Getarnte Frauen und enttarnte Männer
Innsbruck – Michaela Schweeger ist eine Surferin zwischen den Genres. Sie ist Grafikerin genauso wie Bildhauerin, sie mag das kunstgewerblic...
Innsbruck –Michaela Schweeger ist eine Surferin zwischen den Genres. Sie ist Grafikerin genauso wie Bildhauerin, sie mag das kunstgewerblich Funktionelle genauso wie das autonom Künstlerische. Und die seit mehr als drei Jahrzehnten in Innsbruck und auf der griechischen Insel Kefalonia lebende Wienerin ist eine überzeugte Teamarbeiterin, wie Schweegers Ausstellung im artdepot vorführt.
Wo 30 kleine nackte, in Bronze gegossene und vergoldete weibliche Figuren auf hohen hölzernen Stelen oder in „Gefängnissen“ sitzen, die in stehpultartige hölzerne Objekte eingelassen sind. Diese roh geformten und nach dem Guss nur grob entgrateten Figuren sind archaische Metaphern für das Weibliche, die sich nur minimal in ihrer Handhaltung unterscheiden. Bei den Männern, die Schweeger klein in Gips geformt hat, bevor sie im Siebdruckverfahren auf große Holztafeln übertragen wurden, sind dagegen ganz spezielle Menschen gemeint: etwa aut-Chef Arno Ritter, ihr Mann, Künstlerkollegen, Nachbarn oder Freunde. Sie alle sitzen im selben Lehnstuhl, doch die typischen Posen, in die sie sich spontan werfen, enttarnen sie.
Soeben ist auch das Buch „Michaela Schweeger. Raum und Gestaltung“ (176 S., Birkhäuser, 51,35 €) erschienen, das ihre Rolle als Mitglied des Familienunternehmens MPreis darstellt. Dessen unverwechselbares Image Schweeger viele Jahre lang u. a. durch ihre Farbkonzepte und grafischen Interventionen wesentlich mitgeprägt hat. (schlo)