Ein halbes Jahr VW-Skandal - Konzern gefangen in der Krise

Wolfsburg (APA/dpa) - Der Abgas-Skandal hat den deutschen Autokonzern Volkswagen in eine schwere Krise gestürzt. Die bisherige Entwicklung i...

Wolfsburg (APA/dpa) - Der Abgas-Skandal hat den deutschen Autokonzern Volkswagen in eine schwere Krise gestürzt. Die bisherige Entwicklung im Überblick:

3. September 2015: VW räumt hinter den Kulissen gegenüber der US-Umweltbehörde EPA Manipulationen bei Diesel-Abgastests ein.

18. September: Die EPA teilt mit, VW habe eine Software eingesetzt, um Test-Messungen des Schadstoffausstoßes künstlich zu drücken.

22. September: Der Konzern gibt eine Gewinnwarnung heraus und kündigt Milliarden-Rückstellungen für bevorstehende Umrüstungen an.

23. September: Rücktritt von Vorstandschef Martin Winterkorn.

25. September: Der VW-Aufsichtsrat beruft Porsche-Chef Matthias Müller zum Konzernchef und trifft weitere Personalentscheidungen.

28. September: Nach mehreren Strafanzeigen startet die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsvorwürfen.

7. Oktober: Krisentreffen der Aufseher, VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch wird an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt.

8. Oktober: Razzia bei VW. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ordnet Durchsuchungen in Wolfsburg und an anderen Orten an. VW-US-Chef Michael Horn muss dem Kongress in Washington Rede und Antwort stehen.

15. Oktober: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ordnet den Pflichtrückruf aller VW-Dieselautos mit Betrugs-Software an. In ganz Europa müssen 8,5 Millionen, in Deutschland 2,5 Millionen Wagen in die Werkstatt.

28. Oktober: Der Skandal brockt dem Konzern im dritten Quartal einen Verlust vor Zinsen und Steuern von rund 3,5 Mrd. Euro ein.

3. November: VW teilt mit, dass es „Unregelmäßigkeiten“ beim Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) gab. 800.000 Fahrzeuge könnten betroffen sein. Später gibt es teils Entwarnung: Es gehe um höchstens 36.000 Autos.

13. November: Trotz immenser Kosten des Skandals sagt VW-Markenchef Diess der dpa: „Ich sehe keine Bedrohung für die Stammbelegschaft.“

20. November: Mit großen 3,0-Liter-Dieselmotoren in Modellen von VW, Audi und Porsche geraten noch mehr Autos ins Visier der US-Aufseher.

24. November: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig prüft den Verdacht der Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit den falschen CO2-Angaben.

2. Dezember: Auch der Zulieferer Bosch gerät unter Druck. In den USA gibt es eine Anklage wegen angeblicher Komplizenschaft im Fall VW.

4. Jänner 2016: Die US-Regierung reicht gegen VW Klage wegen des Einsatzes von Betrugs-Software und Klimaschutzgesetz-Verstößen ein.

11. Jänner: Bei der Automesse in Detroit kündigt VW-Chef Müller an, US-Kunden unter anderem mit Einkaufsgutscheinen zu entschädigen.

12. Jänner: Die kalifornische Umweltbehörde Carb lehnt einen Rückrufplan von Volkswagen ab und fordert Nachbesserungen.

13. Jänner: Spitzentreffen von Müller mit EPA-Chefin Gina McCarthy.

27. Jänner: Frühstart beim Rückruf in Deutschland: Trotz fehlender Genehmigung des KBA werden schon erste Amarok-Modelle umgerüstet.

5. Februar: VW verschiebt seine Jahresbilanz und Hauptversammlung. Dafür werden später der 28. April und der 22. Juni genannt.

7. März: Zu Klagen von Anlegern lehnt VW Schuldzuweisungen an die frühere Spitze um Ex-Chef Winterkorn ab. Aufsichtsrat Wolfgang Porsche fordert im dpa-Gespräch eine neue Gesprächskultur bei VW.

8. März: Im internen Teil einer Betriebsversammlung gibt es massive Kritik an Diess aus dem Betriebsrat. Konzernkreisen zufolge sollen bis Ende 2017 über 3.000 Verwaltungsstellen bei VW wegfallen.

9. März: Laut Medienberichten hat das US-Justizministerium seine Untersuchungen auf den Verdacht des Bankbetrugs und mögliche Verstöße gegen Steuergesetze bei VW ausgedehnt. US-Chef Michael Horn tritt ab.

15. März: Am Landgericht Braunschweig verklagen Großinvestoren VW auf 3,255 Mrd. Euro Schadenersatz. Die dort geforderte Gesamtsumme liegt bei über 3,7 Mrd. Euro. Bei der für Auto-Finanzierungen und Leasing zuständigen Finanzsparte steigt der Spardruck. Auch der US-Staranwalt Michael Hausfeld will in Deutschland gegen VW vorgehen.

16. März: Es gibt Anzeichen, dass sich der Rückruf-Start beim Passat wegen möglichen Mehrverbrauchs nach der Umrüstung verzögern könnte. Im ersten deutschen Schadenersatz-Prozess eines Privatkunden urteilt das Landgericht Bochum, dass VW den Wagen nicht zurücknehmen muss.

~ ISIN DE0007664039 WEB http://www.volkswagenag.com ~ APA274 2016-03-17/12:13