Leute

„Facebud“ schlägt jetzt online zu

Mit Terence Hill wurde Bud Spencer weltbekannt.
© dpa

Bud Spencer dreht keine Haudrauf-Filme mehr, doch der 86-Jährige hat online eine neue Bühne entdeckt. Darüber und über die Freundschaft zu Terence Hill hat er ein Buch geschrieben.

Rom –Bud Spencer hat die sozialen Netzwerke für sich entdeckt. Über 1,1 Millionen Likes hat die Seite des 86-Jährigen mittlerweile, die er in seinem neuen Buch liebevoll „Facebud“ nennt. Über das riesige Interesse der Fans freut sich der kräftige Neapolitaner besonders deshalb, weil die Zeiten der größten Filmerfolge mit Terence Hill doch bereits ein paar Jahre zurück liegen. „Ich danke den Leuten für ihre Treue“, sagt er im Interview mit der Presse in Rom.

Da sitzt sie, die Filmlegende mit den strammen Fäusten, die Generationen von Menschen auf der ganzen Welt Stunden schallenden Gelächters beschert hat. Dunkelblauer Seidenschal, Rauschebart, freundliches Lächeln und keinerlei Starallüren. Nur sehe er nicht mehr besonders gut, sagt er, aber ansonsten fühle er sich im Kopf wie ein 28-Jähriger. „Ich habe in meinem Leben fast alles gemacht, außer zwei Dingen:“, schmunzelt er, „Ein 40-Kilo-Jockey bei Pferderennen und ein Balletttänzer hätte ich nie sein können.“ Ansonsten habe er aber den Eindruck, mindestens sieben Leben gelebt zu haben.

Nur wenige wissen etwa, dass der als Carlo Pedersoli geborene Spross einer Industriellenfamilie bei Schwimm­europameisterschaften in Wien gleich an zwei Finali teilgenommen hatte. Seine Schwimmkarriere erreichte den Höhepunkt, als er 1952 und 1956 an den Olympischen Spielen teilnehmen durfte.

Er kann beim Schreiben aus dem Vollen schöpfen. „Was ich Euch noch sagen wollte ...“, so hat er das Werk genannt, das heute Weltpremiere feiert. Und Bud Spencer hat noch einiges zu sagen, vor allem, wenn es um seine manchmal mühseligen Erfahrungen mit der virtuellen Welt und Chat-Versuche mit den Fans geht. Das Buch ist gespickt mit humorvollen Anekdoten aus seiner Zeit als Schauspieler, als er beruflich die Bösen vermöbelte und die geglückten Abreibungen mit einem Teller Bohnen und literweise Bier zelebrierte. „Zwei Fäuste für ein Halleluja“ (1972), „Zwei wie Pech und Schwefel“ (1974) oder „Banana Joe“ (1981) – fast jeder Wurf, in dem Spencer den gutherzigen, schlaggewaltigen und etwas begriffsstutzigen Dickkopf gab, stürmte an die Spitze der Kinocharts. 128 Western und Prügelkomödien hat er gedreht, davon 17 zusammen mit Terence Hill (76).

Die Begegnung mit dem blauäugigen Frauenschwarm sei „wie ein Wunder“ gewesen, sagt er. Denn im Streifen „Gott vergibt. Django nie!“ hätte Peter Martell an der Seite Spencers spielen sollen, der verknackste sich aber am Abend vor Drehbeginn den Fuß. Hill bekam die Rolle – „eine dieser glücklichen Fügungen, die es nur ganz selten gibt“, erklärt Spencers Sohn Giuseppe Pedersoli. Zwischen den Darstellern habe es nie Eifersucht oder Streit gegeben, sondern stets nur innige Freundschaft.

Handfeste Auseinandersetzungen gab es nur vor der Kamera, denn privat verabscheut er Gewalt. „Ich hasse den Krieg“, sagt Bud Spencer und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Plötzlich wird sein fröhliches Gesicht ernst. „Es ist die dümmste Sache der Welt, denn auf der Erde sind wir alle gleich, wir haben alle zwei Beine und ein Gehirn.“

Auch ist er wütend auf die vielen falschen Bud-Spencer-Seiten im Netz. Die täten einfach so, als seien sie echt, machten mit seinem Gesicht Werbung und verdienten damit teilweise auch Geld. „Es gab sogar eine Online-Glücksspielseite, auf der Bud Spencer und Terence Hill zu sehen waren, wie sie Karten austeilen“, erklärt Sohn Giuseppe. „Solche illegalen Aktivitäten gehen gegen alle Werte, für die mein Vater in seinen Filmen gestanden hat.“

Diese Werte – nämlich „Anstand“, der Einsatz für Unterdrückte und Entrechtete mit der Faust als Waffe, zudem Humor und echte Freundschaft – sind es, die Bud Spencer bis heute so beliebt machen. Und seine Fans können sich noch auf einiges freuen. Obwohl seine Gesundheit heute nicht mehr so gut ist wie früher, plant Bud Spencer neue Projekte. So will er weitere Teile seiner Autobiografie schreiben. „Ich habe noch Material für unzählige Bände“, versichert er. Im Juni wird er an einem Event in Klagenfurt teilnehmen, will aber Genaueres nicht enthüllen. „Ich war unzählige Male in Wien und liebe Österreich und seine Gastronomie sehr. Wiener Schnitzel schmecken mir sehr und natürlich auch die Süßspeisen. Aber mein Lieblingsgericht sind Bratkartoffeln, ganz unüblich für einen Neapolitaner, der auf Pizza stehen sollte“, berichtet er.

Trotz seines geschäftigen Lebens denkt Spencer gelegentlich auch an den Tod. „Ich habe es zwar nicht eilig, das Jenseits zu erforschen, ich bin aber ein neugieriger Mensch und will herausfinden, was auf der anderen Seite los ist. Sollte es nichts geben, wäre ich wirklich wütend“, lacht Spencer. (TT, dpa, APA)