Rechtsanwälte strikt gegen „multidisziplinäre Partnerschaften“

Wien (APA) - Die Rechtsanwälte laufen Sturm gegen die drohende Einführung „multidisziplinärer Gesellschaften“ von Anwälten etwa mit Versiche...

Wien (APA) - Die Rechtsanwälte laufen Sturm gegen die drohende Einführung „multidisziplinärer Gesellschaften“ von Anwälten etwa mit Versicherungen oder Banken. Dadurch wäre die anwaltliche Verschwiegenheit gefährdet, kritisiert ÖRAK-Präsident Rupert Wolff. Er droht mit Kampfmaßnahmen, sollte die Regierung dem Druck der Wirtschaftskammer nachgeben.

Deren Wunsch sei es, Rechtsanwälte, aber auch Wirtschaftstreuhänder, Steuerberater, Notare und Architekten zu zwingen, die Vergesellschaftung mit Gewerbetreibenden (also Banken, Versicherungen, Bauunternehmen, Unternehmensberatern etc.) zuzulassen, erklärte Wolff im APA-Gespräch. Alle freien Berufe würden dies vehement ablehnen. Die Präsidenten der neun Anwaltskammern haben sich einstimmig für Widerstand ausgesprochen.

Die Dachorganisation, der ÖRAK, überlegt jetzt Kampfmaßnahmen, sollte die Regierung das Vorhaben umsetzen wollen. Diese „werden sicherlich über die Einstellung der unentgeltlichen Auskunft hinausgehen“, kündigt Wolff harten Widerstand an. Er hofft aber, dass die - kontaktierten - Politik „nicht einfach über 80.000 Freiberufler drüberfährt“.

Rechtsanwälte seien eine selbstverwaltete, autonome und freie Berufsgruppe, die man nicht mit Gewerbetreibenden in eine Gesellschaft stecken könne. In interdisziplinären Unternehmen würden die wirtschaftlichen Interessen der Mitgesellschafter überwiegen - und die anwaltliche Verschwiegenheit, für die Klienten geschützt durch das Berufsgeheimnis, wäre gefährdet. Denn sie könnte nicht garantiert werden, „wenn der Mitgesellschafter, ein Bauunternehmer, Einsicht in Scheidungsakten nimmt, weil er die Verrechnung kontrollieren will“, erläuterte Wolff.

Schon 2010 habe es solche Bestrebungen gegeben, damals habe der Gesetzgeber aber festgestellt, dass es keinen Bedarf an interdisziplinären Gesellschaften gibt. Wolff hofft, dass dies auch heute noch so gesehen wird.