Zahl der Unfälle auf Salzburger Stadtautobahn mit Luft-80er gesunken

Salzburg (APA) - Das Land Salzburg hat im Streit um angeblich höhere Unfallzahlen im Zusammenhang mit der Einführung des flexiblen Tempolimi...

Salzburg (APA) - Das Land Salzburg hat im Streit um angeblich höhere Unfallzahlen im Zusammenhang mit der Einführung des flexiblen Tempolimits auf der Salzburger Stadtautobahn am Mittwoch erstmals konkrete Daten präsentiert. Demnach hat die Zahl der Verkehrsunfälle seit dem offiziellen Start des „Luft-80ers“ gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen. Eine Verschiebung hat es aber bei den Unfallarten gegeben.

„Während die Zahl der Schleuderunfälle gesunken ist und sich die Zahl der Auffahrunfälle leicht erhöht hat, sind die Unfälle durch einen Fahrstreifenwechsel stark gestiegen“, erklärte der parteifreie Salzburger Verkehrslandesrat Hans Mayr. „Aus meiner Sicht gehen aus dem vorliegenden Bericht aber keine besorgniserregenden Daten hervor.“

Insgesamt gab es im siebenmonatigen Untersuchungszeitraum (20. Mai bis 31. Dezember 2015) 187 Unfälle, davon 39 mit Personenschaden. Unfälle auf Parkplätzen oder Autobahntankstellen wurden nicht miteingerechnet. „Im Schnitt wurde etwa jeden zweiten Tag ein Verkehrsunfall gemeldet, Verkehrsunfälle mit Personenschäden passierten im Schnitt etwas weniger als einmal pro Woche“, erklärte Gernot Filipp, Leiter der Landesstatistik. Bei 60 Prozent der Unfälle war auf Tempo 80 geschaltet, bei 40 Prozent galt Tempo 100. „Das entspricht in etwa dem Verhältnis des Verkehrsaufkommens, das bei Tempo 80 höher ist.“

Besonders genau hat sich die Landestatistik auf Unfälle durch Fahrstreifenwechsel konzentriert. Der Salzburger Verkehrsunfallsachverständige Gerhard Kronreif hatte hier zuletzt von einer Verdoppelung der Unfallzahlen gesprochen und damit heftige Kontroversen im Landtag ausgelöst. „Rechnet man Tunnelunfälle, wo immer Tempo 80 gilt, und Baustellenunfälle heraus, bleiben 34 Fahrstreifenwechsel-Unfälle übrig. 19 haben sich dabei bei Tempo 80 und 15 bei Tempo 100 ereignet“, berichtete Landesstatistiker Filipp. In Relation zu Tempo 100 sind damit beim Luft-80er etwas mehr Fahrstreifenunfälle passiert, die Zahl schwerer Unfälle mit Personenschaden war aber bei geschaltetem Tempo 100 höher.

Kronreif fühlte sich von den präsentierten Zahlen am Mittwoch bestätigt. „Die aktuellen Auswertungen zeigen klar, dass es gefährlicher geworden ist“, hielt er gegenüber der APA an seinen früheren Auswertungen fest. Seit der Einführung von Tempo 80 seien beinahe neun von zehn Fahrstreifenunfällen mit Beteiligung eines Lkws passiert, das gehe aus den aktuellen Daten hervor. „2014 waren es lediglich elf.“ Weil Lkw-Lenker meist etwas schneller als Tempo 80 und die Autofahrer fahren würden, komme es beim Spurwechsel und beim Aus- oder Auffahren auf die Autobahn immer wieder zu gefährlichen Situationen.

Wie Landesrat Mayr heute sagte, wolle er darum berechnen lassen, inwieweit eine Reduktion der Geschwindigkeit von Lkw in diesem Bereich zu einer zusätzlichen Entschärfung der Situation beitragen könne. „Tempo 60 für Lkw, wie es etwa auf der Wiener Südosttangente gilt, soll daher geprüft werden.“

„Dass sich das Risiko für Autofahrer erhöht hat, kann ich aus den Daten nicht bestätigen“, sagte auch Umweltreferentin LHStv. Astrid Rössler (Grüne). Sie betonte erneut, wie wichtig das Tempolimit für den Luftschutz sei. „Die EU hat erst vor zwei Wochen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet, weil die Jahresgrenzwerte für Stickstoffdioxid deutlich überschritten werden und dabei auch Salzburg kritisiert. Der Handlungsbedarf steht außer Zweifel.“ Tempo 80 führe am entsprechenden Autobahnabschnitt zu einer Fahrzeitverzögerung von etwa 90 Sekunden, aber zu einer Reduktion der Stickoxide um neun bis zehn Prozent. Exakte Umweltdaten sollen mit Juni 2016 vorliegen.

Landesstatistiker Filipp warnte am Mittwoch davor, aus den Zahlen kausale Zusammenhänge abzuleiten. „Für signifikante Ergebnisse ist der Untersuchungszeitraum zu kurz, es lassen sich allerdings Tendenzen erkennen.“ Das Zahlenmaterial stamme von der Salzburger Polizei, die offizielle Verkehrsunfallstatistik werde aber erst mit Ende April vorliegen. Zumal wies er darauf hin, dass die Unfallzahlen in Relation zu den im Untersuchungszeitraum durchschnittlich 79.000 gemessenen Pkw und Lkw auf der Stadtautobahn äußerst gering sind.