Cencic entdeckt Händel und Badura-Skoda lädt zum Tanz - Klassiknews
Wien (APA) - *...
Wien (APA) - *
Cencic entdeckt Händel neu (Decca): Gerade erst wurde die Inszenierung von Händels selten gespielter Oper „Arminio“ bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe durch den Countertenor Max Emanuel Cencic mit positiven Kritiken bedacht, da erscheint passend dazu auch die Aufnahme in nahezu identer Besetzung. Die treibende Kraft ist auch hier der umtriebige Wahlwiener Cencic mit derzeitiger Paris-Residenz, der wie in Karlsruhe die Titelpartie singt. Hatte sich der 39-Jährige zuletzt Johann Adolph Hasse und Leonardo Vinci gewidmet, entdeckt er nun das Händel-Werk aus 1737 neu, das nach seiner Uraufführung am Londoner Covent Garden für zwei Jahrhunderte nahezu vergessen wurde. Die Aufnahme lebt dabei vom Kontrast des markanten, eher weiblichen Cencic-Timbres mit dem knabensopranigen Organ des jungen Koreaners Vince Yi als Sigismondo - wie viele Beteiligte ein Dauerpartner in Cencic-Produktionen. In die Kategorie Stammbesetzung fällt auch der griechische Dirigent George Petrou mit seinem Armonia Atenea, der die Niederlage des Römers Varus gegen Hermann in der Schlacht vom Teutoburger Wald mit wilden Tempivariationen umreißt. Schließlich geht es ja barocktypisch letztlich nicht um Krieg, sondern um Liebe, Wut und Emotion im Koloraturenfuror. Zu erleben ist dieser für heimisches Publikum am 20. April. Dann ist das Ensemble um Cencic - wenn auch nur in einer konzertanten Fassung - im Theater an der Wien zu erleben.
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Badura-Skoda lädt zum Tanz (Gramola): Schier unermüdlich scheint die Spiellust von Paul Badura-Skoda. Schon deutlich mehr als 200 Einspielungen des Ausnahmepianisten liegen vor - und mit „Tänze aus Wien“ fügt der 88-Jährige nun eine weitere seinem Oeuvre hinzu. Im Zentrum stehen dabei Walzer aus dem reichhaltigen Tanz-Fundus von Franz Schubert. Badura-Skoda greift dazu voller Verve und ohne falschen hochkulturellen Dünkel in die Tasten, handelt es sich bei den Stücken schließlich primär um Arbeiten, die nicht für die große Bühne gedacht waren, sondern um Volksmusik im eigentlichen Sinne. Seine Begeisterung für diese kleinen Preziosen stellt der gebürtige Wiener Badura-Skoda gleich zu Beginn mit einer von ihm selbst aus Schubert-Werken zusammengestellten, zehnminütigen „Walzerkette“ unter Beweis. Hinzu kommen auf der Neueinspielung drei Polkas, die der Badura-Skoda-Lehrer Otto Schulhof als Transkriptionen aus Strauß-Werken erstellt hat. Alles in allem lautet das Motto also: Tanzfläche frei! (www.badura-skoda.cc)
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Laura Young gitarrisiert Max Reger (Gramola): Max Reger ist im heutigen Repertoirebetrieb bedauerlicherweise nur mehr mit seinen Orgelwerken und seinem Violinkonzert präsent. Die kanadische Gitarristin Laura Young hat sich nun der Cello-Suiten und einiger Soloviolinwerke des 1916 mit nur 43 Jahren verstorbenen Komponisten angenommen - und diese selbst für ihre Gitarre transkribiert. So weit, so verdienstvoll. Allerdings muss der durchschnittliche Mitteleuropäer leider gegen Assoziationsbilder von spanischen Flamenco-Machos und andalusischen Pferden vor sonnendurchfluteter Naturkulisse ankämpfen, wenn er eine Stunde lang der gitarristischen Solointerpretation lauscht, die sich damit überraschend weit vom Charakter der Vorlage entfernt. Reger a la Concierto de Aranjuez gewissermaßen.