„Sind weit mehr als nur brave Schwestern hinter der Sakristei“
Vor 50 Jahren wurde die Vereinigung der Frauenorden Österreichs in Innsbruck gegründet. Ende April feiern die Schwestern das Jubiläum in Tirol.
Von Alois Vahrner
Innsbruck –Die 87 katholischen Männerorden Österreichs mit ihren 1696 Ordensmännern haben ihre Superiorenkonferenz, die 105 weiblichen Ordensgemeinschaften mit ihren 3643 Ordensfrauen sind beim Namen ihrer Dachorganisation bescheidener: Im Jahr 1966 wurde die Vereinigung der Frauenorden in Innsbruck aus der Taufe gehoben.
Grund genug, zum halben Hunderter mit einem umfassenden Festprogramm unter dem Motto „Gottverbunden/freigespielt“ an den Ort der Gründung zurückzukommen, betont Frauenorden-Präsidentin Beatrix Mayrhofer gegenüber der TT. Der Festreigen startet am Donnerstag, den 28. April, mit der Präsentation des neuen Buchs „Ein bisserl fromm waren wir auch“. Der 29. April steht nach einer Eucharistiefeier im Zeichen von Vorträgen (allesamt von Frauen) und Workshops. Am Abend findet ab 19.30 Uhr ein kostenloses und frei zugängliches Festkonzert mit Schwester Joanna Jimin Lee und dem Vokalensemble LALÀ in der Dogana im Congress Innsbruck statt. Am Samstag findet das Treffen mit einem Festvortrag und einem Gottesdienst seinen Abschluss. Bisher gibt es bereits über 200 Anmeldungen zum Jubiläumsfest, Mayrhofer rechnet bis zum Start mit etwa 300. „Wir feiern unser Jubiläum und zeigen uns. Und ich hoffe, dass die Leute sehen, dass wir weit mehr als brave Schwestern hinter der Sakristei sind.“ Man wolle den Weg von der Klosterschwester zur Ordensfrau aufzeigen.
Es gebe unzählige Projekte, die von den Frauenorden vorangetrieben würden, von der Pastoral- und Sozialarbeit, dem Einsatz für Flüchtlinge oder Obdachlose bis hin zum Projekt SOLWODI (derzeit in Wien), wo Frauen der Weg aus der Zwangsprostitution ermöglicht werden soll. In der Flüchtlingsfrage haben Frauen- und Männerorden mit Theologen und kirchlichen Entscheidungsträgern einen Vorstoß für eine humanitäre Flüchtlingspolitik gestartet.
Mayrhofers Botschaft: „Zäune sind keine Lösung, denn jede und jeder ist unser Nächster.“ Die Frage sei vielmehr: Wer profitiert von dieser Situation? Das Engagement auf vielen Gebieten sei nicht immer leicht, weil die meisten Frauenorden kaum Geld hätten. Mayrhofer hat auch „Sorge um viele ältere Schwestern“, weil diese oft keine Alterspensionsansprüche hätten, weil sie im Orden ohne Anstellung gewirkt haben. Mangels Nachwuchs (das Durchschnittsalter der Schwestern liege bei 75 Jahren) fehlten jetzt aber oft die nötigen Einnahmen. Das Ordensleben biete so viel Bereicherndes und soziale sowie spirituelle Werte, dass man dies Interessierten „Orden auf Zeit“ ermöglichen wolle.
Dabei stehe aber nicht Nachwuchssuche im Zentrum, sondern das „Teilhaben-lassen am Ordensleben“, betont Mayrhofer.