Schweizer Performance wollte Roger Köppel „bösen Geist“ austreiben
Zürich (APA/sda) - Die umstrittene politische Theaterperformance „Schweiz entköppeln“ hat am Freitagabend im Zürcher Theater Neumarkt etwa 2...
Zürich (APA/sda) - Die umstrittene politische Theaterperformance „Schweiz entköppeln“ hat am Freitagabend im Zürcher Theater Neumarkt etwa 20 Minuten gedauert. Der deutsch-schweizerische Aktionskünstler Philipp Ruch lud darauf die rund 150 Theatergäste ein zu einer Prozession zum Wohnort des rechtskonservativen SVP-Politikers und „Weltwoche“-Herausgebers Roger Köppel.
Offiziell gehöre dieser Marsch nach Küsnacht nicht mehr zur Neumarkt-Veranstaltung, sagte Ko-Direktor Peter Kastenmüller im Rahmen der Performance: „Denkt an die Mitarbeitenden des Theaters.“ Die Pläne des Aktionskünstlers Ruch schlugen zuvor vor allem in politischen Kreisen hohe Wellen. Hinter der Aktion steht das „Zentrum für Politische Schönheit“, das sich als Berliner Menschenrechts- und Aktionskünstlergruppe bezeichnet. Es rief in den letzten Tagen die Öffentlichkeit auf, Roger Köppel „rechtskräftig zu verfluchen“. „Die Schweiz entköppeln“ hieß das Motto.
Die Aussage der Performance vom Freitag auf der Neumarkt-Bühne lautete: Der Geist von Julius Streicher, dem Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes während der Nazizeit, sei in Köppel gefahren. Dieser Geist müsse dem Politiker und Journalist wieder ausgetrieben werden. Im Rahmen des Marsches nach Küsnacht gab es an der Zürcher Stadtgrenze eine Voodoo-Zeremonie.
Im Schweizer „Tages-Anzeiger“ vom Freitag verteidigte Ruch die Pläne für sein „Happening“. „Ich halte Roger Köppel für eine Bedrohung der öffentlichen Meinung, an die man sich schon viel zu stark gewöhnt hat“, sagt Ruch im Interview. Er kritisiert die Linke in der Schweiz, „die Köppel ignorieren möchte“. Das sei falsch, denn der SVP-Politiker habe bei seiner Wahl in den Nationalrat das beste Ergebnis in der Geschichte der Partei erreicht.
„Es ist Zeit, ihn ernst zu nehmen“, sagt Ruch und bezeichnet Köppel als „zutiefst traumatisierten Menschen“. Er sei vom Dämon des Nazi-Hetzers Streicher besessen, der ihn zwinge, Woche für Woche Zeitungscover zu entwickeln, mit denen gegen Menschen gehetzt werde, die nicht in der Schweiz geboren worden seien. „In diesen Sinne wirken wir mit unserer Aktion therapeutisch“, verteidigt Ruch diese. Kunst könne heilen.
(Meldung nach der Kunstaktion durchgehend aktualisiert.)