Fernpass-Visionen sorgen für Ernüchterung
Die Fernpass-Strategie sieht auf Imster Seite Maßnahmen vor, die kurzfristig helfen können. Das Land bleibt am Tschirganttunnel dran.
Von Alexander Paschinger
Imst –„Wir haben das Thema Tunnel bewusst ausgeklammert“, erklärt Tirols oberster Verkehrsplaner Christian Molzer, „weil wir während des Prozesses keine ständige Pro- und Kontradiskussion haben wollten.“ Und so sammelte eine breit gefächerte Gruppe betroffener Bürger, Politiker, Wirtschafter und Experten ein Jahr lang „kurz- und mittelfristige Maßnahmen“, die rasch umsetzbar sind: Die Fernpass-Strategie, die TT berichtete.
Diese Woche wurde sie in Innsbruck von den Teilnehmern freigegeben, jetzt wird der Bericht gedruckt. Es folgt dann der Beschluss durch die Regierung und schließlich sollten rasch die Aufträge zur Umsetzung erfolgen. Im Bezirk Imst gibt es baulich drei Maßnahmen: die Fußgänger-Unterführungen am Fernstein und in Walchenbach bei Tarrenz sowie den Rückbau der Ortsdurchfahrt von Obsteig, der laut Molzer noch heuer begonnen werden sollte. Allesamt dienen sie der Erhöhung der Verkehrssicherheit. „Geplant sind auch Ausweichbuchten für Lkw“, so Molzer – und verkehrsleitende Maßnahmen wie eine Plakatkampagne oder dynamische Anzeigetafeln vom Fernpass bis Imst bzw. Mötz.
Die Imster Teilnehmer zeigen sich durchwegs positiv angetan vom Prozess: „Gut war, dass alle möglichen Aspekte aufgezeigt wurden und nicht nur die Situation in Haiming, im Gurgltal oder im Zwischentoren auf den Tisch kam“, sagt der Tarrenzer Bürgermeister Rudolf Köll. Auch der Imster Stadtchef Stefan Weirather betont, „dass die Gesamtsituation schwierig ist“. Die beiden geben allerdings zu bedenken, dass zur langfristigen Lösung wohl auch ein Tschirganttunnel gehören müsse, was auch der Imster TVB-Obmann Hannes Staggl betont. Jahrzehntelang wurde im Gurgltal raumordnerisch mit dem Bauwerk gerechnet, doch immer wieder wurde der Tunnel zurückgereiht. Nun gelte es, Vorarbeiten zu leisten, „und wenn irgendwo in Österreich ein Projekt nicht umsetzbar ist, dann könnte Tirol mit dem Tschirganttunnel einspringen“, so Weirather. „Es sind viele Akteure dafür und auch das Land versucht, den Tunnel auf Schiene zu bringen“, sagt Verkehrsplaner Molzer, „aber er ist eine Vision, die derzeit zu weit weg ist.“
„Die Leute können das Wort Tunnel schon gar nicht mehr hören“, sagt SP-Landesvorsitzender und Roppens Bürgermeister Ingo Mayr. Für ihn war „die neue Art der Ideenfindung lässig“, lobt er den Umgang während der Erarbeitung der Fernpass-Strategie. „Und wenn es schon Visionen braucht, dann gefällt mir eine Eisenbahntrasse von Ötztal-Bannhof ins Außerfern am besten. Die Schweiz bringt ein Drittel ihrer Skitouristen mit dem Zug ins Land.“
Insgesamt ist es ein schwieriger Spagat: Das 7,5-Tonnen-Limit soll erhalten bleiben, das Außerfern besser angebunden, der Tourismus mit Gästen versorgt und die Bevölkerung entlastet werden.