Austro-Satelliten 2 - Centauri- und Circinus-Konstellationen im Fokus

Graz/Toronto/Breslau (Wroclaw) (APA) - In der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ sind dieser Tage die ersten Auswertungen der Beobac...

Graz/Toronto/Breslau (Wroclaw) (APA) - In der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ sind dieser Tage die ersten Auswertungen der Beobachtungsdaten der zwei österreichischen, zwei polnischen und von einem kanadischen Satelliten der Nano-Satelliten-Mission „BRITE-Constellation“ erschienen. Zielgebiete der ersten Messungen warten u.a. die Circinus- und Centaurus-Konstellation am südlichen Sternenhimmel.

Diese Himmelsgegend sei für Astronomen hinsichtlich Sternenentstehung und -entwicklung besonders interessant, weil sie viele massenreiche Sterne beherbergt, wie es vonseiten des Innsbrucker Instituts für Astro- und Teilchenphysik am Donnerstag hieß. Solche Sterne seien für die Produktion jener chemischen Elemente mitverantwortlich, die auch für unser irdisches Lebens erforderlich sind.

Alpha Circini ist der hellste Stern am südlichen Sternenhimmel. Er gehört zur Klasse der sogenannten schnell oszillierenden Ap-Sterne (roAp-Sterne), die besondere Spektraleigenschaften aufweisen. Die Spektren der Ap-Sterne variieren mit ihrer Rotationsdauer, wobei die Ap-Sterne deutlich langsamer rotieren als die normalen A- und B-Sterne. Für Alpha-Circini konnte über die BRITE-Daten erstmals der Lichtwechsel durch die Rotation in den beiden Farbenspektren rot und blau beobachtet werden. „Alpha Circini pulsiert seit vielen Jahren mit sehr konstanter Frequenz. Dann gibt es aber mindestens eine Frequenz, die auftritt und wieder verschwindet, was auf bisher ungeklärte strukturelle Veränderungen schließen lässt. Wir haben diese Frequenz in der rund 150-tägigen ersten Messperiode wieder nachweisen können“, schilderte der Wiener Projektleiter von UniBRITE, Werner Weiss vom Institut für Astrophysik der Universität Wien.

Die BRITE-Constellation hat weiters den massereichen Doppelstern Beta-Centauri, der von einem dritten Stern umkreist wird, über 146 Tage lang ins Visier genommen. Bei der Datenanalyse des zweithellsten Sterns der Centaurus-Konstellation ist es gelungen, die nicht weniger als 17 aufgezeichneten Pulsationsfrequenzen jeweils einer der beiden Doppelsternkomponenten zuzuordnen und deren individuelles Schwingungsmuster zu bestimmen. Erschwerend kam hinzu, dass die Rotation um die eigene Achse nur wenige Tage lang dauert, was die Pulsationseigenschaften beeinflusst. Hier hätten sich die langen, genauen und ununterbrochenen Datensätze der Konstellation bewährt, mit denen eine Modellierung der beiden massereichen pulsierenden Sterne möglich wurde. Diese Modellierungen dienen laut BRITE-Forscher Andrzej Pigulski von der Universität Breslau jetzt als Prototypen der Klasse von sogenannten B-Sternen.

Für die Sterne Eta Centauri und My Centauri konnten durch die BRITE-Daten erstmals die Wechselwirkungen zwischen der Pulsation der massenreichen Sterne und deren unmittelbarer Umgebung aufgeklärt werden. Einem Forschungsteam unter Dietrich Baade von der Europäischen Südsternwarte im bayrischen Garching ist es gelungen, in der Variabilität dieser beiden Sterne die stellaren Pulsationen von zirkumstellaren hydrodynamischen Vorgängen zu unterscheiden.

Aus der Sicht von Werner Weiss haben die beteiligten österreichischen Astronomen und Techniker „einen Meilenstein beim Einsatz von Nano-Satelliten in der astrophysikalischen Forschung“ gesetzt. Die Universität Wien managt die gesamte BRITE-Konstellation und die astrophysikalische Forschung in Kooperation mit der Universität Innsbruck. Der von der TU Graz entwickelte Satellit TUGSAT-1/BRITE-Austria wird von der Bodenstation in Graz betrieben, die nun auch den Betrieb von UniBRITE übernehmen soll. „Die beiden österreichischen Satelliten waren ursprünglich für einen Zwei-Jahres-Einsatz ausgelegt, mittlerweile funktionieren sie schon mehr als drei Jahre und werden wohl auch noch zwei weitere Jahre arbeiten“, betonte Otto Koudelka gegenüber der APA.

(S E R V I C E - Zu den Publikationen: www.aanda.org/10.1051/0004-6361/201526997, www.aanda.org/10.1051/0004-6361/201527872, www.aanda.org/10.1051/0004-6361/201528026 )