BP-Wahl - Kandidaten: Zwei Spitzenpolitiker, drei Pensionisten fix 1
Wien (APA) - Zwei Spitzenpolitiker und drei Polit-Pensionisten - einer davon eigentlich Pensionistenvertreter - treten fix bei der Präsident...
Wien (APA) - Zwei Spitzenpolitiker und drei Polit-Pensionisten - einer davon eigentlich Pensionistenvertreter - treten fix bei der Präsidentschaftswahl an: Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) sowie Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss, der bisherige Seniorenbund-Chef Andreas Khol (ÖVP) und Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen.
Dazu könnten noch zwei weitere Kandidaten kommen: Baumeister und Society-Löwe Richard Lugner - wenn er es schafft, bis zum Ende der Nachfrist am Dienstag noch rund 1.000 Unterschriften zu sammeln - und der Obmann der EU-Austrittspartei Robert Marschall. Er hat einen Wahlvorschlag eingereicht, aber nicht bekannt gegeben, wie viele Unterstützungserklärungen er schon hat. Allenfalls auf die 6.000 nötigen fehlende könnte auch er noch in der Nachfrist sammeln.
Fix am Stimmzettel stehen werden - in alphabetischer Reihenfolge:
IRMGARD GRISS - geboren am 13. Oktober 1946 in Deutschlandsberg, Juristin, Ex-OGH-Präsidentin und Leiterin der Hypo-Kommission (2014)
Als parteiunabhängige Kandidatin zieht die frühere OGH-Präsidentin Irmgard Griss in die Wahl - finanziert durch öffentlich auf der Homepage bekannt gegebene Spenden Privater. Für die NEOS ist sie „erste Wahl“, eine dezidierte Wahlempfehlung formulierten sie aber nicht. Breite Bekanntheit - mit viel Beifall - erreichte Griss als überraschend unabhgängig-kritische Leiterin der von der Regierung eingesetzten Hypo-Untersuchungskommission im Jahr 2014. Da hatte die jetzt 69-jährige Grazerin ihre Justiz-Karriere schon beendet. Aufgewachsen als Bauerntochter in der Weststeiermark hatte sie die Hauptschule besucht, die Matura an der HAK gemacht - und wollte eigentlich Lehrerin werden. Es wurde aber doch das Jus-Studium (samt Master of Laws in Havard) - und nach einem kurzen Ausflug zu den Rechtsanwälten ab 1979 die Richter-Laufbahn. Beharrlich arbeitete sie sich von der Handelsrichterin über das Oberlandesgericht Wien zum Obersten Gerichtshof (ab 1993) empor. Von Anfang 2007 bis zur Pensionierung 2011 war sie die erste Frau an dessen Spitze. Ganz zur Ruhe gesetzt hat sich Griss auch danach nicht: Seit 2008 ist sie Ersatzmitglied des VfGH, seit 2013 leitet sie die Schlichtungsstelle für Verbrauchergeschäfte, im Jänner 2015 wurde sie internationale Richterin am Sinapore International Commercial Court. Griss - die regelmäßig Sport (Laufen) betreibt, sich in der Natur, beim Lesen und klassischer Musik entspannt - ist mit einem Rechtsanwalt verheiratet, hat drei Stief- und zwei leibliche Kinder.
NORBERT HOFER - geboren am 2. März 1971 in Vorau, aufgewachsen in Pinkafeld, Flugzeugtechniker, FPÖ-Politiker im Burgenland, dann im Bund, Dritter Nationalratspräsident
Auf das nette Gesicht und besonnene Lächeln Norbert Hofers setzt die FPÖ in ihrem Kampf um die Hofburg - und nach den ersten Umfragen besteht durchaus die Chance, dass erstmals ein blauer Bewerber zumindest in die Stichwahl kommt. Präsident ist Hofer schon jetzt - und zwar seit 2013 Dritter Nationalratspräsident. Dorthin gebracht hat es der 44-jährige gelernte Flugzeugtechniker aus dem Burgenland nach 21 Jahren beharrlichem Aufstieg in der FPÖ - von Eisenstadt über das Burgenland bis in den Nationalrat und, nach der Spaltung der Partei im Jahr 2005, an die Seite Heinz-Christian Straches als Parteichef-Stellvertreter. Hofer fiel zwar nie durch markig-laute „blaue“ Sprüche auf, aber er ist einer der Chefideologen der FPÖ: Er war sowohl beim Parteiprogramm 2011 als auch beim 2013 erschienen „Handbuch freiheitlicher Politik“ federführend. Sein besonderes Engagement galt überdies versehrten Menschen - der FPÖ-Behindertensprecher hat nach einem schweren Unfall beim Paragleiten im Jahr 2003 heute noch Schwierigkeiten beim Gehen, gelegentlich tritt er mit Stock auf. Bis heute hat Hofer seinen Hauptwohnsitz im Südburgenland, er ist verheiratet und hat vier Kinder.
