerfern noch wenig geläufig sein dürfte, hat sich Hilti entschlossen, das Gestüt zu öffnen. Am Samstag, den 26. März, findet von 13 bis 17 Uhr ein Tag der offenen Tür statt. Den Reittherapeuten bei der Arbeit zusehen, gemeinsames Pflegen, kurze Reiteinheiten – alles ist möglich.

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