Sepp Blatter verdiente 2015 mehr als drei Millionen Euro
Das Geheimnis um das Gehalt von Joseph Blatter ist gelüftet: Der frühere FIFA-Chef erhielt 2015 mehr als drei Millionen Euro. Die FIFA macht einen dreistelligen Millionen-Verlust. Gegen die frühere Nummer 2 des Weltverbands wird ein Strafverfahren eröffnet.
Zürich – In der schwersten Finanz-Krise der FIFA seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich Joseph Blatter mit einem fürstlichen Gehalt in den Ruhestand verabschiedet. Der inzwischen gesperrte frühere Präsident erhielt 2015 3,32 Millionen Euro vom Fußball-Weltverband, teilte die FIFA am Donnerstag in ihrem Finanzbericht mit.
Darin enthalten war im Jahr des immensen Korruptionsskandals auch eine variable Zahlung von knapp 400.000 Euro für sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte die FIFA einen Verlust von 109,8 Millionen Euro - das erste Minus seit 2002.
Für das Ergebnis machte der Verband u.a. „unvorhergesehene Kosten“ wie Anwaltsgebühren und Kosten für außerplanmäßige Treffen verantwortlich. Im Jahr davor hatte die FIFA einen Gewinn von 127 Mio. Euro verbucht. Die Rücklagen schrumpften um 165 Millionen auf 1,206 Milliarden Euro. Durch gesteigerte Einnahmen rechnet die FIFA derzeit für den Finanzzyklus bis 2018 noch mit einem Gewinn von 90 Millionen Euro, dies ist aber mehr als eine halbe Milliarde weniger als in der Prognose von 2014.
„Ich glaube, dass wir mit den jüngst verabschiedeten Reformen die Kurve bekommen haben und dass die FIFA stärker als je zuvor daraus herausgeht“, sagte der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino, der Blatter Ende Februar abgelöst hatte. „2015 war ein unglaublich schwieriges Jahr für die FIFA. Ein Jahr, das einige Zeit und gemeinsame harte Arbeit benötigt, um sich vollständig wiederherzustellen.“
Mit der zuletzt beschlossenen Statuten-Änderung wird die Veröffentlichung des Gehalts auch für Infantino künftig zur Regel. Das Gehalt von Blatter, um das der 79-Jährige immer ein großes Geheimnis gemacht hatte, fällt etwas geringer als erwartet aus - 2015 war allerdings kein Jahr mit einer lukrativen Weltmeisterschaft. Die Mitglieder des Exekutivkomitees erhalten eine jährliche Kompensation von 270.000 Euro.
Strafverfahren gegen Valcke eröffnet
Die rechtliche Aufarbeitung des Korruptionsskandals geht unterdessen weiter. Der für sechs Jahre gesperrte Blatter legte am Donnerstag beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Einspruch gegen das Urteil der FIFA-Ethikkommission ein. Gegen seinen langjährigen und inzwischen entlassenen Generalsekretär Jerome Valcke, der vergangenes Jahr noch 1,94 Mio. Euro von der FIFA kassiert hatte, eröffnete die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) ein Strafverfahren.
Die Ermittlungen seien wegen Verdachts der mehrfachen ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie weiterer Delikte aufgenommen worden, so die BA mit. Am Donnerstag wurden deshalb Hausdurchsuchungen vorgenommen, Valcke wurde dabei nicht verhaftet. Mit ihrer Entlohnung lagen Blatter und Valcke deutlich über Thomas Bach. Der Deutsche erhält als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine Kompensation von 225.000 Euro für seine per Statuten ehrenamtliche Tätigkeit erhält.
Primär die Anwalts- und Beratungskosten durch die Korruptionsaffäre fressen ein Loch in die Finanzen. Es wird derzeit über einen lukrativen Sponsorenvertrag gemunkelt. Auch mit der jüngsten Forderung nach Entschädigung gegen Ex-Funktionäre, die in den US-Ermittlungen beschuldigt sind, könnte sich aber die wirtschaftliche Lage aufbessern. In dem Antrag bei US-Behörden hatte die FIFA diese Woche erstmals einen Stimmenkauf bei der WM-Vergabe 2010 an Südafrika anerkannt.
Südafrikas Sportminister wies jedoch erneute Bestechungsvorwürfe zurück und griff die FIFA an. Der Weltverband müsse seine Anschuldigungen zurücknehmen, dass es im Vorfeld des Zuschlags für Südafrika zu einer Zahlung von Schmiergeld von zehn Mio. Dollar gekommen sei, sagte Fikile Mbalula. Die Zahlung sei von den betroffenen FIFA-Gremien abgesegnet worden. Auch Brasiliens verband reagierte verärgert auf die Millionen-Entschädigungsforderungen der FIFA gegen drei frühere CBF-Präsidenten. (dpa)