Fall Leonie 2 - Mädchen 28 Stunden nach Verbrühen ins Spital gebracht

Wien (APA) - Am auf den inkriminierten Duschvorgang folgenden Morgen sei Leonie „quengelig“ gewesen, „aber nicht so, dass sie geschrien hätt...

Wien (APA) - Am auf den inkriminierten Duschvorgang folgenden Morgen sei Leonie „quengelig“ gewesen, „aber nicht so, dass sie geschrien hätte“, sagte die 27-jährige Mutter in ihrer Einvernahme. Während ihr Freund zur Arbeit ging, habe sie sich um ihre insgesamt drei Kinder gekümmert. Leonie habe sich nicht außergewöhnlich verhalten: „Es war nicht so, dass sie extreme Schmerzen gehabt hat.“

Am Nachmittag habe das Mädchen aber zu wimmern begonnen. Da habe sie festgestellt, dass sich am Rücken große Blasen gebildet hatten und sich die Haut teilweise abzulösen begann. „Ich habe versucht, sie zu beruhigen. Ich bin mit ihr durch die Wohnung gegangen“, gab die Frau zu Protokoll. Auf die Frage der Richterin, weshalb sie in dieser Situation nicht ins Spital gefahren sei, erwiderte die 27-Jährige, sie habe noch das Heimkommen ihres Partners abwarten wollen.

Erst 28 Stunden nach dem Abduschen wurde Leonie am Abend des 26. Oktober 2014 vom Vater ins Spital gebracht. Die Staatsanwaltschaft wirft dies beiden Elternteilen als Vernachlässigen einer Unmündigen vor, da der knapp Dreijährigen infolgedessen verspätet eine fachgerechte medizinische Behandlung zuteilwurde. Wie Gerichtsmediziner Wolfgang Denk dazu in seinem Gutachten ausführte, verlängerte das Verhalten der Eltern Leonies Schmerzen und erhöhte das Risiko von Komplikationen.

Laut Sachverständigem wies Leonie zweit- bis viertgradige Verbrennungen am Rücken auf. 15 Prozent der Körperoberfläche des Mädchens waren betroffen. Bei Kindern unter vier Jahren sei damit grundsätzlich „ein erhebliches Risiko, an den Folgen der Verbrennungen zu versterben“ verbunden, sagte Denk. Das Mädchen habe sich im Spital zunächst noch in einem stabilen Zustand befunden, nachdem man geschädigte Hautteile operativ entfernt hatte. Das Mädchen musste aber vor jedem Verbandswechsel sediert werden, so stark waren die Schmerzen. Ende Oktober trat dann eine „dramatische Verschlechterung“ ein, referierte Denk. Leonies Leberwerte stiegen an, das Mädchen war apathisch und bewegte sich kaum mehr. Schließlich kam es zu einem Leber- und am Ende zu einem Multiorganversagen. Am 10. November war das Mädchen tot. Wie der Gerichtsmediziner erläuterte, wurde der Todeseintritt dadurch „wesentlich begünstigt“, dass man der knapp Dreijährigen hochdosierte Schmerzmittel verabreichen musste, die eine Gewebsschädigung der Leber bewirkten. Denk betonte in diesem Zusammenhang, dass die Medikamentengabe in jedem Fall medizinisch indiziert war und seitens des Krankenhauses kein wie auch immer gearteter Behandlungsfehler vorlag.