Formel 1: „Böser Bube“ Verstappen als Aufreger in Australien
Melbourne (APA) - Zufriedenheit über Platz vier von Daniel Ricciardo, Aufregung um Max Verstappen und Toro Rosso. Bei den Red-Bull-Teams von...
Melbourne (APA) - Zufriedenheit über Platz vier von Daniel Ricciardo, Aufregung um Max Verstappen und Toro Rosso. Bei den Red-Bull-Teams von Dietrich Mateschitz hat man den Auftakt der Formel-1-WM in Australien zwiespältig erlebt. Während der Australier im RB12 zudem mit schnellster Rundenzeit imponierte, wäre für die „Jungbullen“ locker mehr als die Plätze neun und zehn möglich gewesen.
Denn das Zweier-Team von Red Bull fährt mit den kräftigen 2015er-Ferrari-Motoren, die aber nicht weiterentwickelt werden. Den aktuellen PS-Vorsprung wird man also bald verlieren. Der von Platz fünf losgefahrene Verstappen trauerte deshalb sogar einem möglichen Podestplatz nach. Die Strategie, die das seiner Meinung nach verhindert habe, bezeichnete er in der ersten Erregung als „Witz“.
Verstappen war im Albert Park von Melbourne einige Zeit sogar Vierter und hatte dann auf Platz fünf liegend selbst Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes sicher im Griff. „Was für ein frustrierender Nachmittag. Wir haben ein so fantastisches Auto, da wäre viel mehr drin gewesen“, ärgerte sich der 18-jährige Niederländer über seinen am Ende nur zehnten Platz, während Teamkollege Carlos Sainz Jr. Neunter wurde.
Verstappen machte dafür die Team-Strategie sowie eine Fehler der Boxencrew verantwortlich, weil man ihm beim zweiten Stopp nicht schnell genug frische Reifen gegeben habe. Dadurch fiel er auch hinter Sainz zurück und fühlte sich dann vom Teamkollegen aufgehalten. Seinen Ärger darüber, dass der Spanier trotzdem dagegen hielt, garnierte er am Boxenfunk ebenso mehrmals mit einem mit F beginnenden Schimpfwort wie seine Kritik am Boxenstopp.
Teamchef Franz Tost klärte in einer freilich erst „nachgebesserten“ Teamaussendung dann auf. Man habe Sainz wegen Bremsproblemen früher herein geholt und das Problem mit dem Boxenstopp Verstappens drei Runden später sei entstanden, weil man den Fahrer nicht an die Box gerufen habe. „Dadurch hat Max sieben Sekunden verloren“, so Tost. Verstappen hatte allerdings am Funk hörbar mehrmals um neue Reifen angefragt.
Ob die neuen und nur eine Stunde vor Rennstart wieder aufgeweichten Restriktionen im Funkverkehr zwischen Box und Piloten mitverantwortlich waren am Tohuwabohu, war vorerst unklar. Sainz jedenfalls kam später der Aufforderung, schneller oder auf die Seite zu fahren, nicht wirklich nach.
Im Finish versuchte der Verstappen deshalb sogar, mit der Brechstange an Sainz vorbei zu kommen. Er fuhr dem STR11 des Spaniers ins Heck und drehte sich. Mit Pech hätte es sogar noch einen Ausfall gegeben. Sainz behauptete später, von all dem Theater nichts mitbekommen zu haben.
„Hitzkopf“ Verstappen ist trotz seiner Jugend so etwas wie der „böse Bube“ in der Königsklasse. Im Vorjahr wurde er nicht nur für seinen Harakiri-Unfall von Monaco bestraft. Am Jahresende führte er die Strafpunkte-Liste der FIA mit acht Zählern überlegen an. Umgekehrt hat man dem Riesentalent mehrere Preise verliehen, darunter jenen für das beste Überholmanöver des Jahres.
Das Duell der beiden heißblütigen Motorsport-Söhne war ein weiterer Farbtupfen in einem bemerkenswert aufregendem Rennen. „Das ist, was Formel 1 sein soll. Spannung pur“, zog auch Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko eine positive Bilanz. Auch wenn diese Spannung vor allem durch die schlechten Mercedes-Starts zustande gekommen sei.
Obwohl Daniil Kwjat vermutlich mit Batterie-Defekt am zweiten RB12 schon am Start liegen geblieben war, war Marko mit dem neuen Boliden des vierfachen Weltmeister-Teams Red Bull Racing zufrieden. „Unser Auto war standfest, der Speed ist positiv. Wenn wir ein bisschen mehr PS haben, fahren wir da vorne mit“, ist der Steirer überzeugt.
Auch Marko war überzeugt, dass für die beiden Toro Rossos weit mehr möglich gewesen wäre. „Schade. Die Autos sind so schnell und haben wesentlich mehr Potenzial als die Plätze neun und zehn.“
In zwei Wochen auf der Powerstrecke in Bahrain können Sainz und Verstappen gut machen, was in Australien daneben gegangen ist. Auch den RB12 wird man bis dahin punkto Aerodynamik-Teile weiterentwickeln. Das Motor-Update wird aber bekanntlich auf sich warten lassen.