Tirol

Nach Musik-Panne bei Angelobung: Bürgermeister-Film eingemottet

© Thomas Boehm / TT

Land Tirol bedauert Fauxpas mit heroisierender Musiksequenz, die auch die Nazis verwendeten.

Innsbruck — Der am Montag bei der Angelobung der Bürgermeister in der Innsbrucker Hofburg gezeigte Themenclip hat jetzt einen peinlichen Nachspann. Es geht nämlich um die heroisierende Musik zu Beginn des Films „Was erwarten Sie sich von Ihrer Bürgermeisterin bzw. Ihrem Bürgermeister?".

Entlehnt wurde sie aus „Les Préludes" des Komponisten Franz Liszt. Insgesamt wird das 15-minütige Werk vom Musikwissenschafter Kurt Drexel als „zartfühlige symphonische Dichtung" bezeichnet. Doch ein Auszug daraus ist seit der Nazi-Zeit historisch belastet und als so genannte „Russland-Fanfare" bekannt. Aber genau diese Sequenz, die die Nazis mit Posaunen und Pauken noch heroischer gemacht haben, wurde als musikalische Untermalung für den Bürgermeister-Film verwendet.

Die „Russland-Fanfare" war im Dritten Reich eine der bekanntesten Erkennungsmelodien im Radio, weil sie Sondermeldungen über den Russland-Feldzug der Wehrmacht, Wochenschauberichte oder Heldentaten angekündigt hat. Nur wenigen Anwesenden im Riesensaal der Hofburg ist dieser Fauxpas am Montag aufgefallen.

Und wird es auch nicht mehr: Denn der Film wurde zwischenzeitlich eingemottet. Schon seit geraumer Zeit werden Videos des Landes dem Anlass entsprechend mit dazu passenden Melodien verstärkt. Die Bürgermeister sollten wohl in guter Absicht heldenhaft dargestellt werden, doch das ging gehörig daneben. „Bei der Einspielung der einige Sekunden dauernden Film-Musiksequenz war der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit die geschichtliche Einordnung der Ursprungskomposition nicht bewusst", bedauert der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Florian Kurzthaler den Fehlgriff.

Für die Zukunft sei man jedenfalls höchstsensibilisiert „und wir werden bei der Auswahl der Filmmusik besonders achtsam vorgehen. Das besagte Musikstück wurde selbstverständlich sofort ausgeschieden und wird auch nicht mehr in der verwendeten, vom Ursprungswerk abgewandelten Version zum Einsatz kommen."

Kurt Drexel spricht von einer Peinlichkeit. Zwar würden „das Fanfarenmotiv heute nicht mehr viele kennen, doch durch zahlreiche historische Dokumentationen im Fernsehen wie bei Spiegel TV bleibt es in Erinnerung". Außerdem werde die „Russland-Fanfare" in der rechtsideologischen Szene immer wieder eingesetzt. (pn)