RUDOLF HUNDSTORFER - geboren am 19. September 1951 in Wien, Bürokaufmann, ÖGB-Präsident, Sozialminister
Der 64-jährige bisherige Sozialminister will nach Heinz Fischer der nächste Bundespräsident mit roten Wurzeln werden - in seinem Fall sehr roten Wiener Wurzeln: Als Kind einer Arbeiterfamilie besuchte er die Hauptschule und lernte bei der Stadt Wien den Beruf des Bürokaufmannes. Die Matura holte er erst 1976 extern nach. Beruflich war er Kanzleibediensteter und Verwaltungsbeamter im Wiener Rathaus. Karriere machte der schon von Jugend an als Personalvertreter Engagierte in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. 2003 wurde er GdG-Vorsitzender - bis er 2006 nach Fritz Verzetnitschs Rücktritt wegen des BAWAG-Desasters überraschend Präsident des ganzen ÖGB wurde. Politisch verankert ist Hundstorfer in der Wiener SPÖ: Für sie saß er von 1990 bis 2007 im Gemeinderat, ab 1995 als Vorsitzender. 2008 holte ihn Werner Faymann als Sozialminister in die Bundesregierung. Mit der Nominierung zum SPÖ-Kandidaten übergab er das Ministeramt an Alois Stöger. Zieht er nicht in die Hofburg ein, will er nicht in die Pension gehen - aber „Plan B“ hat er keinen. Als Hobbies nennt er Wandern, lesen, klassische Musik - und hin und da einfach gar nichts tun. Hundstorfer ist zum dritten Mal verheiratet und Vater einer Tochter sowie zweier Stiefkinder.
ANDREAS KHOL - geboren am 14. Juli 1941 auf Rügen (Deutschland), aufgewachsen in Südtirol und Tirol, habilitierter Jurist, ÖVP-Abgeordneter, Nationalratspräsident, Seniorenbund-Obmann
Nicht wirklich als Pensionist, sondern als (zuletzt) höchster Pensionistenvertreter der ÖVP rittert Andreas Khol für die Volkspartei um die Rückeroberung der Hofburg - zwölf Jahre nachdem Thomas Klestil kurz vor Ende der Amtszeit starb. Khols Start als Hofburg-Bewerber war schwierig: Der rüstige 74-Jährige - mit bekannt fast bedingungsloser Loyalität gegenüber der Partei - sprang in die Bresche, als der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll nach langem Zögern letztlich absagte. Erfahrungen in Spitzenfunktionen hat der habilitierte Doktor der Rechte viele gesammelt: 1974 bis 1993 war er Direktor der politischen Akademie der ÖVP, 1983 bis 2006 Abgeordneter im Nationalrat - von 1994 bis 2002 Klubobmann der ÖVP, danach bis 2006 als Nationalratspräsident unter der (von ihm tatkräftig mit-errichteten) schwarz-blauen Regierung. Mit dem Verlust des ersten Platzes der ÖVP bei der Wahl 2006 zog er sich aus dem Nationalrat zurück, verstand es aber auch als Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, seinen politischen Einfluss in Partei und Regierung geltend zu machen. Khol ist deklariert christlich-konservativ, ein leidenschaftlicher Südtirol-Politiker, Kunstliebhaber und Rosenzüchter - verheiratet mit einer Kärntnerin und Vater von sechs Kindern.
ALEXANDER VAN DER BELLEN - geboren am 18. Jänner 1944 in Wien, aufgewachsen im Tiroler Kaunertal, Volkswirt, Universitätsprofessor, Grünen-Chef von 1997-2008, bis 2015 im Wiener Gemeinderat
Nach nur kurzer Polit-Pension versucht der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen die Rückkehr aufs politische Parkett - und sie könnte durchaus gelingen: Der 72-jährige Kurzzeit-Politpensionist könnte der erste Grüne Bundespräsident Österreichs werden, in den ersten Umfragen lag er immer vorne. Ob er das überhaupt will, hat der passionierte Raucher - wie es so seine Art ist - lange überlegt. Und dann kundgetan, als Unabhängiger anzutreten, freilich mit intensiver Unterstützung seiner Grünen. An deren Spitze hatte er sich lange wie kein anderer gehalten, von 1997 bis 2008. Dabei war er quasi ein „Spätberufener“: Erst mit fast 50 stieg der Wirtschaftsprofessor von der SPÖ zu den Grünen um und in die Politik ein. Dann ging es aber schnell: 1994 wurde er Abgeordneter im Nationalrat, drei Jahre später Bundessprecher und 1999 Klubobmann. Er schlug drei erfolgreiche Nationalratswahlen, die Grünen wuchsen mit ihm von fünf auf über zehn Prozent. Mit der Wahlschlappe 2008 übergab er die Geschäfte an Eva Glawischnig. Beliebt blieb der besonnene und authentische Professor aber: Bei der Wien-Wahl 2010 schaffte er ein Vorzugsstimmenmandat - wechselte aber erst 2012 vom National- in den Gemeinderat. Bei der Wahl 2015 trat er nicht mehr an - sondern überlegte schon, ob er dem Wunsch der Partei, für die Hofburg zu kandidieren, nachkommen sollte. Privat sorgte er vor: Im Herbst ließ er sich von seiner ersten Frau (mit der er zwei Söhne hat) scheiden und heiratete im Dezember seine langjährige Freundin, die Geschäftsführerin im Grünen Klub.
( 0026-16, 88 x 195 mm)