Eine barocke Riesenkulisse in Schwaz
In der Schwazer Franziskanerkirche wird am Montag nach dem Palmsonntag wieder Tirols größtes und schönstes heiliges Grab aufgestellt.
Von Peter Hörhager
Schwaz –„Ho ruck!“, „höher“, „Achtung“ – es werden gänzlich unkirchliche Zurufe sein, die morgen nebst wuchtigen Hammerschlägen die Schwazer Franziskanerkirche füllen. 13 gestandene Mannsbilder stellen unter Anleitung von Klostergärtner Fr. Johann Josef Eller das heilige Grab auf, das den gesamten Altarraum der Kirche füllt. „Es ist ein eingespieltes Team, da die ehrenamtliche Tätigkeit von Bauern und Zimmerleuten ausgeführt wird, die diese Arbeit meist schon von ihren Vätern übernommen haben“, erzählt Fr. Johann Josef Eller. Tatsächlich wächst in nur knapp vier Stunden ein Kunstwerk empor, das einzigartig ist. Jedenfalls bezeichnet es Wolfram Köberl im Buch „Heilige Gräber in Tirol“ (Haymon Verlag) als das „großartigste noch erhaltene heilige Grab Nordtirols“. Und größer war einst nur das nicht mehr existierende heilige Grab von Stift Wilten.
Das vom Schwazer Barockkünstler Christoph Anton Mayr (1720–1771) geschaffene Kunstwerk misst 160 Quadratmeter und besteht aus 140 Einzelteilen. Drei Stockwerke hoch und kulissenartig gestaffelt, türmt sich die von Heiligen, Propheten und anderen christlichen Symbolfiguren bevölkerte Scheinarchitektur empor. Am 18. April 1764 wurde es erstmals aufgestellt, es ist also mehr als 250 Jahre alt. Der „Stockinger“, wie Christoph Anton Mayr genannt wurde, schuf insgesamt sieben heilige Gräber (unter anderem für die Pfarrkirche von Rattenberg, für Oberalm/Salzburg und die Franziskanerkirche Hall), nur jenes in Schwaz, in Mariathal und ein kleines in Telfs sind noch erhalten.
Das heilige Grab der Schwazer Franziskanerkirche gefiel offensichtlich schon bei der ersten Präsentation, denn in der Klosterchronik findet sich (in lateinischer Sprache) die Anmerkung, dass es „sehr künstlerisch gemalt ist“. Die Kosten betrugen 200 Gulden und wurden von einer „Schmerzensbruderschaft“ (benannt nach den „sieben Schmerzen Mariens“) bezahlt. Das Kunstwerk wurde vor einigen Jahren restauriert, da vor allem an den auf Holzrahmen gespannten Leinwandteilen der Zahn der Zeit genagt hatte. Es bleibt bis zum Weißen Sonntag aufgestellt.
Ein weiteres heiliges Grab von Christoph Anton Mayr wird alljährlich in der Kirche von Mariathal (Kramsach) aufgestellt. Bei diesem (viel kleineren) Kunstwerk bleibt der schwarz-goldene Hochaltar sichtbar und bildet den äußeren Rahmen. Über ein weiteres Christoph-Mayr-Grab verfügt die Pfarrkirche Telfs. Das nur knapp fünf Meter hohe heilige Grab stammt aus Pill und kam 1984 nach Telfs.