Kölner Abi-Streit vorerst befriedet, aber Diskussionen um Polizei
Der „Abi-Krieg“ von Köln hat vorerst keine Fortsetzung gefunden. Die entgleisten Abi-Streiche von Gymnasiasten in den vergangenen Tagen wirken allerdings nach. Nun machen Eltern der Polizei Vorwürfe.
Köln – Nach den Abi-Randalen in Köln werden immer mehr kritische Fragen an die Polizei vonseiten der Eltern laut. In einer E-Mail an die Beamten, die der Deutschen Presse-Agentur vom Vater eines Abiturienten zur Verfügung gestellt wurde, wirft eine Frau der Polizei vor, nicht früh genug eingeschritten zu sein. Sie sei die Mutter einer der beiden schwer verletzten jungen Männer. „Die Polizei griff erst ein, NACHDEM er und der andere junge Mann schwer verletzt waren. Vorher standen die Einsatzkräfte der Polizei daneben, schauten zu und sprachen über das Megaphon“, schreibt sie. Ähnliche Vorwürfe hatten auch andere Eltern geäußert.
Ein Polizeisprecher sagte am Mittwoch, die Vorwürfe seien bekannt: „Der Polizeipräsident hat gestern schon angewiesen, dass die Einsätze rund um die Abi-Mottowoche nachbereitet werden - insbesondere jene, bei denen es zu diesen schweren Folgen kam.“ Eine Priorität an dem Abend sei gewesen, die rivalisierenden Gruppen zu trennen. Es seien Platzverweise ausgesprochen und umgesetzt worden. Als die schwerwiegenden Verletzungen ersichtlich geworden seien, habe man sofort Rettungskräfte eingeschaltet.
Zwei 18-Jährige schwer am Kopf verletzt
In der Nacht zu Dienstag war in Köln ein Abi-Streich derart eskaliert, dass zwei 18-Jährige schwere Kopfverletzungen erlitten hatten. Rivalisierende Gruppen waren am Kölner Humboldt-Gymnasium aufeinandergetroffen. Zeugen berichteten, dass Steine und auch Flaschen flogen. Bereits in der Nacht zu Montag hatten mehrere Hundert Abiturienten insgesamt 15 Einsätze der Polizei ausgelöst und Sachschäden an sieben Gymnasien verursacht.
In der Nacht zu Mittwoch blieb es nach Angaben der Polizei ruhig. Auseinandersetzungen wie an den Tagen zuvor seien nicht gemeldet worden, sagte der Sprecher. Er sprach von einem „positivenTrend“. Dennoch will die Polizei weiterhin mehr Einsatzkräfte im Nachtdienst vorhalten, die sich gezielt um die Schulen kümmern können.
Provokationen und Mottowoche
Hintergrund der Auseinandersetzungen sollen gegenseitige Provokationen unterschiedlicher Schulen in der Stadt sein. Zudem hatte für die angehenden Abiturienten die sogenannte Mottowoche begonnen. Die letzten Tage vor den Osterferien - für die Schüler die letzten Unterrichtstage überhaupt vor ihren Prüfungen - werden von den zwölften Klassen vielerorts genutzt, um sich zu verkleiden und besondere Aktionen auszutüfteln.
Dass die Abi-Streiche in Köln so eskalieren konnten, hatte sich nach Ansicht der Kulturwissenschaftlerin Katrin Bauer in gewisser Weise bereits angedeutet. „So richtig überrascht hat es mich nicht“, sagte sie. In den vergangenen Jahren habe es immer mal wieder ähnliche Vorfälle gegeben - allerdings mit weniger Gewalt. „Dass es dieses Jahr so massiv und tatsächlich auch gewalttätig geworden ist, hat eine neue Qualität“, sagte sie. (dpa)