Justiz und Kriminalität

Anschlag in Istanbul: Vier Tote, darunter Israelis und US-Bürger

© APA/AFP/BULENT KILIC

Der Anschlag passierte in auch bei Touristen beliebten Istiklal-Straße. Unter den Verletzten waren auch Ausländer.

Istanbul – Eine Explosion hat am Samstag eine beliebte Einkaufsstraße in Istanbul erschüttert. Laut Angaben eines Regierungsmitarbeiters soll ein Mitglieder der Kurdischen Arbeiterpartei PKK für die Explosion verantwortlich sein. Der Attentäter soll ein anderes Ziel gehabt haben, wurde aber von der Polizei abgeschreckt und zündete daher in Panik die Bombe in der beliebten Einkaufsstraße Istiklal.

Bei dem Selbstmordanschlag starben zwei US-Bürger und zwei Israelis. Das berichteten das Weiße Haus und der israelische Regierungschef Netanyahu. Man stehe in engem Kontakt mit den türkischen Behörden und bekräftige die Entschlossenheit, gemeinsam mit der Türkei das Übel des Terrorismus zu bekämpfen, betonte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Ned Price, in einem Statement.

Mindestens zwölf ausländische Staatsbürger wurden laut Medienberichten verletzt. Details zur Nationalität lägen noch nicht vor, teilte der türkische Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Samstag in Istanbul mit. Kurz zuvor hatte die israelische Nachrichtenseite Ynet news berichtet, dass unter den Verletzten drei Israelis seien.

Skunk-Anansie-Frontfrau wurde Augenzeugin

Skin (48), Frontfrau der britischen Band Skunk Anansie, wurde nach eigenen Worten Zeugin des tödlichen Anschlags imZentrum Istanbuls. „Massive Bombenexplosion vor unserem Hotel“, schrieb sie am Samstag bei Twitter. „Ich bin okay, sehr erschüttert, tote Menschen, schreckliche Szenen“, postete Skin bei dem Kurzmitteilungsdienst. Das Gebäude habe gezittert und viele Menschen seien verletzt. „Die Stadt ist gesperrt, überall bewaffnete Polizisten in Zivil, beängstigende Zeiten“, schrieb die Sängerin weiter und sprach den Opfern und Familien ihre Anteilnahme aus.

Erst vergangenen Sonntag gab es einen Anschlag in der Hauptstadt Ankara mit 37 Toten, zu dem sich eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bekannte. Die TAK ging 2004 aus der PKK hervor und verübte Anschläge in Städten. Die Gruppe hatte sich schon im Februar zu einem Anschlag auf einen Militärkonvoi in Ankara bekannt.

Am Donnerstag hat Deutschland seine Botschaft in Istanbul geschlossen. Grund dafür waren offenbar konkrete Hinweise auf geplante Terroranschläge. Wie „Der Spiegel“ berichtet, sollen die Hinweise so konkret gewesen sein, dass sich das Auswärtige Amt nicht nur zur Schließung der Botschaft, sondern auch vom Konsulat und der deutschen Schule entschied. Diese liegt nur wenige Minuten von der Istiklal-Straße entfernt.

In der Türkei kommt es immer wieder zu Anschlägen. In Istanbul hatte im Jänner ein Attentäter zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Die Tat wurde der Terrormiliz IS (Daesh) zugerechnet. (TT.com/APA/AFP/Reuters)

Tödliche Anschläge in der Türkei

13. März 2016: Bei einem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt Ankara sterben mindestens 37 Menschen. Mehr als 120 weitere werden verletzt. Eine Attentäterin hatte sich mit einem Auto nahe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt. Eine Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), bekannte sich zu der Tat.

Februar 2016:

Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Attentäter. Später bekennt sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene militante Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) zu der Tat. Die türkische Regierung macht die PKK und ihren syrischen Ableger YPG für den Anschlag mitverantwortlich.

Jänner 2016:

Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Der Attentäter gehörte nach Angaben der türkische Regierung der Terrormiliz „IS“ (Daesh) an.

Oktober 2015:

Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht die Terrormiliz „IS“ (Daesh) verantwortlich.

September

2015:

Bei einem Bombenanschlag in Igdir in der Osttürkei werden zwölf Polizeibeamte getötet. Zuvor starben bei einem Angriff der verbotenen PKK und Gefechten im südosttürkischen Daglica in der Provinz Hakkari 16 Soldaten.

August 2015:

Bei einem Bombenanschlag und einem anschließenden Angriff auf eine Polizeiwache in der Millionenmetropole Istanbul werden mindestens vier Menschen getötet. Zwei Frauen greifen zudem das US-Konsulat an, eine wird festgenommen. Sie soll Mitglied der linksextremen Terrororganisation DHKP-C sein.

Juli 2015:

Im südtürkischen Grenzort Suruc reißt ein Attentäter 33 pro-kurdische Aktivisten mit in den Tod. Die Behörden machen die Terrormiliz „IS“ (Daesh) verantwortlich, die sich allerdings nie zu der Tat bekennt.

Juni 2015:

Zwei Tage vor der türkischen Parlamentswahl verüben Unbekannte in der südosttürkischen Kurden-Metropole Diyarbakir einen Sprengstoffanschlag auf eine Veranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP. Mindestens vier Menschen sterben.

Mai 2013:

Bei der Explosion zweier Autobomben in der Grenzstadt Reyhanli werden mehr als 50 Menschen getötet. Die Regierung beschuldigt türkische Linksextremisten mit Kontakten zum Regime im benachbarten Syrien.

September 2011:

Drei Menschen sterben in der türkischen Hauptstadt Ankara, als im Regierungsviertel eine Bombe explodiert. Eine Splittergruppe der PKK bekennt sich zur Tat.