UNO kritisiert arabische Militärkoalition im Jemen

Sanaa (APA/AFP) - Die meisten zivilen Todesopfer im Jemen sind nach UN-Angaben auf Luftangriffe der Militärkoalition unter Führung Saudi-Ara...

Sanaa (APA/AFP) - Die meisten zivilen Todesopfer im Jemen sind nach UN-Angaben auf Luftangriffe der Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens zurückzuführen. „Es scheint so, dass die Koalition für den Tod doppelt so vieler Zivilisten verantwortlich ist wie alle anderen bewaffneten Gruppen in dem Land zusammengenommen“, erklärte UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra‘ad Al-Hussein am Freitag in Genf.

Regelmäßig greife die Koalition Ziele wie Schulen und Krankenhäuser an. Seit März 2015, dem Beginn der Luftangriffe der sunnitischen arabischen Militärkoalition gegen schiitische Rebellen im Jemen, wurden nach UN-Angaben mehr als 3200 Zivilisten getötet, insgesamt gab es fast 6300 Tote. Die meisten der zivilen Opfer seien durch Luftangriffe getötet worden, erklärte Zeid.

„Sie haben Märkte, Krankenhäuser, Kliniken, Schulen, Fabriken, Hochzeitsfeiern angegriffen - und hunderte Privathäuser in Dörfern und Städten, darunter die Hauptstadt Sanaa“, beklagte der UN-Menschenrechtskommissar. „Trotz zahlreicher internationaler Anstrengungen dauern diese schrecklichen Vorfälle mit einer inakzeptablen Regelmäßigkeit an.“

Zeid kritisierte die Militärkoalition zudem dafür, dass es „keine Fortschritte“ bei den Ermittlungen zur Tötung von Zivilisten gebe. Die Vereinten Nationen prüften, ob die Koalition gegen internationales Recht verstoßen habe.

Besonders hob Zeid den Luftangriff auf einen belebten Markt in der von Rebellen kontrollierten Provinz Hadscha im Nordjemen am Dienstag hervor. Bei dem Angriff wurden nach UN-Angaben vom Donnerstag 119 Menschen getötet. Laut Zeids Büro waren 106 der Toten Zivilisten, darunter 24 Kinder.

Zeids Sprecher Rupert Colville sagte am Freitag vor Journalisten, UN-Mitarbeiter hätten keinen Hinweis darauf gefunden, dass es zum Zeitpunkt des Luftangriffs militärische Auseinandersetzungen oder größeres militärisches Gerät in der Umgebung des Markts gegeben habe, mit Ausnahme eines Kontrollpostens 250 Meter vom Markt entfernt. Ein Sprecher der Militärkoalition hatte gesagt, der Angriff habe einer „Versammlung von Milizionären“ gegolten.

Die Luftangriffe der von Saudi-Arabien geführten Koalition richten sich gegen die schiitischen Houthi-Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee, die Anfang vergangenen Jahres die Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert und Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen hatten. Die Militärkoalition will die Houthi-Rebellen zurückdrängen und Hadi ermöglichen, an die Macht zurückzukehren.

Menschenrechtsgruppen werfen der Militärkoalition immer wieder vor, bei ihren Luftangriffen nicht genug zum Schutz von Zivilisten zu tun. Laut einer Gruppe von UN-Experten verstießen mehr als hundert Angriffe gegen internationales Recht. Unter dem Konflikt im Jemen leidet vor allem die Zivilbevölkerung. Mehrere Hilfsorganisationen hatten am Donnerstag angesichts von 2,5 Millionen Binnenflüchtlingen und 15 Millionen Hilfsbedürftigen im Jemen von einer „vergessenen humanitären Krise“ gesprochen.