Football: CTE auch für Talent Schaffer Thema: „NFL sollte mehr tun“

Wien (APA) - Am vergangenen Montag hatte erstmals ein hochrangiger NFL-Offizieller einen Zusammenhang zwischen American Football und der deg...

Wien (APA) - Am vergangenen Montag hatte erstmals ein hochrangiger NFL-Offizieller einen Zusammenhang zwischen American Football und der degenerativen Gehirnkrankheit CTE (Chronisch-traumatische Enzephalopathie) zugegeben. Thomas Schaffer, die größte heimische Football-Hoffnung, macht sich über diese brennende Frage ebenfalls Gedanken. Die NFL sollte mehr tun, fordert der baldige Humanbiologie-Student.

Der 19-Jährige wird ab dem Sommer für eine der wichtigsten Talenteschmieden in Nordamerika, die Universität Stanford in Kalifornien, seine Knochen hinhalten. „Wir wollen jedes Jahr um den nationalen Titel spielen“, sagte der Wiener, der einmal den Sprung in die NFL schaffen will. Mindestens drei, vier Jahre gibt er sich dafür Zeit. „Zuerst möchte ich auf jeden Fall meinen Abschluss machen“, erklärte er der APA - Austria Presse Agentur während eines Heimatbesuchs.

Als angehender Humanbiologe ist ihm das Thema Kopfverletzungen definitiv ein Anliegen. „Ich glaube, es sollte mehr gemacht werden, um Gehirnerschütterungen zu vermeiden“, steht für Schaffer fest. „Der Fortschritt, der gemacht worden ist, ist zwar groß. Aber es sollte definitiv mehr Geld für die Forschung ausgegeben werden.“

Abhilfe könnten etwa die neuen Helme mit einer weicheren äußeren Schicht schaffen, meinte Schaffer. Der als Revolution angepriesene Kopfschutz soll ab der kommenden Saison vorerst ausgewählten NFL- und College-Teams zur Verfügung gestellt werden. Ob auch Stanford dazu zählen wird, konnte er nicht sagen.

Seiner Meinung nach müsse man aber grundsätzlich bei der Technik der Spieler ansetzen, um den Sport sicherer zu machen. Er orientiert sich in puncto Tackling an einem Ansatz, der in erster Linie von den Abwehrspielern der Seattle Seahawks praktiziert wird. Dabei geht es darum, den Gegner in Rugby-Manier mit der Schulter voran an der Hüfte zu attackieren. Der Kopf soll dadurch unversehrt bleiben. „Ich habe eine Dokumentation dazu gesehen. Das hilft sicher, Verletzungen zu vermeiden“, sagte Schaffer, der als Defensive End in der Verteidigung agiert.

Laut der offiziellen NFL-Statistik gab es in der vergangenen Saison 182 Gehirnerschütterungen, was einer Steigerung von 58 Prozent gegenüber 2014 entspricht. Laut aktuellem Forschungsstand erhöhen wiederkehrende Hirntraumata das CTE-Risiko erheblich. Die Krankheit kann zu Demenz, Depression und Gedächtnisverlust führen.

Schaffer habe während eines Spiels noch nie eine Gehirnerschütterung davongetragen. „Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Generell bin ich weniger anfällig, weil ich einfach größer bin als die meisten Spieler in meiner Altersklasse“, erklärte der Zwei-Meter-Mann, der zurzeit noch in der Lake Forest Academy nördlich von Chicago die Schulbank drückt.

Am meisten gefährdet sind aus Schaffers Sicht die Running Backs. Viele Topspieler auf dieser Position sind nicht allzu groß und bekommen bei Konfrontationen mit größeren und schweren Abwehrspielern häufiger Stöße gegen den Helm ab. Unter den mehreren Dutzend Ex-Profis, bei denen die Krankheit nach dem Tod festgestellt worden ist, befand sich mit Ken Stabler aber auch ein Quarterback.

Dass die Diskussion das Image der NFL nachhaltig schädigen könnte, glauben übrigens die wenigsten Experten. „Das wäre vielleicht nur der Fall, wenn die Liga überhaupt nicht darauf reagieren würde“, erklärte Michael Eschlböck, der Präsident des Österreichischen Football-Verbandes (AFBÖ). Auch die Erfahrung lehrt, dass die National Football League gegen Negativschlagzeilen jedweder Art immun zu sein scheint. Allerdings könnte der Zufluss von neuen Talenten gebremst werden, wenn Eltern ihren Kindern das Footballspielen aus Angst vor den Langzeitfolgen verbieten.