Erhöhte Alarmbereitschaft in der Türkei nach neuem Anschlag
Istanbul (APA/Reuters/dpa) - Nach dem Selbstmordanschlag in Istanbul mit vier Todesopfern herrscht in der Türkei die Furcht vor weiteren Ans...
Istanbul (APA/Reuters/dpa) - Nach dem Selbstmordanschlag in Istanbul mit vier Todesopfern herrscht in der Türkei die Furcht vor weiteren Anschlägen zum kurdischen Neujahrsfest. Die Straßen der Metropole waren am Sonntag ungewöhnlich ruhig, die Einkaufsstraße Istiklal - Ort des Attentats vom Samstag - auf Fernsehaufnahmen fast menschenleer. Über der Stadt kreisten Polizeihubschrauber.
Es war weiter unklar, wer für den Anschlag verantwortlich war. Die Regierung verwies auf die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK oder die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS). Der Selbstmordattentäter, ein 33-jähriger Türke, wurde von der regierungsnahen türkischen Presse aber als Mitglied einer IS-Zelle bezeichnet. Offiziell bestätigt wurde dies nicht.
Österreicher sind nach Angaben des Außenministeriums nicht unter den Toten oder 36 Verletzten. Nach Angaben der Regierung in Jerusalem kamen bei dem Anschlag drei Israelis ums Leben. Zwei von ihnen hatten demnach zudem die US-Staatsbürgerschaft. Der türkische Premier Ahmet Davutoglu schickten seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanyahu, in dem er den Familien sein Beileid nach dem „abscheulichen Anschlag“ aussprach. Eine israelische Armeemaschine mit Rettungskräften war auf dem Weg nach Istanbul.
Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der mit seiner Frau den Urlaub in Istanbul verbringt, entging nach eigenen Angaben nur knapp dem Anschlag. Sie wären zum Zeitpunkt des Anschlags in der Einkaufsstraße gewesen, wenn sie auf dem Weg dorthin nicht eine Kaffeepause eingelegt hätten, sagte Schaden der APA.
Türkische Internet-Nutzer berichteten am Wochenende von Schwierigkeiten, Facebook und Twitter aufzurufen. Die Behörden haben nach früheren Anschlägen bereits den Zugang zu sozialen Netzwerken blockiert, weil dort oft Bilder der Angriffe veröffentlicht wurden.
Ein türkischer Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die PKK wolle während des diesjährigen Newroz-Festes weitere Anschläge verüben. Die Organisation sandte ihrerseits in einer Erklärung Grüße an die Kurden und rief junge Mitglieder der Bevölkerungsgruppe auf, sich ihr anzuschließen. Im westtürkischen Izmir wurden kurz vor Newroz 19 Menschen festgenommen, darunter zwei Bürgermeister der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP.
Wenige Straßenzüge vom Anschlagsort entfernt liegen das deutsche Generalkonsulat und eine deutsche Schule. Beide Einrichtungen waren wie die Botschaft in Ankara am Donnerstag wegen Terrorwarnungen aus islamistischen Kreisen vorsorglich geschlossen worden. Das Berliner Außenamt hatte am Sonntag zunächst noch nicht entschieden, ob die Vertretungen am Montag wieder geöffnet werden sollten.
Der Anschlag in Istanbul ist der vierte seiner Art in der Türkei heuer. Am vergangenen Sonntag waren bei einem Selbstmordangriff in Ankara 37 Menschen getötet worden. Im Februar starben ebenfalls in der Hauptstadt bei einem ähnlichen Anschlag 29 Menschen. Kurdische Extremisten haben sich zu beiden Angriffen bekannt. Im Jänner hatte ein Selbstmordattentäter zehn Menschen im historischen Zentrum Istanbuls getötet, die meisten von ihnen Deutsche. In diesem Fall machte die türkische Regierung den IS für den Anschlag verantwortlich.