Neuer Helaba-Chef legt die Latte tiefer - Sanfter Umbau

Frankfurt am Main (APA/Reuters) - Der neue Vorstandschef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schraubt die Ziele für die nächsten Jahre ...

Frankfurt am Main (APA/Reuters) - Der neue Vorstandschef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schraubt die Ziele für die nächsten Jahre angesichts der niedrigen Zinsen nach unten. Statt der bisher anvisierten Eigenkapitalrendite von rund acht Prozent peilt die Frankfurter Landesbank nur noch 6,5 bis acht Prozent vor Steuern an. „Das ist eine Art von Realismus“, sagte Herbert-Hans Grüntker am Donnerstag.

Große Privatbanken peilen noch bis zu zehn Prozent an. Schon in diesem Jahr müsse die Helaba mit „spürbaren Abstrichen“ beim Ergebnis rechnen, sagte Grüntker bei der Bilanzpressekonferenz. Die ersten zwei Monate deuteten darauf hin. Die Einbußen auf der Zinsseite ließen sich nicht durch die Vergabe von mehr Krediten oder durch mehr Provisionen wettmachen.

Im vergangenen Jahr hat die Helaba das Rekordergebnis von 2014 mit einem Gewinn vor Steuern von 596 (2014: 607) Mio. Euro nur knapp verfehlt. Die Rendite lag damit bei 8,1 Prozent. Die Bank könne aber nicht damit rechnen, „den Ergebnispfad der letzten Jahre in die Zukunft fortzuschreiben“, warnte Grüntker, der von der Tochter Frankfurter Sparkasse zur Helaba gekommen war. „Das Gegenteil ist vermutlich der Fall.“ Die Zinsen dürften auf lange Zeit niedrig bleiben, und die politischen und wirtschaftlichen Krisen in aller Welt verunsicherten die Märkte. Das Neugeschäft werde schwieriger, 2016 dürfte es leicht auf 19 (19,2) Mrd. Euro sinken. Schon 2015 sei es nicht gelungen, das Volumen auslaufender und vorzeitig getilgter Kredite durch neue Abschlüsse stabil zu halten.

Grüntker kündigte eine „Schärfung des Geschäftsmodells“ der Landesbank an. Jedes Geschäftsfeld werde darauf überprüft, ob es unter dem Strich profitabel sei. Der neue Chef setzt vor allem auf das Geschäft mit Firmenkunden und den Sparkassen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, für die die Helaba seit dem Aus der WestLB als Partner fungiert. „Hier haben wir große Wachstumschancen, die wir künftig noch besser nutzen wollen“, sagte er. Auch die anderen Landesbanken buhlen dort massiv um Kunden.

Weitere Zusammenschlüsse unter den Landesbanken sieht der neue Helaba-Chef skeptisch. Schon heute gebe es mit der LBBW, der BayernLB, der Helaba und der NordLB nur noch vier große Landesbanken. „Das ist nicht weit von dem entfernt, was sich die Protagonisten als Zielbild vorgestellt haben“, sagte Grüntker. Sein Vorgänger hatte kurz vor seinem Abschied eine Fusion der Helaba mit dem Fondsdienstleister der Sparkassen, der Dekabank, angeregt. Das sei Sache der Träger, gab sich Grüntker zu dieser Idee zurückhaltend.

Erstmals räumte Grüntker ein, dass auch die Helaba von der Affäre um umstrittene Geschäfte mit Aktien rund um den Dividendenstichtag („Cum-Ex“) betroffen sei. Sie habe 2007 „eine überschaubare Zahl“ solcher Geschäfte getätigt und die zu Unrecht erhaltene Kapitalertragsteuer vor drei Jahren zurückgezahlt.