Internationale Pressestimmen zum Erfolg von Trump im US-Vorwahlkampf

Washington (APA/dpa) - Die Auseinandersetzungen um die US-Präsidentschaftsbewerbung Donald Trumps bei den Republikanern kommentieren interna...

Washington (APA/dpa) - Die Auseinandersetzungen um die US-Präsidentschaftsbewerbung Donald Trumps bei den Republikanern kommentieren internationale Tageszeitungen am Donnerstag.

Die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ schreibt:

„Sollte Trump von der eigenen Partei ausgehebelt werden und dann auf eigenes Risiko weitermachen, würde dies bedeuten, dass er den Republikanern Stimmen wegnimmt, die dadurch so gut wie sicher gegen die Demokraten verlieren würden. Dennoch ist es der Parteispitze derzeit am wichtigsten, Trump in die Quere zu kommen. Unter anderem Mitt Romney ist eingeschaltet worden, um seine Parteifreunde davon zu überzeugen, wie lebensgefährlich es wäre, Trump zum Spitzenkandidaten zu machen. Seine Botschaft lautet: Trump wird von der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton weggeputzt und obendrein richtet er die eigene Partei zugrunde.“

„Neuen Zürcher Zeitung“:

„Trump ist der klare Gewinner des ‚Mini Super Tuesday‘. Seine größte Trophäe ist Florida - vor allem, weil Trump mit diesem Sieg seinen lautesten Kritiker, Marco Rubio, in dessen Heimatstaat gedemütigt und eliminiert hat. Mit Rückenwind startet Trump in die zweite Hälfte der republikanischen Vorwahlen. (...)

Das republikanische Establishment hat nun die Wahl: Entweder verfolgt es die wenig aussichtsreiche Alternative, Trump doch noch die Stimmenmehrheit vorzuenthalten. Dafür müssten sich alle Kräfte hinter einem Kandidaten vereinen. Der einzige Anwärter, der Trump noch ansatzweise das Wasser reichen kann, ist der radikale Evangelikale Ted Cruz - und der ist in der Parteielite mindestens so verhasst wie Trump. Zudem riskiert die Parteispitze so, dass sich die Trump-Anhänger betrogen fühlen und eine Meuterei anzetteln.“

„Guardian“ (London):

„Für (John) Kasich ist es unglaublich spät in der Vorwahl-Saison, um eine glaubhafte Herausforderung für die Trump-Welle aufzubauen. Das heißt, dass die Partei sich fürchterlich schwierigen Fragen stellen muss. Hat sie den Willen, die Mittel, den Kandidaten und die Plattform, um Trump beim Parteitag in Cleveland im Juli zu stürzen? Und würde das, selbst wenn es gelingen könnte, dem Kandidaten nützen, der die Nominierung geschenkt bekommt? Es gibt viel Unfaires in der US-Politik, aber die Idee, einen Kandidaten einzusetzen, der den Winter über nicht auf Wahlkampftour war, wäre ein sehr riskantes Spiel. Dem gegenüber stehen echte Ängste, dass Trump im November die Republikanische Partei mit sich in den Abgrund reißen könnte. Es steht viel auf dem Spiel.“

„El Pais“ (Madrid):

„Mit seinen grobschlächtigen, beleidigenden und fremdenfeindlichen Reden verwirrt Trump die US-Republikaner und kann eine Spaltung der Partei auslösen. Das Schlimme daran ist, dass der von dem Präsidentschaftsbewerber gepredigte Groll zur Konfrontation führt und die Amerikaner gegeneinander aufbringt.

Bei der Suche nach einem Ausweg setzen die Republikaner ihre Hoffnungen auf den bisherigen Außenseiter John Kasich, der jetzt als der einzige Kandidat gilt, der eine Nominierung Trumps noch abwenden kann. Dies scheint aber mehr ein Wunschdenken zu sein als eine realistische Perspektive. Die Strategie der Republikaner ist unvorhersehbar.“

„Sme“ (Bratislava):

„Das Schockierende ist gar nicht so sehr, dass Trump so weit vor seinen Konkurrenten liegt. Vielmehr schockiert, dass er offensichtlich gerade dafür Belohnungen einfährt, dass er bei seinen Wahlkampfveranstaltungen absichtlich Gewaltanwendungen provoziert. So wählte er auch in Chicago als Ort für seinen Auftritt nicht zufällig die bunt gemischte Illinois-Universität, wo sich Proteste gegen ihn und daraus resultierende Zusammenstöße schon im Voraus garantieren ließen.“