„Alternsforscher der Nation“ Leopold Rosenmayr verstorben
Der Soziologe verstarb am Freitag im Alter von 91 Jahren.
Wien – Der österreichische Soziologe Leopold Rosenmayr ist 91-jährig verstorben, wie seine Familie gegenüber dem ORF bestätigte. Der vielfach ausgezeichnete und oft als „Alternsforscher der Nation“ bezeichnete Forscher wurde am 3. Februar 1925 in Wien-Favoriten geboren. Rosenmayr war entscheidend an der Wiederbelebung der empirischen Sozialforschung nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich beteiligt.
Geprägt wurde der Wissenschafter und sein gesellschaftliches Engagement von seinen Kindheits- und Jugenderlebnissen im Zeichen des österreichischen Bürgerkrieges und des Zweiten Weltkrieges. Mit seiner Forschung wollte er „Brücken zur Gesellschaft“ schlagen. 1954 gründete er die „Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle“ an der Universität Wien und gab damit der österreichischen Sozialforschung entscheidende Impulse.
Vielfach geehrt
In seiner wissenschaftlichen Arbeit setzte sich der studierte Soziologe und Psychologe mit Jugendforschung, Alterssoziologie und Generationenkonflikten sowie dem Kulturwandel auch in Gesellschaften fernab Europas auseinander. Der als einer der renommiertesten Soziologen Europas geltende Forscher hat als Mitglied der österreichischen Statistischen Zentralkommission oder als Berater und Autor mehrerer Regierungsberichte auch immer wieder an gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitgewirkt.
Als Leiter des 1980 gegründeten Ludwig Boltzmann-Instituts für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung war Rosenmayr der erste Vorstand einer Forschungseinrichtung, die auf sozialwissenschaftliche Alternsforschung spezialisiert war. Das brachte ihm auch international Beachtung ein. Mit dem Thema „Altern“ setzte er sich in mehreren Büchern auseinander.
1990 wurde Rosenmayr zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften berufen. Der Forscher erhielt unter anderem auch das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1979), das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien 1985 sowie den Kardinal Innitzer Preis für Soziologie 2002. 2004 wurde ihm das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Rosenmayr war Vater von vier Kindern.
Würdigungen für Rosenmayr
Als Vater der modernen Alternsforschung, herausragenden Wissenschafter und Mitgestalter der Politik würdigten Persönlichkeiten aus Forschung und Politik Leopold Rosenmayr. Über das Ableben des „Doyens der österreichischen Soziologie“ zeigte sich ÖAW-Präsident Anton Zeilinger in einer Stellungnahme gegenüber der APA „zutiefst betrübt“. Rosenmayr war „ein herausragender Wissenschafter und ein international führender Denker in der Alternsforschung“, der sich bis ins hohe Alter mit großer Begeisterung wissenschaftlichen Fragen widmete, so Zeilinger.
Auch der Bundespräsidentschaftskandidat der ÖVP und langjährige Seniorenvertreter, Andreas Kohl, würdigte Rosenmayrs „beeindruckendes wissenschaftliches Lebenswerk“ mit dem er „die Alterswissenschaft im Bereich der Soziologie erst zum Thema gemacht“ habe. Mit seinen Forschungsergebnissen habe er auch „weite Bereiche der Politik dauerhaft gestaltet“.
Mit Rosenmayr „verliert Österreich einen seiner größten Sozialwissenschafter“, so auch der Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs und des Seniorenrates, Karl Blecha (SPÖ), in einer Aussendung. „Durch seine Pionierarbeit und seine herausragenden, neuen Forschungsmethoden wurde Rosenmayr der ‚Vater der modernen Altersforschung‘“. Seine Arbeit habe neue Maßstäbe gesetzt und „maßgeblich zu einem Wandel des Bildes vom Älterwerden in der Gesellschaft“ beigetragen, so Blecha. (APA)