Kicken für die Integration in Dölsach
Die 13 minderjährigen Flüchtlinge in Dölsach haben die ersten 100 Tage in Österreich hinter sich. Im Fußballclub Dölsach sind viele der 14- bis 16-Jährigen aktiv.
Von Catharina Oblasser
Dölsach –Am Sonntag, den 20. März, werden es genau 100 Tage sein, dass 13 jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan und Somalia in einem Privathaus in Dölsach leben. Betreut wird die Unterkunft vom SOS-Kinderdorf, sechs Frauen und Männer kümmern sich um die Jugendlichen. Sie sind zwischen 14 und 16 Jahren alt, sechs von ihnen besuchen die Neue Mittelschule in Nußdorf-Debant. Die anderen, die nicht mehr im schulpflichtigen Altern sind, erhalten Deutschunterricht zu Hause.
„100 Tage sind keine lange Zeit, aber dennoch ist schon viel entstanden“, schildert Kinderdorf-Leiter Guido Fuß. „Die Buben versuchen, möglichst schnell Deutsch zu lernen.“ Was dabei hilft, ist Sport, genauer gesagt, Fußball.
Es hat damit begonnen, dass die jungen Flüchtlinge miteinander auf einer Wiese gekickt haben, nach einiger Zeit schlossen sich Spieler der U14 des FC Dölsach an, erzählt der Obmann des Fußballclubs, Hermann Jungmann. „Unsere Jugendlichen haben gesagt, das sind lauter lässige Typen. Also haben wir sie eingeladen, beim Verein mitzumachen.“ Einer von ihnen ist Ali Jan. „Ich heiße Ali Jan, bin 15 Jahre alt und komme aus Afghanistan“, erzählt der junge Mann in gut verständlichem Deutsch. „Fußball spielen ist cool.“
Zwei der jüngeren Flüchtlinge sind mittlerweile in die U14 integriert, die größeren spielen bei den Erwachsenen, da es keine U16-Mannschaft gibt. Nun arbeitet Jungmann daran, dass die Burschen auch bei Matches mitmachen dürfen, und das ist gar nicht so einfach. „Die Namen aller Spieler, egal ob in- oder ausländisch, müssen an den Kärntner Fußballverband gemeldet werden. Dafür braucht es allerhand Dokumente. Außerdem muss gewährleistet sein, dass die ausländischen Spieler nicht schon bei einem Verein in ihrem Heimatland gemeldet sind.“ Alles in allem recht bürokratisch und zeitaufwändig. „Ich hoffe aber, dass mit Saisonbeginn alle eine Spielgenehmigung haben“, sagt der Clubobmann.
Dennoch ist nicht alles eitel Wonne, weiß der pädagogische Leiter Egon Wibmer. „Man darf nicht glauben, dass die Arbeit immer einfach ist, denn die Jugendlichen haben viel hinter sich und das lastet spürbar auf ihren Seelen.“ Auch die Sprachbarriere hat sich in den ersten 100 Tagen nur teilweise abbauen lassen. „Nicht alle können Englisch, manche beherrschen auch nicht das lateinische Alphabet“, weiß Guido Fuß. Für die nicht mehr schulpflichtigen Burschen ist eine neue Perspektive besonders wichtig. Fuß hofft auf ein Projekt, das umfassenden Unterricht auch für die Älteren ermöglicht.
Auch kulturelle Unterschiede sorgen manchmal für Missverständnisse, zum Beispiel der völlig unterschiedliche Zeitbegriff. „Wir versuchen ihnen zu vermitteln, dass man nicht erst um halb sieben von zu Hause weggehen kann, wenn das Fußballtraining schon um halb sieben beginnt“, nennt Fuß schmunzelnd ein Beispiel.