Zwischen Kosmos und glühendem Erdmittelpunkt
Angela Summereder stellt ihren Film “Aus dem Nichts“ im Leokino vor.
Innsbruck –Über den Stummfilmbildern schwebt das Pathos von Anton Weberns „Im Sommerwind“, eine junge Frau streckt einen kleinen Stoffbären zur Kamera. Die Illusion authentischer Stummfilmszenen hält auch noch an, als Dorfbewohner von heute über die eben gesehenen Personen herziehen. Ihre Vorfahren haben in den 20er- und 30er-Jahren ihre Ersparnisse dem Schlossherrn und Erfinder Karl Schappeller anvertraut, der sie dafür mit seiner „Urmaschine“ mit „Raumenergie“ versorgen wollte. Nun fragen sich die Dörfler, die „mit dem Hass“ auf Schappeller aufgewachsen sind, ob es sich um einen Visionär oder einen schlichten Schwindler gehandelt habe. Die Antwort hoffen sie im oberösterreichischen Schloss Aurolzmünster zu finden. Von Logenplätzen aus werden sie Zeugen ausgelassener Feste, der Hausherr schwadroniert über „glühenden Magnetismus“ und wie „zwischen Kosmos und Erdmittelpunkt die Ätherstrahlung pulsiert“. Noch gibt es diese Erfindung, freie Energie aus dem Raum zu gewinnen, nur als Zeichnung, die aber prominente Investoren wie Aemilian Schöpfer, christlich-sozialer Abgeordneter und Gründer des Tyrolia-Verlags, zu überzeugen vermag. Regionalzeitungen feiern den Erfinder, um ihn nach verstrichenen Lieferfristen in einer Sprache zu demütigen („der entthronte Messias”), die auch ihre Leichtgläubigkeit bloßstellt.
Angela Summereders „Aus dem Nichts“ ist keine Satire über eine Zeit, in der noch andere und gefährlichere Scharlatane ihr Unwesen getrieben haben. Summereders Konzept verlangt ein Körnchen Wahrheit an Schappellers Vision und lässt ihren Klagechor in der Gegenwart nach Alternativen suchen. Der deutsche Physiker Claus Turtur findet für seine Idee, mit dem Wasser in der Luft die Wüste in eine blühende Landschaft zu verwandeln, keine Investoren. Der indische Elektrotechniker Paramahamsa Tewari hat immerhin den Prototyp eines „Raumkraft-Generators“ gebaut, der mehr Energie generieren kann, als für seinen Betrieb benötigt wird. Angela Summereder präsentiert ihren Film heute im Innsbrucker Leokino. (p. a.)