„Eine andere Art von Schönheit“: Elfie Semotans Autobiografie

Wien (APA) - „Eine andere Art von Schönheit“ nennt die österreichische Fotografin Elfie Semotan ihre Autobiografie. Diese wurde gestern, Mit...

Wien (APA) - „Eine andere Art von Schönheit“ nennt die österreichische Fotografin Elfie Semotan ihre Autobiografie. Diese wurde gestern, Mittwoch, im WestLicht präsentiert. Das Wiener Fotomuseum wurde vor 15 Jahren mit ihrer Ausstellung „Helmut Lang“ eröffnet. „Seit 2001 gab es über 750.000 Besucher, über 100 Ausstellungen, und alles hat mit Elfie Semotan begonnen“, sagte WestLicht-Gründer Peter Coeln.

„Eine außergewöhnliche Lektüre über einer außergewöhnliche Frau“, nannte Verleger Nikolaus Brandstätter das Buch, bei dem „nicht das künstlerische Schaffen, sondern ihr Leben“ im Vordergrund stehe. Semotan habe auf seine Anfrage, eine Autobiografie zu schreiben, zuerst ungläubig reagiert: „Das ist absurd, ich bin Fotografin. Das interessiert doch niemanden.“ Brandstätter zeigte sich - nicht zuletzt wegen des großen nationalen und internationalen Medienechos - erfreut über diesen Irrtum der 74-jährigen Oberösterreicherin, die bereits Hollywoodstars wie etwa Marion Cotillard, Colin Farrell, Brad Pitt oder Willem Dafoe ablichtete.

Semotan, die für die Modezeitschriften „Vogue“ und „Elle“ arbeitete, war als internationale Fotografin in Paris, New York sowie Wien tätig. In dem Buch erfährt man mehr über ihre bewegte Lebensgeschichte - angefangen von ihrem Aufwachsen am Land, bis zu ihrer Arbeit als Model in Paris in den 60er-Jahren und ihrem Entschluss das Fach zu wechseln. „Ich habe früh festgestellt, dass ich lieber hinter der Kamera bin, als mich vor der Kamera darzustellen“, sagte Semotan vor dem zahlreich erschienenen Publikum. Sie habe sich „selber nicht so schön gefunden“ und „hatte etwas gegen den damaligen Begriff von Schönheit“.

Semotan gelingt es, Künstler kunstvoll in Szene zu setzen - im Buch gezeigte Porträtaufnahmen von Elfriede Jelinek, Stefan Sagmeister oder Maria Lassnig zeugen davon: „Mich erfüllt es mit Glücksgefühlen, wenn ich mit meinen Arbeiten das Leben eines Künstlers zeigen kann.“ Sie hat auch mit Supermodels wie Naomi Campbell und Gisele Bündchen gearbeitet. Letztere fotografierte sie für das US-amerikanische Frauenmagazin „Allure“ bei einer Tortenschlacht mit ihrer kleinen Schwester Gabriela Bündchen.

Bei ihren Begegnungen mit den vielen berühmten Persönlichkeiten stand immer das Interesse am Menschen im Vordergrund. „Ich bin loyal zur Person und habe deswegen oft ein sensationelles Foto aufgegeben“, erzählte sie: „Ich habe Modefotografie als Menschenfotografie gesehen. Kleider habe mich nicht so interessiert, sondern die Menschen. Ohne interessante Menschen konnte ich keine interessanten Fotos machen.“ Die Autobiografie der Fotografin, die am 25. Juli ihren 75. Geburtstag feiert, widmet sich aber auch ihrer Arbeit als Werbefotografin - so sind Sujets aus den bekannten Palmers- und Römerquelle-Kampagnen zu sehen.

In einem eigenen Kapitel geht es um ihre enge Freundschaft zu dem öffentlichkeitsscheuen Modeschöpfer Helmut Lang. Behandelt wird ebenso Semotans Beziehung zu ihrem ersten Ehemann, dem 1992 verstorbenen Maler Kurt Kocherscheidt. Später war sie mit dem deutschen Künstler Martin Kippenberger verheiratet, der 1997 verstarb. Er ist im Buch u.a. am Markusplatz in Venedig zu sehen - mit einer Taube, die auf seinem Kopf sitzt. Das Bild entstand auf der Hochzeitsreise der beiden und ist eines von vielen bemerkenswerten Bildern, die in „Eine andere Art von Schönheit“ zu bewundern sind.

(S E R V I C E - Elfie Semotan: „Eine andere Art von Schönheit“, Brandstätter Verlag, 240 Seiten, 192 Abbildungen, 35 Euro, http://www.semotan.com)